Aktien des Biotechnologie-Sektors haben schon bessere Zeiten gesehen. Die Wachstumsphase zwischen dem Ende der Finanzkrise 2009 und dem Höhepunkt der Corona-Welle 2021 kam im 4. Quartal des Vorjahres zum Stillstand. Der marktrelevante NASDAQ Biotec-Index korrigierte bis Ende Jänner in der Spitze um mehr als 20%. Dieser Entwicklung konnte sich auch nicht der ERSTE STOCK BIOTEC entziehen. Wir sprachen mit Fondsmanager Harald Kober über die Ursachen der Abwärtsbewegung und die Perspektiven des Biotechnologie-Sektors für 2022 und die Folgejahre.
Corona, Omikron in aller Munde und die Aktien des Biotechnologie-Sektors korrigieren heftig. Wie passt das zusammen?
Was die jüngsten Entwicklungen anbelangt, sollten wir die Kirche im Dorf lassen. Wir blicken auf eine extrem lang andauernde Aufwärtsentwicklung in den letzten 10 Jahren zurück, die schon unter Einrechnung der jüngsten Marktkorrektur eine Wertsteigerung von über 11,5% pro Jahr für den ERSTE STOCK BIOTEC aufweist (Quelle: Refinitiv Eikon Datastream, 8.2.2022). Betrachtet man den Zeitraum seit dem Fondsstart vor 22 Jahren, so hat der Fonds über alle Phasen eine Wertentwicklung von mehr als 7% pro Jahr an den Tag gelegt.
Da sind das Platzen der Technologieblase Anfang der 2000er Jahre, die Finanzkrise des Jahres 2008 und der Crash im Jahr 2020 schon berücksichtigt. Wer beispielsweise zum Fondsstart 5.000 Euro in den ERSTE STOCK BIOTEC investiert hat, kann sich heute über einen Depotstand von über 23.000 Euro freuen (ohne Gebühren und Kosten, Quelle Fondsrechner www.erste-am.at). Das ist eine Vervierfachung des eingesetzten Kapitals! Die Antwort auf die Frage: Aktien, die so stark gestiegen sind, dürfen auch einmal korrigieren. Das ist eine gesunde Entwicklung und gehört zum Wesen der Börse.
Biotechnologie Aktien auf dem Prüfstand
10 Jahre Wertentwicklung ERSTE STOCK BIOTEC im Vergleich (indexiert) *
Warum ist der Fonds in den letzten beiden Jahren so stark vom Biotech-Index abgewichen?
Vorab: Der Fonds orientiert sich an einem Vergleichsindex, verfolgt aber eine aktive Veranlagungspolitik und kann vom Index abweichen. Wir waren skeptisch, was die Bewertung der Impfstoff-Aktien betrifft und hatten diese nicht in dem Ausmaß gewichtet, um von den übertriebenen Kursausschlägen profitieren zu können. Das hat uns massiv Performance gekostet.
Aber ab August 2021 wurden die Wirkungsdaten zu einer Corona-Tablette publiziert. Damit startet der Kursrückgang der Impfstoff-Aktien und der Fonds konnte im Vergleich zur Benchmark aufholen. Dazu kam, dass bei manchen unserer Titel im Fonds negative Studienergebnisse veröffentlicht wurden, die zu einem massiven Ausverkauf geführt haben. Doch das ist noch nicht alles: Es haben sich im Laufe des Jahres 2021 die Rahmenbedingungen geändert.
Wenn Sie die Rahmenbedingungen ansprechen, was ist damit gemeint?
Nach der Frage, wie sich die Wirtschaft und die Beschäftigung während und nach dem Ende der Pandemie entwickeln werden, ist die Sorge vor der Inflation in den Mittelpunkt gerückt. Wenn sich der risikolose Zins im negativen Terrain bzw. am Nullpunkt bewegt, der Preisanstieg aber auf 5% und höher klettert, dann wird diese Diskrepanz wohl kaum ohne Folge bleiben.
