Mit der Wiederwahl von Donald J. Trump und seiner aggressiven Geopolitik verändern sich die globalen Wirtschaftsstrukturen wie seit langem nicht. Seine „America First“ Strategie ist in dieser zweiten Amtsperiode nicht auf wirtschaftspolitische Interessen begrenzt. Auch geostrategische Ziele, seien es die Anspielungen auf Grönland, Kanada oder den Golf von Mexiko, sind nun auf der Agenda.
Das am 3. April von Trump verkündete Zollpaket in Verbindung mit Drohungen an NATO-Mitglieder ihre Verteidigungsausgaben zu erhöhen bricht einen jahrzehntelangen Globalisierungstrend, der unter anderem Frieden und reales Wachstum geschaffen hat. Auch wenn der US-Präsident mittlerweile eine 90-tägige Pause für die neuen Zölle verkündete, löste die Masse an strukturellen Veränderungen während des ersten Quartals 2025 vor allem eines aus: Unsicherheit.
Diese Unsicherheit hat sich in den vergangenen Wochen auch an den Finanzmärkten spürbar gemacht, vor allem im Segment schnell wachsender Technologieunternehmen, welche verstärkt über zukünftiges Gewinnpotenzial und weniger auf Basis ihrer stabilen Umsätze bewertet werden. So hat das Segment schnell wachsender Unternehmen (Growth), überwiegend aus dem US-Technologiesektor, dieses Jahr bereits ~18,5% eingebüßt, während tendenziell günstiger bewertete stabile Unternehmensaktien (Value) im gleichen Zeitraum nur ~1,5% verloren. (Hinweis: Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen.)

Zusätzlich zur genannten Sektor-Rotation in stabilere Value-Strategien, bekamen europäische Industrieunternehmen durch das von der deutschen Bundesregierung kürzlich beschlossene Rüstungs- und Infrastrukturpaket starken Rückenwind. Die Suche nach Stabilität in einem globalen Investmentportfolio rückt demnach nach langer Zeit auch wieder den historisch günstigeren europäischen Aktienmarkt in den Fokus. Das durchschnittliche KGV im Nasdaq lag – großteils aufgrund enormer Unternehmensgewinnzuwächse – im Februar 2025 bei ~37x, während derselbe Wert für deutsche DAX-Unternehmen bei ~17x handelte.
Die Tendenz, hin zur Risikoreduktion und teilweisen geographischen Neuausrichtung in der Asset-Allokation, wurde in den letzten Wochen auch von den großen Kapitalflüssen – gemessen an Zu- und Abflüssen großer ETFs – bestätigt. Das bietet eine unterstützende Dynamik für einen möglichen nachhaltigen Aufwärtstrend in diesem Segment. Wie aus den folgenden Balkendiagrammen hervorgeht, konnten nordamerikanische (>90% USA) Fonds weniger Zuflüsse, als europäische oder japanische verzeichnen. Darüber hinaus ist in den vergangenen Monaten vermehrt Kapital in defensive bzw. konservativ bewertete Aktiensegmente (Global Value) geflossen.

Value, ein Stabilitätsfaktor im Investmentportfolio
Eine auf Value-Aktien fokussierte Investment-Strategie selektiert Unternehmen nach relativer Bewertung zum Markt bzw. zum fairen, inneren Wert, laut Bilanzanalyse. Zudem spielen Qualitätsfaktoren wie: Resilienz des Geschäftsmodells und der Umsätze, solide Cash-Flow-Generierung bei gleichzeitig niedriger Verschuldungsquote und Stabilität der Nachfrage bzw. Preissetzungsmacht eine essenzielle Rolle. Vor allem Letzteres ist in Anbetracht der neuen Zölle ein wertvolles Differenzierungsmerkmal, da die Möglichkeit, höhere Preise an Konsument:innen in verschiedenen Ländern weiterzugeben, die Gewinnmargen nur marginal schmälert und somit die Profitabilität relativ stabil bleibt. Historisch betrachtet gelingt es Value-Unternehmen also besser, Stressphasen an den globalen Finanzmärkten zu umschiffen, was mit einer höheren Investorennachfrage einhergeht und tendenziell zu einer relativ starken Performance führen kann. (Hinweis: Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen).

Aus der Sicht eines Value-Investors oder einer Value-Investorin entstehen aus den strukturellen Veränderungen also potenzielle Investmentopportunitäten, vor allem da die Bewertungsabstände zwischen den Top-Unternehmen und dem Rest des Marktes aktuell so groß sind wie seit dem Tech-Boom Ende der 90er-Jahre nicht mehr. Dies bietet die Möglichkeit, diversifizierte Portfolios mit niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGV) aufzubauen und gleichzeitig der aktuellen Volatilität auszuweichen.
Abschließend sollte man vermerken, dass eine Rotation in defensivere Investmentstrategien temporär für mehr Stabilität im Portfolio sorgen kann, die Performance hochinnovativer Technologie- und Wachstumsunternehmen aber langfristig nicht kompensieren können wird.
Hinweis: Bitte beachten Sie, dass eine Veranlagung in Wertpapiere neben Chancen auch Risiken beinhaltet.