Nach einer Flaute-Phase mit schrumpfenden Umsätzen dürfte die Halbleiterbranche wieder in Gang kommen und 2024 auf den Wachstumspfad zurückkehren. Vor allem spezifisch für Künstliche Intelligenz (KI)-Anwendungen entwickelte Chips dürften weiter boomen. Während der Pandemie hatte die Branche mit Lieferkettenproblemen zu kämpfen. Zuletzt kam eine schwächelnde Weltkonjunktur und damit schwächere Nachfrage nach Elektronik-Produkten dazu. Für 2023 prognostiziert der Branchenverband World Semiconductor Trade Statistics (WSTS) noch einen Rückgang des Gesamtumsatzes der Branche um rund 10 Prozent auf 515,1 Mrd. US-Dollar. Für 2024 erwarten die WSTS-Experten dann einen Anstieg um rund 12 Prozent auf knapp 576 Mrd. Dollar.
Ungebrochen ist hingegen das Umsatzwachstum von KI-Chips und dürfte sich künftig noch verstärken. Die Experten der Beratungsfirma Gartner erwarten für heuer ein Umsatzplus bei KI-Komponenten von rund 21 Prozent und für 2024 ein noch stärkeres Wachstum von 25,6 Prozent. Bis 2027 soll sich laut Gartner-Prognosen das Marktvolumen für KI-Chips von heuer 53,5 auf 119,4 Mrd. Dollar sogar mehr als verdoppeln.
Nvidia profitiert von Quasi-Monopol bei KI-Chips
Davon profitiert vor allem Nvidia – ein Halbleiterkonzern, der in der Branche derzeit praktisch zum Synonym für KI geworden ist. Nvidias Chips kommen unter anderem beim Anlernen von KI-Programmen wie dem Chatbot ChatGPT zum Einsatz. Dank des KI-Booms konnte der Chipkonzern aus dem Silicon Valley seinen Umsatz im vergangenen Quartal im Jahresvergleich auf 13,5 Mrd. Dollar verdoppeln. Der Gewinn sprang von 656 Mio. auf knapp 6,2 Mrd. Dollar nach oben. Auch an der Börse kamen die Nvidia-Zahlen gut an, seit Jahresbeginn hat die Aktie an der Nasdaq bereits 232 Prozent zugelegt.
Nvidias Chef und Mitgründer Jensen Huang sieht eine neue Computer-Ära angebrochen. In den Rechenzentren der Welt zeige sich gerade ein „langfristiger Wandel“ von klassischen Prozessoren hin zu den von Nvidia angebotenen Chip-Architekturen, betonte Huang. Die Nachfrage sei gewaltig.
Nvidia hat mit seinem Knowhow im KI-Bereich noch eine Quasi-Monopolstellung. Der Konzern setzt schon lange auf die Entwicklung von Grafikprozessoren (GPU) für Grafikkarten und Videospiele. Chips auf Basis dieser Architektur eigenen sich deutlich besser für KI-Anwendungen und insbesondere das rechenintensive KI-Training als herkömmliche CPUs. Angesichts des KI-Booms kommt Nvidia der explosionsartig gestiegenen Nachfrage derzeit kaum nach.
Andere Chipkonzerne mit gemischten Quartalszahlen – Erholung in Sicht
Andere Branchengrößen meldeten zuletzt durchwachsene Quartalszahlen. Der Halbleiter-Riese Intel ist im vergangenen Quartal zwar in die Gewinnzone zurückgekehrt und schrieb schwarze Zahlen von 1,48 Mrd. Dollar nach einem Verlust von 454 Mio. ein Jahr zuvor. Der Umsatz fiel aber um 15 Prozent auf 12,95 Mrd. Dollar. Die Talfahrt in Intels Geschäft mit PC-Prozessoren verlangsamte sich dabei zumindest. Die Erlöse des Bereichs sanken im Jahresvergleich um 12 Prozent auf 6,8 Mrd. Dollar. Im ersten Quartal war der Umsatz mit dem allgemeinen Rückgang der PC-Verkäufe um 38 Prozent eingebrochen. Für das zweite Halbjahr geht Intel von einer Erholung aus.
