Von 9. bis 12. Juni fand auf Einladung des Impact Investment Managers Blue Orchard eine Investorenreise – ein sogenannter Field Trip – nach Kenia statt, an der ich als Fondsmanager des ERSTE RESPONSIBLE MICROFINANCE teilnahm.
Das Land mit einer Fläche von cirka 580.000 km2 hat rund 54 Mio. Einwohner und ist seit 1963, als man sich von der britischen Kolonialherrschaft loslöste, ein unabhängiger Staat. Die Hauptstadt des mehrheitlich christlichen Landes ist Nairobi im Süden zwischen dem namensgebenden Mount Kenya und dem im Nachbarland Tansania gelegenen Kilimanjaro.
Aufstrebende Volkswirtschaft
Kenia zählt neben Südafrika und Nigeria zu den größten Volkswirtschaften Afrikas südlich der Sahara. Mit einem Bruttoinlandsprodukt/Person von rund USD 2.100 erreicht das Land einen „lower-middle income“-Status. Wirtschaftstreiber im Land sind neben der nach wie vor bedeutenden Landwirtschaft mit dem Export von Tee, Getreide und Schnittblumen gut ausgebildete Arbeitskräfte, mit Mombasa ein regional sehr bedeutender Hafen, Tourismus und eine markt- und reformfreudige Regierung. Der Leitzinssatz beträgt derzeit 12%, die Inflation war mit einer Jahresrate von 7,7% zuletzt leicht rückläufig. Die Landeswährung ist der Kenyan Shilling (KES) und hat seit Jahresbeginn 2024 gegenüber dem Euro um rund 25% aufgewertet! Das prognostizierte Wirtschaftswachstum für 2024 beträgt 5,5% (Schätzung IMF), die Alphabetisierungsrate 83%.
Kenia ist aktuell im ERSTE RESPONSIBLE MICROFINANCE mit einem Anteil von durchgerechnet 0,94% das am höchsten gewichtete Land Afrikas. Blue Orchard unterhält in Nairobi ein Regionalbüro mit 6 Mitarbeiter:innen. Von dort aus decken sie gegenwärtig in 17 afrikanischen Ländern 37 Kunden ab.
Einfacher Zugang zur Finanzdienstleistungen
Derzeit gibt es in Kenia 12 Mikrofinanzbanken und 31 Institutionen, die ausschließlich Kredite vergeben. Diese werden von der Central Bank of Kenya reguliert und überwacht. Aufgrund einer hohen Durchdringung von Finanzdienstleistungen via Mobiltelefon und Digitalisierung wurden in den vergangenen Jahren viele Kredite über diesem Weg abgewickelt. Dies hatte den Vorteil eines einfacheren Zugangs zu Finanzdienstleistungen, brachte aber auch die Notwendigkeit eines entsprechenden Gesetzes, um Überschuldung und übermäßige Zinsbelastung von Mikrokreditnehmer zu vermeiden.
Im Zuge dessen wurden drei private Kreditbüros, die die Mikrokreditvergabe im Land überwachen, gegründet. Trotz der hohen Digitalisierung haben weniger als ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung Kenias Zugang zu formalen Krediten. Der durchschnittliche Mikrokredit hat eine Höhe von EUR 130,– und eine kurze Laufzeit von 6 Monaten.
Besuche bei verschiedensten Unternehmen
Auf dem Programm standen Besuche bei Finanzdienstleister und Mikrofinanzinstituten (MFIs), die auf die Vergabe von Krediten an Small & Medium Sized Enterprises (SME) und Mikrokrediten spezialisiert sind sowie ein Treffen mit Vertretern einer Mikroversicherungsgesellschaft, deren Tätigkeit insbesondere in der Landwirtschaft eine hohe Bedeutung hat. Weiters besuchten wir auf zwei Gruppen aufgeteilt Mikrokreditnehmer im schulischen Bereich sowie in der Landwirtschaft. Hier ein kurzer Überblick über die Finanzmarkt-Teilnehmer die wir in Kenia besucht haben:
MFI Juhudi Kilimo („Erfolgreiche Landwirtschaft“)
Dieses relativ kleine Mikrofinanzinstitut bekam kürzlich den ersten internationalen Kredit und beschäftigt in 53 Filialen 400 Mitarbeiter:innen. Der Fokus bei der Kreditvergabe liegt auf Gruppenkredite an jeweils 10 – 15 Mitglieder im ländlichen Raum, die für die Rückzahlung gegenseitig garantieren. Neben einer laufenden technischen Unterstützung durch den MFI erfolgt auch ein monatlicher Austausch zwischen Kreditsachbearbeiter („loan officer“) und den Kreditkunden.
Der Digitalisierungsgrad hat in den letzten Jahren stark zugenommen, es werden auch Versicherungen – dazu wurde eine App für den Abschluss von Versicherungen gegen Ernteausfälle entwickelt – angeboten. Die durchschnittlichen Kredite haben eine Laufzeit von 12 – 18 Monate bei einer durchschnittlichen Höhe von rund EUR 200,–. Die Verzinsung dafür betragen aktuell 24% für individuelle Kreditnehmer und 27% für Gruppenkredite.
M-Pesa
Ist ein Pionier im Bereich Mobilephone-Innovation und gehört zum regionalen Telekom-Anbieter Safaricom. Mit Zweigniederlassungen im gesamten Land sowie in sieben weiteren afrikanischen Ländern von Ägypten bis Südafrika hat dieses Fintech derzeit über 10 Mio. Kunden. Über diese Plattform kann Geld von Telefon zu Telefon geschickt werden. Täglich erfolgen 120 – 150 Mio. Transaktionen über M-Pesa.
