Der Sommer 2021 markiert den offiziellen Start der Ära des kommerziellen Weltraumtourismus. Nachdem die beiden Multimilliardäre Jeff Bezos und Richard Branson bereits im Juli mit den Raumfahrzeugen ihrer Weltraumfirmen ins All gestartet waren, plant der umtriebige Tesla-Chef Elon Musk für September bereits einen noch spektakuläreren Flug.
Zahlende Weltraumtouristen gab es zwar schon in der Vergangenheit, doch sind diese mit den Sojus-Kapseln der staatlichen russischen Raumfahrtbehörde gereist. Und der bemannte Raumflug von Elons Musks Firma SpaceX, der im Vorjahr zwei Astronauten zur internationalen Raumstation ISS brachte, war eine Kooperation mit der staatlichen NASA. Doch nun sind erstmals Zivilisten mit Hilfe eines rein privaten Unternehmens ins All geflogen.
Den Anfang machte Richard Branson. Der charismatische britische Unternehmer und Abenteurer flog mit dem Raumschiff „VSS Unity“ seiner Firma Virgin Galactic am 11. Juli gemeinsam mit drei Passagieren und zwei Piloten ins All. Branson kam dem Amazon-Gründer Jeff Bezos damit knapp zuvor. Es ist aber umstritten, ob der Brite das Rennen um den ersten privaten Raumflug damit für sich entschieden hat: Die VSS Unity hat bei ihrem Flug nur eine Höhe von 86 Kilometern erreicht, der internationale Luftfahrtverband FAI sieht hingegen 100 km als die Grenze zum All an.
Am 20. Juli war Bezos an Bord der „New Shepard“ seiner Weltraumfirma Blue Origin zu einem Kurztrip ins All gestartet und überschritt dabei knapp die 100 km-Grenze. Passagiere waren neben Bezos selbst auch sein Bruder Mark, eine pensionierte US-Pilotin und ein 18jähriger Niederländer, dessen Vater ihm den Flug geschenkt hatte. Piloten gibt es in dem automatisch gesteuerten Raumschiff nicht.
Noch weiter hinaus will allerdings Elon Musk. Der Unternehmer will im September eine zivile Crew zu einer mehrtätigen Reise in den Orbit schicken. Für 2023 plant er zudem einen bemannten Flug rund um den Mond mit dem japanischen Milliardär Yusaku Maezawa an Bord. Ob Musk selbst bei seinen Weltraumprojekten mitfliegen will, ist nicht bekannt. Für sich selbst hat er jedenfalls bereits ein Ticket für einen Flug mit der Firma Virgin Galactic seines Freundes Branson reserviert.
Bezos und Branson wollen bald reguläres Flugprogramm starten
Bezos und Branson wollen nach ihren erfolgreichen ersten Flügen nun ein regelmäßiges Weltraumtourismus-Angebot aufbauen. Virgin Galactic plant zwei weitere Testflüge für heuer und will ab 2022 im regulären Betrieb Touristen ins All bringen. Laut Virgin-Chef Michael Colglazier gibt es schon 600 Reservierungen zu Preisen um die 250.000 US-Dollar pro Ticket. In Zukunft will Virgin mit bis zu 400 Flügen pro Jahr um die 600 Mio. Dollar umsetzen.
Branson will dabei in weiteren Schritten die Ticketpreise auf unter 40.000 Dollar pro Ticket senken, sobald es die Skaleneffekte erlauben. Branchenexperten zweifeln allerdings an der Machbarkeit der geplanten Ticketpreise und halten Preise um die 400.000 Dollar für realistischer. Andere Beobachter halten auch den Aufbau der dafür nötigen Kapazität für ambitioniert. Laut einer Analyse des Branchendienstes Paragon Intel braucht Virgin für seine Pläne acht einsatzbereite Raumgleiter. Derzeit testet das Unternehmen aber gerade erst den zweiten.
An der Börse wurden die Raumfahrtpläne jedenfalls gut aufgenommen. Die börsennotierten Virgin Galactic-Aktien legten seit Jahresbeginn schon gut 28 Prozent zu. Knapp nach dem ersten Flug kam die Aktie zwar deutlich zurück, das lag allerdings an der zeitgleich angekündigten Kapitalerhöhung des Unternehmens. Branson selbst hält nur noch 24 Prozent an Virgin Galactic.
Auch Bezos plant für heuer zwei weitere bemannte Flüge und will in Zukunft das Programm massiv ausbauen. Zu den Ticketpreisen gibt es keine offiziellen Aussagen, der Amazon-Gründer sprach aber von rund hundert Millionen Dollar an erwarteten Ticketerträgen. Insgesamt könnte der Markt für Weltraumtourismus laut Schätzungen der Analysten von UBS im kommenden Jahrzehnt auf rund 3 Milliarden Dollar jährlich wachsen. Noch mehr Potenzial räumen Experten aber der Nutzung der Raumfahrzeuge für extreme Langstreckenflüge ein.
Weltraumindustrie boomt weiter
Es kann bezweifelt werden, ob der Weltraumtourismus zu einem ähnlich lukrativen Geschäft werden kann, wie etwa der Transport von Satelliten ins All. Der Start des Weltraumtourismus hat aber generell der Raumfahrtbranche einen Innovationsschub und auch verstärkte Aufmerksamkeit von Investoren und Medien beschert.