In erster Linie sind es daher die geänderten Zinserwartungen, die den Markt belasten. Die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen sind bereits deutlich angezogen und für 2022 wird mit ersten Leitzinsanhebungen zumindest in den US gerechnet. Höhere Zinsen verteuern die Finanzierungskosten der Unternehmen und schmälern die Gewinne, besonders wenn es sich um Wachstumsunternehmen der Biotechnologie handelt.
Sind die Risiken des Scheiterns gestiegen?
Wir haben in den letzten Jahren viele Börsengänge (IPOs) gesehen. Da flossen 2021 in über 90 Biotech-IPOs ein Rekordwert von rund 15 Mrd. US-Dollar in den Markt, was dazu führte, dass kleine Unternehmen mit lediglich vorklinischen Produkten eine Bewertung von mitunter einer Milliarde US-Dollar aufwiesen. Diese wurden im 2. Halbjahr 2021 extrem abgestraft, was ein negatives Bild erzeugt. Doch es war schon immer so, dass Biotech-Unternehmen, die sich in der Entwicklung befinden und mitunter nur auf ein einziges Präparat setzen, verschiedenen Risiken ausgesetzt sind.
Es dauert Jahre bis ein Medikament in die klinische Phase gebracht wird, und dann kann alles noch in letzter Sekunde an der Prüfbehörde FDA scheitern. Diese Risiken wurden in der Phase des Wachstums ausgeklammert. Nun liegt der Fokus wieder bei den „echten“ Zahlen. Was man aber sagen kann, und das ist eine positive Nachricht für Anleger:innen, die über ein Engagement in Biotechnologie-Aktien nachdenken: In den aktuellen Kursen ist meiner Meinung nach viel Pessimismus eingepreist. Für ein langfristiges Engagement können die aktuellen Kursniveaus als attraktiv betrachtet werden.
Wie beurteilen Sie die Lage der börsennotierten Biotechnologie-Unternehmen und wie sind die Aussichten für steigende Umsätze in den nächsten Jahren?
Der jüngste breit ausgefallene Ausverkauf hat dazu geführt, dass die Bewertungen von Biotech-Unternehmen verhältnismäßig günstig sind. Eine dreistellige Zahl der an der Börse gelisteten Unternehmen notiert sogar unter den Buchwerten. Auch wenn sich die Rahmenbedingungen verändert haben, sind die Aussichten auf Wachstum positiv. In den nächsten 5 Jahren dürften die Umsätze mit Medikamenten aus den Laboren von Biotech-Unternehmen um 70% steigen, siehe Grafik.
Im ERSTE STOCK BIOTEC setzen wir auf die größer kapitalisierten Werte, mit solider Gewinnentwicklung und freien Cashflows, wie zB Amgen, Gilead Sciences, Regeneron, Vertex und Biogen, um die 5 größten Positionen im Fonds zu nennen. Wir sind überzeugt, dass diese Zukunft haben.
Wo liegen die Wachstumsfantasien der Biotech-Aktien in den nächsten Jahren? Welche Rolle spielt Corona in der Pipeline?
Dazu eine klare Feststellung: Ein Wachstum, das ausschließlich auf der Überwindung des Corona-Virus und der Entwicklung von Impfstoffen basiert, sehen wir mit einer gesunden Portion Skepsis. Dies hat uns zwar im Jahr 2020 einen klaren Nachteil gegenüber dem Branchenindex NASDAQ Biotec gebracht. Im letzten halben Jahr sind aber einzelne Corona-Werte, wenn ich das so formulieren darf, um 50% und mehr gefallen, da sind wir wieder besser gelegen.
Der jüngste breit ausgefallene Ausverkauf hat dazu geführt, dass die Bewertungen von Biotech-Unternehmen verhältnismäßig günstig sind.
