Angesichts von Black Friday und Cyber Monday richtete sich der Blick der Börsen zuletzt auf die Weihnachtseinkäufe der Verbraucher und hier insbesondere der US-Konsumenten. An den beiden Einkaufstagen nach Thanksgiving locken viele Anbieter in den USA traditionell mit Rabatten und Sonderangeboten, mittelweile gewinnt das Ritual aber auch in anderen Ländern stark an Bedeutung. Scharenweise stürmen die US-Verbraucher an diesen Tagen die Geschäfte und kaufen online.
Der heimische Konsum hat immense Bedeutung für die US-Konjunktur, und hier nimmt das Weihnachtsgeschäft noch dazu eine Sonderstellung ein. Angesichts der hohen Inflation und steigender Zinsen und deren möglichen Wirkung auf das Konsumverhalten blickten die Finanzmärkte heuer daher besonders gespannt auf die beiden Großkampftage im US-Weihnachtshandel.
Online-Handel dürfte in den USA weiter zugenommen haben
Der größte Hoffnungsschimmer ist dabei der weiter boomende Online-Handel, denn hier zeichnen sich Experten zufolge trotz des starken Preisdrucks neue Rekorde ab. Gut 31 Prozent der von S&P-Global befragen Konsumenten gaben im Vorfeld an, mehr Einkäufe als im Vorjahr online zu tätigen. 43 Prozent der Befragten wollen den Großteil ihrer Weihnachtseinkäufe online abwickeln.
Ersten Daten von Adobe Analytics zufolge dürften die US-Verbraucher allein am Freitag zwischen 9 und 9,2 Mrd. Dollar im Online-Handel ausgegeben haben. Für den gesamten Zeitraum von Thanksgiving bis Cyber Monday, der sogenannten „Cyber Week“, prognostiziert Adobe laut seinen Umfragen einen Umsatz im Online-Handel von 34,8 Mrd. Dollar. Gegenüber dem Vorjahr wäre das ein Wachstum von 2,8 Prozent.
Verbraucherstimmung hat sich seit Sommer erholt
Insgesamt dürfte die Inflation aber weiter auf den Ausgaben der US-Verbraucher lasten. Die National Retail Federation prognostiziert zwar, dass 166,3 Mio. Verbraucher in der Cyber Week Weihnachtseinkäufe tätigen und damit um 8 Mio. mehr als im Vorjahr. Diese dürften aber unterm Strich weniger Geld im Handel lassen. 26 Prozent der von S&P befragten Verbraucher wollen im heurigen Weihnachtsgeschäft weniger ausgeben als im Vorjahr, nur gut 7 Prozent planen ihre Ausgaben zu steigern. Als Hauptgrund für die geplanten Ausgabenkürzungen nennen knapp 84 Prozent der Befragten die hohe Inflation.
Auch in dem von der Uni Michigan ermittelten Index der Verbraucherstimmung dürfte sich vor allem die hohe Inflation dämpfend niederschlagen, allerdings zeigte das Barometer im Jahresverlauf Erholungstendenzen. Nach einem Rekordtief von 50 Punkten im Juni setzte eine Erholung ein, im November kam der an den Börsen viel beachtete Indikator aber wieder um 5,2 auf 54,7 Punkte etwas zurück. Darin enthalten dürfte aber auch die Unsicherheit wegen der mittlerweile ausgetragenen Mid-Term-Elections gewesen sein.
Die Inflationserwartungen der Verbraucher sind laut der Uni Michigan zuletzt leicht gestiegen. Auf Sicht von einem Jahr erwarten sie eine Inflationsrate von 5,1 Prozent und auf Sicht von 5 bis 10 Jahren eine Rate von 3,0 Prozent. Dies sind jeweils 0,1 Prozentpunkte mehr als im Vormonat. Im Oktober war die Inflationsrate laut Daten vom Donnerstag auf 7,7 Prozent gefallen.
Einzelhandelsriese Walmart steigert zuletzt die Umsätze
Die Aktien vieler an der Börse notierter Einzelhandelswerte konnten sich im Herbst erholen und zulegen. So machten die Aktien von Walmart in den Herbstmonaten Boden gut und liegen auf Jahressicht 5,8 Prozent im Plus. Der US-Shopping-Riese hatte im Sommer trotz hoher Inflation eine starke Nachfrage verbucht. Im dritten Quartal legte der Umsatz im Jahresvergleich um knapp 9 Prozent auf 152,8 Mrd. Dollar zu.
Trotz hoher Preise gaben US-Verbraucher laut Walmart viel Geld für Lebensmittel und Kleidung aus. Der Konzern erhöhte sein Umsatzziel für das Gesamtjahr und geht jetzt von einem Wachstum der Erlöse um 5,5 Prozent aus. Auch die Gewinnprognose hob Walmart an, rechnet aber weiter mit einem deutlichen Rückgang gegenüber dem Vorjahr.
Anders sieht die Entwicklung beim Online-Riesen Amazon aus, die Aktie liegt nach Verlusten im Herbst auf Jahressicht 44 Prozent im Minus. Amazon hatte bei der Vorlage seiner Quartalszahlen zuletzt mit einer schwachen Prognose für das Weihnachtsgeschäft enttäuscht. Auch bei der immer wichtigeren Cloud-Sparte blieb der Konzern hinter den Erwartungen zurück.
Deutscher Handel sieht nach erstem Advent-Wochenende Hoffnungsschimmer
In Europa stehen die Einkaufstage Black Friday und Cyber Monday mittlerweile auch zunehmend im Fokus der Börsen. In Deutschland verlief das Geschäfts zuletzt schleppend, erste Umfragedaten des Handelsverbands Deutschland (HDE) zum ersten Adventwochenende lassen aber auf eine Belebung hoffen. „Das Weihnachtsgeschäft steht unter dem Eindruck der Energiekrise. Der Handel bekommt die Verunsicherung der Verbraucherinnen und Verbraucher zu spüren. Zu beobachten ist aber auch eine deutliche Belebung des Geschäfts am ersten Adventswochenende“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.
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