Der Ölverbund OPEC+ hatte sich bei seiner virtuellen Sitzung am vergangenen Donnerstag nicht auf offizielle Produktionskürzungen einigen können. In einer gemeinsamen Erklärung nach der Sitzung teilten die etwas mehr als zwanzig Staaten der OPEC+ lediglich mit, dass Brasilien Anfang kommenden Jahres dem Förderverbund beitreten soll. Der Ölverband plant zwar auch weitere Förderbeschränkungen, diese dürften freiwilliger Natur sein. Es gab auch keine offizielle Erklärung der OPEC zu den Kürzungen. Mitteilungen zu Kürzungsplänen kamen lediglich von einzelnen Mitgliedstaaten oder inoffiziell von Sitzungsteilnehmern.
So will Saudi-Arabien seine bisherigen Kürzungen von einer Million Barrel pro Tag im nächsten Jahr fortsetzen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf OPEC-Delegierte. Zusätzlich wollten auch andere Mitgliedsländer ihr Angebot verringern. Laut den Bloomberg-Informationen sollen sich die zusätzlichen Produktionsbeschränkungen auf eine Million Barrel (je 159 Liter) pro Tag belaufen.
Im ersten Quartal 2024 werde die Förderkürzung sogar bei 2,2 Millionen Barrel pro Tag liegen, hieß es aus Moskau. Russland werde sich darin mit einer Lieferkürzung von 200.000 Barrel an Ölprodukten täglich beteiligen. „Die Entscheidungen, die getroffen wurden, zielen in erster Linie auf die Beseitigung von Risiken in Zeiten niedriger Nachfrage“, sagte der für den Energiesektor zuständige Vizeregierungschef Alexander Nowak am vergangenen Donnerstag dem russischen Staatsfernsehen.
Laut Nowak ist die Nachfrage saisonal bedingt rückläufig. Darauf habe die Organisation OPEC+ reagieren müssen, um die Preise stabil zu halten. Die Teilnehmerländer würden aber die weitere Marktentwicklung aufmerksam verfolgen.
Ölpreis gibt nach OPEC-Sitzung deutlich nach
An den Rohstoffmärkten wurde die OPEC-Sitzung negativ aufgenommen. Der Preis für die Rohöl-Referenzsorte Brent fiel am Tag der Sitzung von über 84 auf rund 80 Dollar je Fass und gab in den Folgetagen noch etwas weiter nach. Zuletzt lag der Brent-Preis bei knapp 78 Dollar je Fass. Damit ist der Ölpreis von Niveaus bei über 130 Dollar zu Beginn des Ukraine-Kriegs kräftig zurückgekommen. Für Verunsicherung sorgte, dass die Kürzungspläne nicht durch den Verbund mitgeteilt wurden, sondern durch einzelne Mitgliedstaaten. Dies wurde an den Märkten als Zeichen eines Mangels an Zusammenhalt innerhalb der OPEC+ gewertet.
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Bereits davor hatte die Verschiebung des ursprünglich früher geplanten Termins wegen interner Konflikte für Verunsicherung und fallende Ölpreise gesorgt. Für Disput soll eine Uneinigkeit hinsichtlich der geplanten Fördermengen gesorgt haben.
Auch die Freiwilligkeit der Pläne ließ an den Rohstoffmärkten Zweifel an ihrer Wirksamkeit aufkommen. So habe mit Angola bereits ein Mitgliedsland seine Quote abgelehnt, hieß es aus Kreisen. Schon in den vergangenen Monaten wurde die bestehende Förderkürzung immer wieder von einzelnen Mitgliedsstaaten der OPEC+ unterlaufen, was der vom Ölverbund gewünschten Stützung der Ölpreise entgegenwirkt.
Brasilien signalisiert Pläne für eine Abkehr vom Erdöl
Die Aufnahme Brasiliens wurde in Medien als Versuch der OPEC+ gewertet, ihren Marktanteil und damit auch ihre Preisgestaltungsmacht abzusichern. Auch hier könnten Interessenskonflikte drohen. Anders als andere OPEC-Staaten dürfte Brasilien vor allem so viel Öl wie möglich verkaufen wollen. So hat Brasilien in den vergangenen Jahren seine Ölproduktion kontinuierlich ausgeweitet.
Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat hingegen zuletzt einen Kurswechsel in Aussicht gestellt. Das Land wolle sich als designiertes Mitglied der OPEC+ für eine Abkehr von Öl und anderen fossilen Brennstoffen einsetzen. „Ich denke, es ist wichtig, dass wir uns an OPEC+ beteiligen, denn wir müssen die erdölproduzierenden Länder davon überzeugen, dass sie sich auf das Ende der fossilen Brennstoffe vorbereiten müssen“, sagte der brasilianische Präsident bei der Weltklimakonferenz (COP28) in Dubai vor Aktivisten.
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