Was tut sich an den Märkten? In unserem Investment View geben die Expert:innen unserer Investmentabteilung regelmäßig Einblicke in das aktuelle Marktgeschehen und ihre Einschätzung zu den verschiedenen Anlageklassen.
Hinweis: Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen. Bitte beachten Sie, dass eine Veranlagung in Wertpapiere neben Chancen auch Risiken beinhaltet.
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Makroökonomischer Ausblick
Das aus unserer Sicht wahrscheinlichste Szenario für das laufende Jahr lautet weiterhin „No Landing“. Wir denken, dass die Inflation in den entwickelten Märkten über dem Ziel von rund zwei Prozent bleibt, während die Wirtschaft im Trend weiterhin wächst. Die Renditen an den Anleihenmärkten dürften seitwärts bis höher tendieren. Die Zollpolitik der USA sollte die Wachstumsunterschiede zwischen den USA und dem Rest der Welt weiter verstärken. Bei der US-Notenbank Federal Reserve rechnen wir mit einer Abwärtskorrektur des Leitzinses auf 4% bis Jahresende, bei der EZB erwarten wir Senkungen auf 1,75% bis Ende 2025.
Szenarien
Szenario 1 (keine Landung/heterogenes Umfeld)
Trend zu Wachstum in den entwickelten Märkten. Die US-Zollerhöhungen vergrößern die Kluft zwischen den USA und dem Rest. Während in diesem Szenario das Wachstum für 2025 in den USA auf 2,3% prognostiziert wird, sollte es in der Eurozone bei nur 0,8% liegen. Auch die Inflationsentwicklung wäre heterogen: USA 2,4%, Eurozone 1,8%. Die Fed würde in diesem Fall die Leitzinsen nur leicht auf 4% senken, während die EZB kräftigere Zinsschritte auf ein Niveau von 1,75% macht.
Wahrscheinlichkeit aus unserer Sicht: 35%
Szenario 2 (weiche Landung/Normalisierung)
Schwächeres Wachstum unter Potenzial. Das Wachstum in der Eurozone bleibt aber niedrig. Die Inflation sinkt in Richtung Zielwert. Die Notenbanken reagieren mit deutlichen Zinssenkungen.
Wahrscheinlichkeit aus unserer Sicht: 25%
Szenario 3 (Stagflation/Handelskrieg)
Ein potenzieller Handelskrieg würde die Inflation erhöhen und das Wachstum verringern. Die Stimmung in der Wirtschaft würde sich verschlechtern, der Welthandel und die Produktion drohen zu schrumpfen. Auf geopolitischer Ebene hätten höhere Energiepreise Auswirkungen. Sowohl Geld- als auch Fiskalpolitik würden mit Lockerungen reagieren.
Wahrscheinlichkeit aus unserer Sicht: 25%
Szenario 4 (Rezession/restriktive Politik)
Geld- und Fiskalpolitik bleiben zu lange restriktiv, was zu einer deutlichen Abschwächung am Arbeitsmarkt und fallende Inflation führen würde. Ein Handelskrieg, die stagnierende Produktivität in der EU und eine potenzielle Deflation in China wären Risikofaktoren.
Wahrscheinlichkeit aus unserer Sicht: 15%
Anlageklassen
Die Marktentwicklung im Januar war recht volatil. Eines der wichtigsten Marktthemen im Januar war die Amtseinführung von Präsident Trump und die potenziellen Auswirkungen auf die Politik, insbesondere in Bezug auf die erwarteten Änderungen bei den Zöllen und deren Auswirkungen auf die US- und globalen Märkte. Die 10-jährige Rendite in den USA erreichte ein 14-Monats-Hoch, bevor sie angesichts der Anzeichen einer Desinflation und der Flucht in relativ sichere Anlageklassen zurückging. Grund war unter anderem das chinesische Start-Up DeepSeek, das den USA die Führungsposition im Bereich der künstlichen Intelligenz streitig macht.
Aktien von KI-bezogenen Unternehmen wie NVIDIA verzeichneten einige starke Kurseinbrüche, als die Anleger die Nachrichten verdauten, dass DeepSeek seine generativen KI-Fähigkeiten so trainiert hat, dass sie vergleichbare Ergebnisse wie die Marktführer erzielen, allerdings zu einem Bruchteil der Kosten. Dies stellt die Notwendigkeit der hohen Investitionen in fortschrittliche KI-Chips und Rechenzentrumskapazitäten in Frage.
Hinweis: Die hier angeführten Unternehmen sind beispielhaft ausgewählt worden und stellen keine Anlageempfehlung dar.
Die jüngste Marktvolatilität verdeutlicht das hohe Maß an Unsicherheit, was uns dazu veranlasst hat, unsere aktuelle Allokation im Februar beizubehalten. Wir bevorzugen weiterhin einen diversifizierten Ansatz mit einer leichten Untergewichtung von Aktien und einer Übergewichtung von Hochzinsanleihen und Gold. Diese Positionierung bietet ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Risiko und Chancen und gewährleistet Widerstandsfähigkeit für die kommenden Monate.

Quelle: Erste Asset Management; Hinweis: Sofern in dieser Unterlage Portfoliopositionierungen von Fonds bekannt gegeben werden, basieren diese auf dem Stand der Marktentwicklung zum 21.2.2025. Im Rahmen des aktiven Managements können sich die genannten Portfoliopositionierungen jederzeit ändern. Bitte beachten Sie, dass eine Veranlagung in Wertpapiere neben Chancen auch Risiken beinhaltet.
Aktien
Unsere leicht defensive Aktienpositionierung ist auf die anhaltenden Risiken zurückzuführen, insbesondere auf das Potenzial eines drohenden Handelskriegs.