Harald Kober, Fondsmanager ERSTE STOCK BIOTEC
© Bild: Erste AM
Die Pandemie wird uns wohl noch länger beschäftigen?
Es ist schwierig einzuschätzen, wie lange die Pandemie noch dauern wird und ob sie in einem halben Jahr, in einem Jahr oder erst in 2 Jahren überwunden sein wird. Was sich aber schon jetzt abzeichnet, und das mag auch eine der Ursachen für den Abverkauf der Impfstoffhersteller-Aktien sein: Es kommen immer mehr Impfstoffe auf den Markt. Neben den bekannten Impfstoffen dürften in Bälde auch jene der Hersteller Novavax und Valneva folgen.
Der Markt wird kein Oligopol mehr sein und die Frage ist, ob in Zukunft noch so viele Stoffe tatsächlich benötigt werden. Kürzlich wurde publik, dass Johnson & Johnson die Corona-Impfstoff-Produktion vorübergehend ausgesetzt hat (Quelle: Redaktionsnetzwerk Deutschland, 8.2.2022) Vielversprechende Daten bei Tabletten von Merck und Pfizer zur Behandlung von Covid-Infizierten zu Beginn der Erkrankung bieten nun einen weiteren wichtigen Eckpfeiler im Pandemie-Management.
Wo liegen die Anlage-Schwerpunkte im ERSTE STOCK BIOTEC?
Wenn Corona nicht mehr so sehr im Fokus steht, sollten wir „Back to business“ kommen.
Spannend für die Zukunft ist der gesamte Sektor der Gentherapie. Hier gibt es interessante Unternehmen mit zum Teil bahnbrechenden Forschungsergebnissen, die eine Partnerschaft mit größeren Unternehmen anstreben um breiter aufgestellt zu sein. Ein weiteres spannendes Feld ist die Früherkennung von Krebserkrankungen, wo sich Unternehmen wie Ilumina, Exact Sciences oder Guardent Health einen Namen gemacht haben.
Der Kampf gegen die Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Hepatitis, Parkinson und Alzheimer wird weiterhin das Wachstum der Branche antreiben. Der ERSTE STOCK BIOTEC bietet eine Möglichkeit, breit gestreut in den Biotechnologie-Sektor zu investieren. Eine entsprechende Risiko-Toleranz, also die Bereitschaft, Kursbewegungen wie in der jüngsten Vergangenheit mittragen zu können und natürlich ein langfristiger Anlagehorizont dürfen vorausgesetzt werden. Dann stehen die Chancen auf Erträge in der Zukunft ganz gut.
FAZIT: Trotz der jüngsten Korrekturen ist die Wachstumsfantasie bei Biotechnologie-Aktien intakt. Viele Aktien sind günstig bewertet.
Der Fonds verfolgt eine aktive Veranlagungspolitik. Die Vermögenswerte werden diskretionär ausgewählt. Der Fonds orientiert sich an einem Vergleichsindex (aus lizenzvertraglichen Gründen erfolgt die konkrete Nennung des verwendeten Index in Prospekt, Punkt 12 oder KID „Ziele und Anlagepolitik“). Zusammensetzung und Wertentwicklung des Fonds können wesentlich bis vollständig, kurz- und langfristig, positiv oder negativ von jener des Vergleichsindex abweichen. Der Ermessensspielraum der Verwaltungsgesellschaft ist nicht eingeschränkt.
Weitere Ausführungen zur nachhaltigen Ausrichtung des ERSTE STOCK BIOTEC sowie zu den Angaben gemäß Offenlegungs-Verordnung (Verordnung (EU) 2019/2088) und Taxonomie-Verordnung (Verordnung (EU) 2020/852) sind dem aktuellen Prospekt zu entnehmen. Bei der Entscheidung, in den ERSTE STOCK BIOTEC zu investieren, sollten alle Eigenschaften oder Ziele des ERSTE STOCK BIOTEC berücksichtigt werden, wie sie in den Fondsdokumenten beschrieben sind.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.