Jedes Jahr im Frühjahr ist es soweit. Die Weißstörche kehren aus Nordafrika in das WWF-Auenreservat zurück. Dieses Jahr wurde der erste Frühlingsbote der Saison überraschend schon zwei Wochen früher als in den vergangenen Jahren gesichtet. Nach einer kleinen Erkundungsrunde über Marchegg hat es sich der Zugvogel auf einem Horst gemütlich gemacht.
Seit 50 Jahren ist der WWF vor Ort. Wir blicken zurück auf die bisherigen Naturschutzerfolge und den Impact eines niederösterreichischen Vorzeigeprojekts für gelebten Naturschutz.
Artenreicher Lebensraum
Nicht nur der Weißstorch fühlt sich hier wohl, denn das WWF-Auenreservat bietet den perfekten Lebensraum für eine Vielzahl an Tieren. Dazu hat unser nachhaltiger Einsatz in der Region über viele Jahrzehnte den entscheidenden Beitrag geleistet. Durch unsere gezielte Naturschutzarbeit und die damit verbundene Aufwertung des Auengebiets wurden mehrere hundert ausgestorbene Arten zurück nach Österreich gebracht. Heute ist das Areal ein Bilderbuch-Naturschutzgebiet im Herzen Europas und bietet einen Lebensraum für mehr als 500 in Österreich hochgradig gefährdeter Tier- und Pflanzenarten.
Vom Eisernen Vorhang zur blühenden Natur
Im Jahr 1970 erwarb der WWF gemeinsam mit der Stadtgemeinde Marchegg das Gebiet des heutigen Reservats. Bis dahin war die March noch Teil des Eisernen Vorhangs und das heutige Auenreservat Jagd- und Forstgebiet im Besitz der Familie Palffy. Seither hat sich viel getan und die Marchauen entwickelten sich zu einer großen Erfolgsgeschichte im österreichischen Naturschutz. Denn seit der Ausweisung als Naturschutzgebiet wurde die Landschaft Schritt für Schritt renaturiert und als Lebensraum für die Artenvielfalt wieder aufgewertet. Heute zählt das WWF-Reservat zu den eindrucksvollsten und bedeutendsten Auenschutzgebieten Europas. Es dient als Rückzugsort und Lebensraum für eine Vielzahl an heimischen Arten.
Internationale Bedeutung
Die Marchauen zählen heute mit über 100 brütenden Vogelarten zu den reichsten Gebieten Mitteleuropas. Nicht nur ist im Gebiet die größte baumbrütende Weißstorchkolonie Zentraleuropas beheimatet, auch der hierzulande lange ausgestorbene Seeadler begann erstmals im Auenreservat wieder zu brüten. 1983 erfolgte die Ausweisung der March-Thaya-Auen als international geschütztes Feuchtgebiet gemäß der Ramsar Konvention. 1996 folgte die Ausweisung als Europaschutzgebiet (Natura 2000). Anfang der 2000er Jahre wurden vier Grünbrücken im Rahmen des Alpen-Karpaten-Korridors gebaut, wodurch sich die Marchauen zu einem bedeutenden Zwischenstopp für Tierwanderungen in Europa entwickelt haben.
Rückkehr zu naturnahen Flüssen
Mit Anfang der 2000er Jahre rückte auch der Gewässerschutz in den Mittelpunkt der Projektarbeit vor Ort. Ziel war es, die einst stark regulierte March wieder natürlicher fließen zu lassen. So konnte durch die stellenweise Wiederanbindung des Flusses an seine Auen neue Lebensräume für etliche Süßwasserarten ermöglicht werden. Seither fühlen sich die beheimateten Amphibien und Fische, aber auch Flussmuscheln und Urzeitkrebse in den March-Thaya-Auen wieder gut aufgehoben.
Konik-Pferde als Landschaftsgestalter
Jüngster Erfolg des WWF-Auenreservats sind seine Konik-Pferde. Die robuste, dem Wildpferd naheverwandte Rasse wurde 2015 ins Gebiet nach Marchegg geholt. So konnte das Reservat zusätzlich ökologisch aufgewertet werden. Die Vielfalt in der Landschaft hat seit der Anwesenheit der Pferde sichtbar zugenommen. Alleine durch ihr tägliches Leben, das vorwiegend aus Grasen, Traben, Wälzen und Scharren besteht, schaffen die Pferde neue und unterschiedliche Landschaftsstrukturen. Vögel, die seit Jahren nicht mehr gesehen wurden, sind plötzlich zurück. Manche Insekten und Pflanzen wurden überhaupt zum ersten Mal nachgewiesen und auch die Pferdeherde selbst hat sich stark vermehrt. Durch diese Erfolge dient das Projekt auch als Vorbild für ähnliche Vorhaben.
Ein stabiler Finanzmarkt braucht Biodiversität
Nachhaltige Naturschutzarbeit in Projekten wie dem March-Thaya-Auen und der damit verbundene Schutz der Biodiversität ist auch für den Finanzsektor entscheidend. Denn die Klimakrise und der rapide Verlust von Arten weltweit verstärken sich gegenseitig. Das gefährdet die Stabilität auf der unser Wirtschaftssystem aufbaut. Auch der Druck auf den Finanzmarkt wächst, da alle Wirtschaftszweige, in die der Finanzsektor investiert, die er finanziert oder versichert, direkt oder indirekt von der biologischen Vielfalt abhängig sind.
So sieht auch der aktuelle Weltrisikobericht des Weltwirtschaftsforums den Verlust von Biodiversität unter den 5 größten Risiken für die Weltwirtschaft. Wenn wir nicht sofort damit beginnen Klima-, Natur- und Umweltrisiken aktiv zu bekämpfen, geht die Grundlage für unsere Gesundheit, unseren Wohlstand und wirtschaftlichen Erfolg für immer verloren. Aktuellen Schätzungen zufolge muss pro Jahr eine Finanzierungslücke für den Erhalt und die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt von mindestens einer halben Billion US$ geschlossen werden. Dazu müssen sich alle Finanzmarktakteure zusammenschließen. Umso wichtiger ist es Geldströme in nachhaltige Bereiche umzulenken und damit eine lebenswerte Zukunft zu gestalten.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.