Die Finanzmärkte starteten in diese Woche mit hoher Volatilität. Der US-Leitindex S&P 500 musste seit Montag einen Verlust von mehr als 2% hinnehmen, während der europäische Index EuroStoxx 600 rund 3% tiefer notiert. Ausschlaggebend für die Verluste waren drei Entwicklungen:
- Sorgen der Marktteilnehmer aufgrund enttäuschender Unternehmensausblicke in den USA
- Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine
- Die Auswirkungen der Lockdown-Maßnahmen in China
Die Berichtssaison der Unternehmen für das erste Quartal 2022 verläuft den Erwartungen entsprechend gut. Dennoch schrauben manche Unternehmen die Prognosen für den Rest des Jahres zurück, wie zum Beispiel General Electric oder Netflix. Besonders stark von diesen Entwicklungen betroffen war die Technologiebörse NASDAQ, die am Dienstag (26.4.) einen Tagesverlust von fast 4% erlitt. Der Grund war die Nervosität der Anleger:innen im Vorfeld der Unternehmensergebnisse von Alphabet (Google) und Microsoft. Die Google-Muttergesellschaft Alphabet verfehlte nach Börseschluss tatsächlich die Erwartungen der Analyst:innen aufgrund schwächerer Werbeeinnahmen in Europa und Rückschläge bei dem Videodienst YouTube. Nachbörslich gab die Aktie daraufhin ca. 6% nach. Microsoft hingegen konnte die Erwartungen übertreffen.
Die Sorgen bezüglich der Unternehmensergebnisse gehen zudem einher mit einer Zuspitzung der Konfrontation zwischen Russland und den westlichen Staaten. Bei einem Treffen am Dienstag versprachen die USA und ihre Verbündeten neue Lieferungen von schweren Waffen an die Ukraine. Dies wurden begleitet von der Aussage des russischen Außenministers Sergej Lawrow, dass die Bedrohung „eines Atomkriegs nicht zu unterschätzen sei“. Zudem teilten der polnische Gasversorger und das bulgarische Energieministerium mit, dass Russland seine Gaslieferungen heute, Mittwoch, einstellen werde.
Dies sorgte für einen deutlichen Anstieg der Gaspreise an den europäischen Energiebörsen. Auch Rohöl der Nordseemarke Brent notierte am Dienstag (26.4.) um 3.3% im Tagesvergleich höher und kostet aktuell USD 105.7 pro Fass.
Die chinesischen Aktienmärkte konnten in der heutigen Handelssitzung in Asien zulegen (CSI 300 +2.9%) und beendeten damit eine zweitägige Verlustserie, nachdem die chinesische Regierung weiter Unterstützungsmaßnahmen in Form von Infrastrukturinvestitionen angekündigt hat. Dennoch liegt der CSI 300 seit Wochenbeginn mit 3.6% im Minus, da China an seiner Null-Toleranz-Politik bei Covid-19 festhält.
Diese Entwicklungen haben die Nachfrage nach sicheren Häfen in den letzten Tagen gestärkt. Die Rendite US-amerikanischer 10-jähriger Staatsanleihen sank seit Montag um ca. 10 Basispunkte auf 2.76%. Auch in Deutschland waren ähnliche Rückgänge beobachtbar.
Was werden wir in den nächsten Tagen beobachten?
Wir rechnen auch in den nächsten Tagen aufgrund der oben beschriebenen Entwicklungen mit erhöhter Volatilität. Der Volatilitätsindex VIX, der die erwarteten Schwankungen des S&P 500 widerspiegelt, stieg in den letzten Handelssitzungen auf ein Niveau von 33 an. Der Höchstwert seit Jahresbeginn lag bei 36. Dies entspricht Tagesbewegungen im S&P 500 von ca. 2%.
Der Stopp der Gaslieferungen an Polen und auch Bulgarien war gestern für viele Marktteilnehmer eine Erinnerung, dass eine mögliche Eskalation des Krieges in der Ukraine die Energiepreise vor allem in Europa in die Höhe treiben könnte. Wir werden daher weiterhin unsere Allokation zu Gold und Rohstoffen im Allgemeinen in unseren Portfolien halten. Bei den Unternehmensergebnissen in den USA sehen wir weiterhin die Möglichkeit von Enttäuschungen bei einzelnen Unternehmen. Betroffen sein könnten vor allem Unternehmen wie Netflix, die von den Entwicklungen während der Pandemie profitieren konnten. Dennoch verläuft die Berichtssaison für das erste Quartal gut. Bis jetzt haben ca. 25% der Unternehmen im S&P 500 ihre Ergebnisse veröffentlich, wobei 80% die Erwartungen übertreffen konnten.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.