Wir haben in unserer Aktienallokation eine strategische Umschichtung von Wachstums- zu Substanzwerten vorgenommen – sogenannten Value-Aktien. Die Bewertungen von Wachstumswerten sind aus unserer Sicht teilweise überzogen, während Substanzwerte weiterhin attraktiv bewertet sind, da ihre KGVs (Kurs-Gewinn-Verhältnisse) auf dem langfristigen Durchschnitt liegen. Dies bietet die Chance auf ein beträchtliches Aufwärtspotenzial, da sich die Anleger:innen in einem breiter werdenden Markt, der starke Fundamentaldaten jenseits der Mega-Caps belohnt, zunehmend auf Value-Aktien verlagern könnten. Außerdem sorgen steigende Zinsen für Gegenwind bei Wachstumswerten, insbesondere im Technologiesektor.
Vor diesem Hintergrund haben wir unsere Positionen in europäischen und US-amerikanischen Value-Titeln aufgestockt und gleichzeitig unser Engagement in US-Wachstumswerten und US-Aktien mit geringer Volatilität reduziert. Dieser Schritt hat auch zu einer allgemeinen Erhöhung unseres Engagements in europäischen Aktien auf Kosten der US-Region geführt. Die Anzeichen einer nachhaltigen wirtschaftlichen Erholung in Europa bieten eine attraktive Diversifizierungsmöglichkeit,
Staatsanleihen
Als Reaktion auf die jüngsten Marktentwicklungen und Renditebewegungen bleiben wir bei einer negativen Haltung zu Staatsanleihen. Wir bevorzugen weiterhin Positionen, die von einer steileren Renditekurve profitieren, da sowohl die kurz- als auch die langfristigen Inflationserwartungen weltweit weiter ansteigen.
In den USA tendieren die neutralen Zinsschätzungen nach oben, und das Risiko weniger Zinssenkungen hat sich aufgrund des starken Wirtschaftswachstums und der anhaltenden Inflation erhöht. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass die US-Notenbank von einer lockeren Haltung zu einer neutralen oder strafferen Ausrichtung übergehen könnte. Das würde eine Pause bei den Zinssenkungen oder sogar wieder Leitzinsanhebungen bedeuten.
Vor diesem Hintergrund bevorzugen wir europäische Anleihen, da das Wirtschaftswachstum in Teilen der Eurozone weiterhin schwach ist, was die Wahrscheinlichkeit weiterer Zinssenkungen erhöht. Darüber hinaus halten wir an unserer positiven Einschätzung für Lokalwährungsanleihen aus Schwellenländern fest. Die Abwertung der Lokalwährungen in den Emerging Markets scheinen vorbei zu sein, was diese Anlageklasse unterstützt.
Unternehmensanleihen
Hochzinsanleihen sind nach wie vor ein attraktiver Markt, der durch solide Fundamentaldaten der Unternehmen, niedrige Ausfallraten und eine anhaltende Nachfrage der Anleger:innen gestützt wird. Während das Potenzial für eine weitere Verengung der Risikoaufschläge begrenzt erscheint, bleiben die Finanzierungsbedingungen insgesamt günstig, insbesondere in ausgewählten regionalen Märkten.
Wir sehen europäische Hochzinsanleihen als eine gute Option, die von der unterstützenden Politik der EZB profitiert. Die Bewertungen sind nach wie vor attraktiv, was unsere positive Einstellung zu dieser Region unterstreicht.
Asiatische Hochzinsanleihen bieten Diversifizierungsvorteile, wobei Chinas Konjunkturmaßnahmen für Rückenwind sorgen. Ihre geringe Korrelation mit anderen Märkten erhöht ihre Widerstandsfähigkeit und macht sie zu einer wertvollen Komponente in einem ausgewogenen Portfolio.
Angesichts des allgemeinen makroökonomischen Umfelds und der attraktiven Renditeniveaus tendieren wir weiterhin zu risikoreicheren Anleihensegmenten, während wir bei US-Hochzinsanleihen und Investment-Grade-Anleihen im Allgemeinen Vorsicht walten lassen, da hier die Bewertungen und die längere Duration weniger günstig erscheinen.
Geldmarkt
Geldmarktinstrumente bleiben im aktuellen Umfeld eine attraktive Option, da sie eine Kombination aus Liquidität, Stabilität und wettbewerbsfähigen Renditen bieten. Da die Zinskurve Anzeichen einer leichten Versteilerung aufweist, bieten kurzfristige Instrumente weiterhin eine solide Rendite bei gleichzeitiger Minderung des Durationsrisikos. Ihr defensiver Charakter macht sie zu einer wertvollen Komponente unserer breiteren Anlagestrategie, die Flexibilität in einem volatilen Marktumfeld gewährleistet.
Rohstoffe
Bei Energie und Industriemetallen sind wir neutral eingestellt. Die Produktionsbeschränkungen der OPEC bieten eine gewisse Unterstützung, aber der Markt bleibt gut versorgt, und das Nachfragewachstum ist träge. Die Konjunkturmaßnahmen Chinas haben noch keine starken Impulse gebracht, und der stärkere US-Dollar belastet weiterhin die Industriemetalle. Die geopolitischen Risiken bestehen zwar weiterhin, bestimmen aber derzeit nicht die Marktstimmung.
Wir halten an unserer Übergewichtung von Gold fest, da die höhere Inflation in den USA und die steigende Verschuldung die langfristige Attraktivität von Gold unterstützen. Trotz eines kurzfristigen Rückschlags nach den US-Wahlen hat der Goldpreis neue Höchststände erreicht, was auf ein starkes technisches Momentum und anhaltende Käufe durch Zentralbanken und Privatanleger:innen zurückzuführen ist.