Was ist seit gestern passiert?
Die Volatilität auf den Märkten für Risikoanlagen kehrt zurück! Gestern erlitt der US-Leitindex S&P 500 den höchsten Tagesverlust von -5.9% seit seinem Tiefststand in diesem Jahr am 23.03. Auch die europäischen Börsen mussten Verluste zwischen 4% und 5% hinnehmen. Zudem blieben die riskanten Rentenmärkte von der erhöhten Volatilität nicht verschont. Die Kreditrisikoaufschläge von Europäische High Yield Unternehmensanleihen stiegen gestern um ca. 28 Basispunkte an. Die sicheren Häfen konnten Zugewinne verbuchen. Allen voran US-Staatsanleihen, deren Rendite im 10-jährigen Bereich auf 0.69% sank.
Für die erneuten Kursrückgänge waren zwei Entwicklungen maßgeblich:
- Die US-Notenbank Fed betonte am Mittwoch bei einem ihrer regelmäßigen Treffen die wirtschaftlichen Risiken. So prognostizierte sie einen Rückgang der US Produktion um 6.5% in 2020 und geht davon aus, dass die Arbeitslosigkeit zum Jahresende bei mehr als 9% liegen wird. Weiters deutete der Präsident der Fed Jerome Powell an, dass sich die Wirtschaft erst dann vollständig erholt, wenn die Risiken bezüglich Covid-19 nicht mehr existieren, also ein Impfstoff vorhanden ist.
- Nach der Wiedereröffnung der Wirtschaft kommt es in mehreren Bundesstaaten in den USA wieder zu einem Anstieg der Neuinfektionsraten. In Texas wurden am Mittwoch 2504 neue Fälle gemeldet, der höchste Wert an einem Tag seit Beginn der Pandemie. In Florida stiegen die wöchentlichen Neuerkrankungen auf 8553 und in Kalifornien stieg die Zahl der Krankenhauseinweisungen an neun der letzten zehn Tage an.
Darüber hinaus gab es zweigeteilte Nachrichten bezüglich der Entwicklung eines Impfstoffs. Das Biotechnologieunternehmen Moderna kündigte an, dass die Phase-3 Studie für seinen Impfstoff nach wie vor für Juli geplant sei (positiv). Das Unternehmen gab jedoch auch an, dass die empfohlene Dosis am oberen Ende des erwarteten Bereichs liegen werde (100 Mikrogramm). Damit könnten die Produktionskapazitäten pro Jahr näher bei 500 Mio. als bei 1 Mrd. Dosen liegen (negativ).
Was werden die nächsten Tag beobachten?
Das Anspringen der Volatilität ist nicht überraschend. Wir haben an dieser Stelle mehrmals darauf hingewiesen. In einem Umfeld, in dem der wirtschaftliche Ausblick neblig ist und stark davon abhängt, wie sich die Neuinfektionen entwickeln und ob es Fortschritte bei der Entwicklung von Medikamenten oder Impfstoffen gibt, war mit Rückschlägen zu rechnen.
Derzeit gehen wir nicht davon aus, dass es aufgrund der Entwicklung bei den Neuinfektionen in den USA erneut zu einer Verordnung eines nationalen Lockdowns kommt. Wichtig dabei ist jedoch, dass die Zahlen nicht auf breiter Basis steigen, sondern auf einzelne Bundesstaaten beschränkt bleiben und dass es sich nicht um eine zweite Welle handelt sondern um eine Fortsetzung der ersten. Dafür sprechen die Fallzahlen im Bundesstaat Georgia die ein Plateau erreichten, ob wohl die Wirtschaft bereits vor sechs Wochen wieder geöffnet wurde.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.