Mag. Gerold Permoser ist Chief Investment Officer (CIO) und Chief Sustainable Investment Officer (CSIO) der Erste Asset Management. In dieser Funktion verantwortet er die gesamten Asset Management-Aktivitäten und Anlagestrategien aller Investmentfonds der Erste Asset Management in Österreich, Deutschland, Kroatien, Rumänien, der Slowakei, Tschechien und Ungarn.
Eigentlich ist die Formulierung falsch. Es müsste nicht Staub zu Staub, sondern Wasser zu Wasser heißen. Der Mensch besteht zum größten Teil aus Wasser. Ohne Wasser gäbe es kein Leben auf der Erde. Kaum ein Thema könnte direkter mit dem Begriff der Nachhaltigkeit zu tun haben als Wasser. Kein Wunder, dass Wasser aus unterschiedlichsten nachhaltigen Blickwinkeln analysiert werden kann.
Aus Umweltsicht geht es vor allem um zu starke Nutzung von Wasser und den Einfluss, den dieses Konsumverhalten auf die Umwelt hat. Verschmutzte Gewässer zerstören den Lebensraum von Mensch und Tier. „Verwüstete“ Landschaften, im wortwörtlichen Sinn, sind die Folge zu starker Wasserentnahme in vielen Gegenden der Erde. Der Baikalsee, der Aralsee, der Lake Tahoe drohen zu verschwinden und das Tote Meer verdient sich seinen Namen gerade neu: Jährlich fällt der Wasserstand um ca. 70 cm. Wasser wird auch in industriellen Prozessen genutzt und verändert. Vor ein paar Jahren habe ich die Ausstellung eines Fotografen gesehen, in der es um Atomkraft in unserer Mitte ging. Auf einem Bild sah man einen Fischer im Schatten von Kühltürmen fischen. In der Erklärung dazu hieß es, dass die Fischer diesen Ort schätzen, weil die Fische dort größer wären. Das Kühlwasser aus dem Atomkraftwerk wird durch den Kühlvorgang um ein paar Grad erwärmt, was die Fische schneller wachsen lässt. Wasser hat auch eine soziale Dimension. Sauberes Wasser kostet Geld, zumindest in vielen Regionen der Welt. Wer kein Geld hat, hat in der Regel auch kein oder weniger sauberes Wasser. Dreckiges Wasser macht krank. In Entwicklungsländern ist Durchfall eine der häufigsten Ursachen für die hohe Kindersterblichkeit. 8% der Fälle sind darauf zurückzuführen. Fast alle vermeidbar, wenn man diese mit derselben Statistik in Österreich vergleicht. Der fehlende Zugang zu sauberem Wasser ist nicht zuletzt auch einer der Hauptgründe, warum Menschen aus ihrem Lebensraum flüchten. Wo kein Wasser (mehr) ist, kann man nicht leben.
Und auch aus Sicht der Governance, im weitesten Sinn, ist Wasser ein Thema. Wem gehört Wasser? Darf Wasser privatisiert werden? Das sind Fragen von gesellschaftlicher Relevanz, die natürlich auch Unternehmen betreffen. Wie stellt man bei (teurem) privatem Wasser sicher, dass jeder ausreichend Zugang dazu hat? Wie stellt man bei (billigem) öffentlichem Wasser sicher, dass verantwortungsvoll mit den Ressourcen umgegangen wird? Diese Frage, und damit das Governancethema, endet auch nicht an Landesgrenzen. Tim Marshall erklärt in seinem Buch „Die Macht der Geografie“ Weltpolitik anhand von zehn „Landkarten“. Eine Karte, die wir in Zukunft noch oft anschauen werden, ist die der globalen Entwässerungssysteme. Wassersysteme decken sich nicht notwendigerweise mit Landesgrenzen. Euphrat und Tigris sind die Lebensgrundlage des Iraks. Ihre Quellen liegen aber in der Türkei, wo sie auch gestaut und in Zukunft vielleicht umgeleitet werden. Kein Wunder, dass die UNO davon ausgeht, dass der Kampf um Wasser eine der Hauptursachen für Kriege und damit für soziale Probleme und Flucht in den nächsten Jahren werden wird. Der Mensch steht dem natürlich nicht tatenlos gegenüber. Der Welthandel ist über weite Strecken Wasserhandel. Die wasserreichen Gegenden der Welt liefern z.B. Fleisch und Weizen, beides wasserintensive Produkte, im Austausch für arbeitsintensive Produkte, die relativ wenig Wasser brauchen. Darum gibt es in Ägypten argentinischen Weizen und bei uns ägyptische Bohnen. All das bringt aber wiederum seine eigenen ESG-Probleme* mit sich.
Wasser ist ein zentrales ESG Thema. Angesichts des Tages des Wassers (22. März) haben wir uns zwei Ziele gesetzt: Zum einen möchten wir mit diesem ESG-Letter die nachhaltigen Kernthemen rund um Wasser herausarbeiten. Zum anderen haben wir einen Wasserfußabdruck für unsere nachhaltigen Aktienfonds erstellt. Wissen und Transparenz sind die Voraussetzungen um etwas ändern und verbessern zu können. Fangen wir damit an.
Mag. Gerold Permoser
*ESG steht für „Environmental, Social and Governance“ – zu Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Das sind die drei groben Kategorien, nach denen Unternehmen beim nachhaltigen Investieren geprüft werden.