Die Ölpreise haben nach dem überraschenden Scheitern der jüngsten OPEC-Verhandlungen ihre rasante Erholung fortgesetzt und sind auf Mehrjahreshochs gestiegen. Die Minister der OPEC+-Staaten, bestehend aus den Mitgliedstaaten der OPEC und anderer wichtiger Förderländer wie Russland, konnten sich in mehreren Verhandlungsrunden in der abgelaufenen Woche nicht auf eine Anhebung der Produktionsquoten einigen. Am Terminmarkt stieg der Preis für ein Fass der Nordsee-Ölsorte Brent in Folge zeitweise auf rund 78 Dollar je Fass und damit auf den höchsten Stand seit über zwei Jahren. Die wichtige US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) kletterte auf rund 77 Dollar und kostete damit so viel wie seit 2014 nicht mehr.
Seit ihren Tiefständen im Frühling 2020 haben sich die Ölpreise damit vervielfacht. So war Brent knapp nach Eskalation der Corona-Pandemie zeitweise auf unter 20 Dollar je Fass gefallen. Der Nachfragerückgang in Folge der Lockdowns und Beschränkungen des Transportsektors im Kampf gegen die Pandemie, aber auch ein Preiskrieg zwischen den wichtigen Förderländern Saudi Arabien und Russland, hatten damals zu einem dramatischen Ölpreis-Crash geführt. In Folge konnte sich das Ölkartell OPEC mit Russland und anderen wichtigen Kooperationspartnern auf eine Kürzung der Fördermengen einigen und so den Ölpreisverfall stoppen. Die Förderdisziplin der OPEC im Gleichschritt mit einer weltweiten Erholung der Ölnachfrage führte zu einem rasanten Preisanstieg am Ölmarkt.
Nach der Ölpreiserholung dürften nicht mehr alle OPEC-Länder an einem Strang ziehen. Angesichts der anhaltenden Preisanstiege vor dem Hintergrund weltweiter Corona-Impffortschritte sowie damit verbundener Inflationsängste wollten die Ölförderländer über eine vorsichtige Anhebung der Förderquoten verhandeln. Vor allem die wichtigen OPEC-Länder Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate sollen sich dabei Berichten zufolge nicht einig geworden sein.
Die Emirate kritisierten den Plan einer generell weiter restriktiven Förderpolitik mit einer langsamen und schrittweisen Anhebung der Fördermengen. Als Bedingung zur Zustimmung forderte das Land eine Erhöhung der eigenen Förderquote, doch Saudi-Arabien wollte den Emiraten keine Sonderrechte einräumen. Dabei dürfte es nicht nur um Ölpreise gehen: Hinter dem Konflikt steckt nach Ansicht einiger Experten ein politischer Wettstreit der beiden Länder um Einfluss und Macht in der Golfregion.
Energiepreisanstiege schüren Inflationsängste
Der mit dem Scheitern ausgelöste Ölpreisschub kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Nicht nur die Ölpreise, auch andere Energiepreise waren heuer schon stark gestiegen. So haben sich an der Strombörse in Leipzig seit März 2020 die Notierungen für Stromlieferungen im kommenden Jahr mit über 70 Euro pro Megawattstunde mehr als verdoppelt. Seit rund 12 Jahren war Strom im Großhandel nicht mehr so teuer. Auch die Preise einiger wichtiger Industriemetalle konnten im ersten Halbjahr deutlich zulegen. Die Preisanstiege schlugen sich zuletzt schon deutlich in den Erzeugpreisstatistiken wichtiger Industrieländer nieder.
So lagen die Erzeugerpreise in der Eurozone laut jüngsten Daten der Statistikbehörde Eurostat im Mai um 9,6 Prozent über dem Vorjahreswert, das ist der stärkste Anstieg seit Beginn der Währungsunion im Jahr 1999. In den USA waren die Erzeugerpreise im Mai um 6,6 Prozent gestiegen, das größte Plus seit Erhebungsbeginn.
Da sich die Erzeugerpreise mit einer gewissen Zeitverzögerung auch in den Verbraucherpreisen niederschlagen, haben diese Daten die jüngsten Inflationsängste weiter geschürt. Denn steigende Inflation könnte die Notenbanken zu Gegenmaßnahmen und damit einem früheren Ende ihrer lockeren Geldpolitik zwingen, was wiederum die laufende Konjunkturerholung ausbremsen könnte.
Auf kurze Sicht spricht einiges für weiter steigende Ölpreise. Der Nachfrageerholung dürfte ein weiter verknapptes Angebot gegenüberstehen. So meldete das US-Energieministerium zuletzt stetig fallende Lagerbestände an Rohöl. Zuletzt waren die Vorräte im Wochenabstand überraschend stark um 6,9 Millionen Fass auf 445,5 Mio. Fass geschrumpft.
Sinkende Förderdisziplin, Iran-Abkommen und Schieferöl-Comeback könnten Ölrally beenden
Mittelfristig könnte die Ölpreisrally ein Ende finden. Mehrere Experten werten das jüngste Zerwürfnis der OPEC als Vorboten eines weiter sinkenden Zusammenhalts der Kartellmitglieder. Steigende Ölpreise könnten die Motivation einiger Länder erhöhen, aus Förderabkommen auszuscheren und mehr zu produzieren. Dies könnte zu neuen Preiskriegen und damit sinkenden Ölpreisen führen.
Für Entspannung könnte eine Rückkehr des Iran auf den Ölmarkt sorgen. Die USA waren 2018 unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump aus dem Atomabkommen mit dem Iran ausgestiegen und hatten schwere Finanz- und Ölsanktionen gegen das Land verhängt. Der Iran verstieß daraufhin schrittweise gegen die Auflagen. Doch nun laufen unter neuer US-Präsidentschaft Gespräche zur Wiederbelebung des Abkommens. Sollte dies gelingen, würden in einiger Zeit auch größere Mengen Erdöl aus dem Iran auf den Markt kommen.
Schließlich könnten weitere Ölpreisanstiege auch die US-Schieferölproduzenten zurück in den Markt locken und der Ölpreisrally ein Ende setzen. Mit dem Preisverfall im Vorjahr wurde das kostenintensive Fracking-Verfahren zur Gewinnung von Öl- und Gas aus den tief liegenden Schieferlagerstädten unrentabel. Höhere Ölpreise könnten die Förderung der gewaltigen Schiefergas- und -ölvorkommen in Regionen wie Nordamerika wieder profitabel machen.
Am Preisanstieg der Rohstoffe „mitnaschen“
Der Aktienfonds ERSTE STOCK COMMODITIES bietet die Möglichkeit vom Preisanstieg bei Energie und Rohstoffen zu profitieren. Unternehmen aus dem Erdöl- und Erdgassektor und damit verbundene Ausrüstungs-, Raffinerie- und Transportunternehmen repräsentieren derzeit mehr als die Hälfte des Fondsvermögens. Neben Öl-Titeln sind im Fonds auch Unternehmen aus dem Metall- und Bergbau-Bereich, der Stahlindustrie, der Papier- und Baustoffindustrie sowie Goldminen vertreten. Somit ist eine Streuung über eine große Anzahl von Aktien und Sektoren gewährleistet, was auch unter dem Aspekt der grundsätzlich höheren Preisschwankungen solcher Aktien von Vorteil ist.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.