Schon jetzt übernehmen immer stärker private Firmen die Rolle, die früher in der Hand staatlicher Raumfahrtagenturen war, etwa bei der Beförderung von Satelliten. Die zwei bekanntesten Weltraumfirmen, Elon Musk‘s SpaceX und Jeff Bezo‘s Blue Origin sind zwar in privater Hand, der Boom könnte aber andere Firmen der Branche aufs Börsenparkett locken.
So hat der Nachrichtensender Sky News kürzlich von einem möglichen Börsengang der Virgin-Tochter Virgin Orbit berichtet. Das Unternehmen startet von einer umgebauten Boeing 747 aus Raketen ins All um dort Satelliten abzusetzen. Experten erwarten einen weiter boomenden Markt für Satelliten zum Ausbau der Internet-Infrastruktur, von dem auch Virgin Orbit profitieren könnte. Der Virgin Group gehört derzeit 80 Prozent des Unternehmens, den Rest hält ein Investmentfonds aus Abu Dhabi.
Raumfahrt-Startups auch in Europa
Auch in Europa tut sich einiges in der Branche. Im Dezember 2020 hat das Raumfahrt-Startup Isar Aerospace bei Investoren 75 Mio. Euro eingesammelt. Mit dem Geld soll die erste deutsche Trägerrakete ins All gebracht werden. Angeführt wurde die bisher größte Finanzierungsrunde eines europäischen Raumfahrtunternehmens vom Wagniskapitalgeber Lakestar.
Der Schweizer Nanosatelliten-Betreiber Astrocast will ebenfalls frisches Kapital aufnehmen. Zusätzlich zu einer Kapitalaufnahme abseits der Börse, prüft das Startup derzeit auch einen Börsengang an der Euronext. Schon im dritten Quartal könnten nach Unternehmensangaben 30 bis 40 Prozent der Aktien an der Börse notiert sein. Derzeit sind schon mehrere Mini-Satelliten der Schweizer im Orbit, bis 2024 soll das Netzwerk mit hundert Satelliten komplett sein. Damit reagiert das Unternehmen auf den wachsenden Bedarf nach mobilem Internet. Derzeit verdient Astrocast damit noch kein Geld, ab dem dritten Quartal soll es aber operative Einnahmen geben.
Schon an der Börse notiert ist die deutsche OHB System. Das Unternehmen hat im Vorjahr mit der europäischen Raumfahrtbehörde ESA Verträge mit einem Volumen von knapp 130 Mio. Euro für die Asteroiden-Mission “Hera“ unterzeichnet. „Hera“ soll zusammen mit der NASA-Sonde „Dart“ die Auswirkungen eines Aufpralls auf einen Asteroiden untersuchen, um aus diesem Experiment eine Technik zum Umlenken solcher Gesteinsbrocken abzuleiten.
Ebenfalls an der Börse notiert ist Mynaric AG, ein deutsches Unternehmen, welches sich auf Equipment zur Vernetzung der Satelliten im All spezialisiert hat. Die Kommunikation der Satelliten untereinander erfolgt dabei nicht über Funkwellen sondern mittels Laser. Vorteile dabei: die deutlich höhere Geschwindigkeit. Derzeit gibt es von zahlreichen Unternehmen (SpaceX, Amazon) sowie Staaten (USA, Kanada) Bestrebungen eine Konstellation von erdnahen Satelliten ins All zu bringen um entlegenere Gebiete mit Breitband-Internet versorgen zu können.
ERSTE FUTURE INVEST: In die Technologien der Zukunft investieren
Mynaric ist seit Juni 2020 auch im ERSTE FUTURE INVEST enthalten. Es handelt sich dabei um einen Aktienfonds, der – wie schon aus seinem Namen hervorgeht – auf Themen der Zukunft setzt. Wir reden hier beispielsweise von stabilem und schnellem Internet, das flächendeckend zur Verfügung stehen sollte. Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung fehlt ein derartiger Zugang und hemmt damit die wirtschaftliche Entwicklung. Das Internet könnte über eine Vielzahl miteinander verbundene Satelliten selbst in die entlegensten Regionen der Welt gebracht werden.
Es geht bei diesem Fonds um Megatrends, die unser Leben in den nächsten Jahren und Jahrzehnten stark verändern werden . Neben Bluechips, welche die Entwicklungen ihrer Branche maßgeblich prägen und die Marktmacht haben neue Trends einzuleiten, findet sich im Fonds eine Vielzahl von Nischenplayern – junge Unternehmen, oftmals führend bei Forschung & Entwicklung, mit deutlich höherem Risiko aber natürlich auch entsprechend höheren langfristigen Ertragschancen. Gerade deshalb ist die Streuung auf unterschiedliche Themen, Technologien und Unternehmen wichtig.
FAZIT: Mit ihren jüngsten Flügen ins All haben Multimilliardäre Jeff Bezos und Richard Branson im Sommer 2021 die Ära des kommerziellen Weltraumtourismus eingeleitet. Ob die Raumfahrt zu einem lukrativen Geschäft werden kann, wird sich erst herausstellen.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.