US-Präsident Donald Trump hat seine Kampfansage gegen die von chinesischen Firmen betriebenen sozialen Mediendienste TikTok und WeChat verschärft und damit auch für neue Spannungen im Handelsstreit mit China gesorgt. Der Republikaner verfügte zuletzt Anordnungen, die Transaktionen mit dem TikTok-Betreiber ByteDance und dem WeChat-Eigner Tencent untersagen. Die Dekrete treten in 45 Tagen in Kraft.
Damit richtet sich Trump gegen zwei auch in den USA sehr beliebte Dienste. WeChat ist ein erfolgreicher WhatsApp-Konkurrent, der Dienst hat in den USA rund drei Millionen User, die meisten davon Chinesen. Der WeChat-Betreiber Tencent ist zudem mit fünf Prozent am Elektroautokonzern Tesla, zwölf Prozent an der Snapchat-Mutter Snap und auch an dem Musikstreaming-Dienst Spotify und dem weltgrößten Musiklabel Universal Music beteiligt.
TikTok ist eine international erfolgreiche Videoplattform mit Hunderten Millionen Nutzern weltweit. Nutzer können dort eigene Clips hochladen, bearbeiten oder Videos von anderen ansehen. Das Netzwerk hat sich in den USA zunehmend zu einer Plattform für politische Debatten und Kampagnen entwickelt, was auch Trump ein Dorn im Auge sein dürfte. Die App hat rund 100 Millionen Nutzer in den USA. Sie ist vor allem bei jungen Nutzern sehr beliebt. Sechs von zehn Teenagern in den USA verwenden mittlerweile TikTok. Das geht aus einer halbjährlich unter 5.200 Jugendlichen durchgeführten Umfrage der US-Investmentbank Piper Sandler hervor.
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Die US-Regierung warnt schon länger vor der angeblichen Gefahr, dass über TikTok Daten von Amerikanern in die Hände chinesischer Behörden geraten könnten. TikTok versichert zwar, die chinesische Regierung habe keinen Zugriff auf Nutzerdaten und habe dies auch nie verlangt. Präsident Trump hat zuletzt dennoch mit Verweis auf die Datensicherheit mit einem Komplettverbot von TikTok gedroht. Er sieht weiter die Gefahr von Spionage und politischer Einflussnahme aus Peking, hätte aber keinen Einwand gegen einen Weiterbetrieb der Plattform mit einem amerikanischen Eigentümer in den USA. Sollte aber bis 15. September kein Verkauf an eine US-Firma unter Dach und Fach sein, gilt das Verbot.
Microsoft zu Übernahme des US-Teils von TikTok bereit
Microsoft hat sich in Folge nach politischem Druck aus dem Weißen Haus in Stellung gebracht, das US-Geschäft von TikTok zu übernehmen. Der Softwareriese will bis Mitte September einen Deal mit dem TikTok-Eigentümer ByteDance aushandeln. Bytedance selbst ist nach der Verbotsankündigung von US-Präsident Donald Trump Insidern zufolge zu einem vollständigen Verkauf der US-Geschäfte der Plattform bereit.
Trump hat daraufhin gefordert, dass die US-Regierung bei einer möglichen Übernahme des nordamerikanischen Geschäfts von TikTok durch den Microsoft mitverdient. Nach einem Gespräch mit Microsoft-Chef Satya Nadella berichtete Trump, er habe diesem gesagt, dass „ein sehr erheblicher Teil“ des Verkaufspreises in die US-Staatskasse fließen müsse, „weil wir dieses Geschäft ermöglichen“. Mehrere US-Medien sprachen von einer ungewöhnlichen Einmischung, für die es in der jüngeren amerikanischen Geschichte keine Beispiele gebe.
In China hatte diese Pläne massive Kritik hervorgerufen. Chinas Regierung wirft Trump „Einschüchterung“ vor. Seine Drohung das Unternehmen in den USA zu verbieten, sei „einfach und klar Einschüchterung“, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums. ChinesischeTikTok-Nutzer haben zudem angekündigt, im Falle eines Verkaufs an Microsoft Dienste wie den Twitter-Konkurrenten Weibo oder die Video-App Douyin sowie die Nachrichtenplattform Jinri Toutiao zu deinstallieren. Auch amerikanische TikTok-User hatten in sozialen Medien zuletzt massiv gegen die Verbotspläne von Trump protestiert.
Nach dem jüngsten Verbot von Geschäften mit ByteDance und Tencent ist aber von einem Verkauf des US-Geschäfts ohnedies keine Rede mehr. Nachdem ByteDance einem Verkauf des US-Geschäfts offengegenüber gestanden war, vergraulte Trump mit dem jüngsten Dekret nun auch den TikTok-Betreiber. TikTok kündigte an, gegen ein Verbot durch die US-Regierung juristisch vorgehen zu wollen.
Handelskrieg weiter angeheizt
Mit seiner Kampfansage heizt der US-Präsident auch den Handelsstreit zwischen den USA und China wieder an. An den Börsen löste der Streit weltweit Sorgen aus: „Wir könnten den Beginn eines IT-Kriegs sehen“, sagte Nana Otuki, Chefanalyst bei Monex Securities. IT-Experte James Lewis vom Center for Strategic and International Studies ist sich sicher: „China wird Vergeltung üben.“ Er sieht eine neue Dimension in dem schon lange andauernden Streit der Großmächte: „Dies ist ein Bruch in der digitalen Welt zwischen den USA und China.“
Seit gut zwei Jahren beschäftigt der Handelskrieg die beiden größten Volkswirtschaften der Welt. Ein im Jänner unterzeichnetes Handelsabkommen sorgte nur zwischenzeitlich für eine Beruhigung. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie ist der Ton wieder schärfer geworden. Kritiker vermuten in dem Feldzug gegen die chinesischen Apps auch einen politischen Schachzug Trumps, um in der heißen Phase des Wahlkampfs von der Coronakrise im eigenen Land und dem Einbruch der US-Wirtschaft mit Millionen Arbeitslosen abzulenken.
Erste AM Aktienfonds für Technologie-Unternehmen
ERSTE STOCK TECHNO – der im Jahr 2000 aufgelegte Aktienfonds investiert vor allem in Unternehmen der entwickelten Märkte aus dem Bereich Technologie. Der Großteil der Unternehmen in diesem Bereich ist in den USA zu finden. Das führt dazu, dass Aktien aus dem pazifischen Raum und aus Europa im Fonds eher eine untergeordnete Rolle spielen.
ERSTE FUTURE INVEST – ist ein aktiv gemanagter, globaler Aktienfonds, der in Megatrends („zukunftsträchtige“ Themen) investiert. Im Zuge der Titelselektion werden Aktien ausgewählt, die einem oder mehreren der folgenden Trends zugeordnet sind: Gesundheit und Vorsorge, Lebensstil, Technologie und Innovation, Umwelt und saubere Energie sowie aufstrebende Märkte.
Wichtige rechtliche Hinweise:
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