Der weltgrößte Chip-Auftragsfertiger TSMC hat zuletzt den ersten Gewinnrückgang seit vier Jahren gemeldet. Allerdings fiel das Minus nicht so stark aus wie befürchtet. Der Überschuss brach im abgelaufenen Quartal um 23,3 Prozent auf umgerechnet 5,2 Mrd. Euro ein. Der Umsatz schrumpfte wie erwartet um 13,7 Prozent auf knapp 15,0 Mrd. Euro.
Der Chipkonzern Qualcomm litt heuer weiter unter der weltweiten Schwäche der Smart-Phone-Verkäufe und meldete für das abgelaufene Quartal einen Umsatzrückgang um 23 Prozent auf rund 8,5 Mrd. Dollar. Der Gewinn brach um rund die Hälfte auf 1,8 Mrd. Dollar ein.
Doch auch die anderen Branchenvertreter erwarten noch heuer eine Erholung. Getragen werden könnte diese vom weiter wachsenden Cloud-Computing und damit mehr Rechenzentren, der Nachfrage nach erneuerbaren Energien und den damit verbundenen Anforderungen und dem Trend zur Elektromobilität. Zudem wollen auch die anderen großen Player im KI-Geschäft stärker mitmischen. So will Intel will im kommenden Jahr eine neue Generation von Superchips für Rechenzentren auf den Markt bringen. Der neue „Sierra Forest“ soll mehr als doppelt so viel Rechenleistung pro Watt Stromverbrauch bringen, kündigte Intel an. Neben den Branchengrößen lockt der Erfolg von Nvidia viele Startups auf den Markt.
Europäische Hersteller profitieren teilweise von ihrer Spezialisierung auf bestimme Märkte. So konnte der Halbleiterhersteller STMicroelectronics dank der guten Nachfrage aus der Automobilbranche seinen Umsatz im abgelaufenen Quartal um 13 Prozent steigern, der Umsatz im Automobil-Bereich legte sogar um ein Drittel zu.
ARM-Börsengang mit Spannung erwartet
Frischen Wind könnte der geplante Börsengang des Chipentwicklers ARM in die Branche bringen. ARM gehört dem japanischen Technologieinvestor Softbank, der bei dem Börsengang eine Bewertung des traditionsreichen Chip-Designers von 50 bis 55 Mrd. Dollar anstrebt. Laut Insidern planen Unternehmen wie Apple und Nvidia bei dem Börsengang jeweils Investitionen zwischen 25 und 100 Mio. Dollar. Die Tech-Konzerne wollten sich aus strategischen Gründen zumindest kleine Anteile an dem Unternehmen sichern, hieß es in Medienberichten mit Bezug auf mit dem Börsengang vertraute Personen.
Ein Unsicherheitsfaktor für die Branche bleibt hingegen China und sein angespanntes Verhältnis zu einigen westlichen Ländern. Bestehende und geplante US-Sanktionen und Exportverbote von Halbleitern und Maschinen zur Herstellung von Halbleitern könnten nicht nur der Branche einen Dämpfer versetzen, sondern auch Gegenreaktionen – etwa beim Export von für die Branche wichtigen Rohstoffen – provozieren. Zudem lastet Chinas schwächelnde Konjunktur auch auf der Nachfrage nach PCs und Unterhaltungselektronik.
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FAZIT: Die Halbleiter-Branche könnte 2024 auf den Wachstumspfad zurückkehren. Davon könnten die börsen-gelisteten Chiphersteller profitieren. Der ERSTE FUTURE INVEST bietet die Möglichkeit mit einem breit gestreuten Fonds an diesem Boom teilzuhaben.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.