Da Kreditkarten in Kenia eine stark untergeordnete Rolle spielen ist diese Plattform auch für Bezahlservices wie Spotify, Netflix, e Commerce Marktplätze u.a. allgegenwertig. M-Pesa ist kein MFI, in den über den ERSTE RESPONSIBLE MICROFINANCE investiert werden kann, aber es unterstützt den Zugang zu finanziellen Dienstleistungen „(“enabler of financial inclusion“) für Millionen von Menschen und sorgt in Afrika für eine positive Entwicklung der „finanziellen Gesundheit“.
Oaktree School
Privatschule, die sich in der Region Athi River außerhalb von Nairobi befindet. Diese Schule, die Kreditkunde bei dem für Bildung spezialisierten MFI „Ed Partners“ ist, wurde 2014 gegründet und wird von Kindergartenkindern ab dem Alter von 2 / 3 Jahren sowie Schulkindern im Alter von 6 – 13 Jahre besucht. Eine maximale Schüleranzahl von 15 je Klasse ermöglicht einen sehr guten und konstruktiven Unterricht. Der Unterricht findet Montag bis Freitag von 8 bis 14 Uhr statt. Das Schuljahr dauert von Jänner bis Dezember mit längeren Ferien im April und August. Pro Trimester kostet das Schulgeld rund 200 Euro, rund 25% des Schulgeldes wird für Lehrergehälter verwendet. Das Grundstück wird gemietet, ein Kauf wäre mittelfristiges Ziel.
Ed Partners betreut seit 2018 483 Schulen in Kenia, das gesamte Kreditportfolio beträgt rund USD 4,3 Mio. Deren Ziel ist es, leistbare Privatschulen in Kenia zu finanzieren, um die Mission „Verbesserter Zugang und Qualität bei leistbarer Bildung“ zu verfolgen.
Kreditversicherung Pula
2015 gegründet mit einem Fokus auf digitale Versicherungen im landwirtschaftlichen Bereich. Das Unternehmen ist neben Afrika auch in Pakistan tätig und expandiert weiter nach Lateinamerika und weitere Länder Asiens. Mit 114 Mitarbeiter:innen werden kleinteilige Landwirtschaften sowohl im technischen Bereich unterstützt, als auch Versicherungen gegen Klimarisiken und dadurch entstehende Ernteausfälle angeboten.
Fazit
Wie die Besuche auf diesem Fieldtrip zeigen, betrifft Mikrofinanz nicht nur das Zurverfügungstellen von Krediten zum Auf- und Ausbau beruflicher Existenzen in Schwellen- und Entwicklungsländern, sondern umfasst eine Vielzahl unterschiedlicher Akteure in den lokalen Finanzmärkten, um den Menschen den Zugang zu Finanzdienstleistungen zu ermöglichen und Wissenstransfer zu übermitteln. Weitere Informationen zum ERSTE RESPONSIBLE MICROFINANCE und ein umfassendes Update zum Fonds, finden Sie auf unserer Website.
Hinweise ERSTE RESPONSIBLE MICROFINANCE
Der Fonds verfolgt eine aktive Veranlagungspolitik und orientiert sich nicht an einem Vergleichsindex. Die Vermögenswerte werden diskretionär ausgewählt und der Ermessensspielraum der Verwaltungsgesellschaft ist nicht eingeschränkt. Bitte beachten Sie, dass die Veranlagung in Wertpapiere neben den geschilderten Chancen auch Risiken birgt.
Weitere Ausführungen zur nachhaltigen Ausrichtung des ERSTE RESPONSIBLE MICROFINANCE sowie zu den Angaben gemäß Offenlegungs-Verordnung (Verordnung (EU) 2019/2088) und Taxonomie-Verordnung (Verordnung (EU) 2020/852) sind dem aktuellen §21 AIFMG-Dokument, Punkt 12 und Anhang „Nachhaltigkeitsgrundsätze“ zu entnehmen. Bei der Entscheidung, in den ERSTE RESPONSIBLE MICROFINANCE zu investieren, sollten alle Eigenschaften oder Ziele des ERSTE RESPONSIBLE MICROFINANCE berücksichtigt werden, wie sie in den Fondsdokumenten beschrieben sind.
Vorteile für Anlegerinnen und Anleger
- Globale Vergabe von Kleinkrediten insbesondere an Einzelpersonen in Emerging Markets wird unterstützt.
- Korrelation ist im Vergleich zu traditionellen Anlageklassen gering.
- Chance auf langfristig attraktive Erträge.
Zu beachtende Risiken
- Hinsichtlich der Modalitäten betreffend die Ausgabe und Rücknahme von Anteilscheinen beachten Sie bitte die Wesentlichen Anlegerinformationen / KID bzw. § 21 AIFMG Punkt 10.
- Die Veranlagung erfolgt in Alternative Investments, die insbesondere ein erhöhtes Liquiditätsrisiko beinhalten.
- Aufgrund der Anlage in Fremdwährung kann der Anteilwert in Euro durch Wechselkursänderungen belastet werden.
- Kapitalverlust ist möglich.
- Risiken, die für den Fonds von Bedeutung sein können, sind insb.: Kredit- und Kontrahenten-, Liquiditäts-, Verwahr-, Derivatrisiko sowie operationelle Risiken. Umfassende Informationen zu den Risiken des Fonds sind dem Prospekt bzw. den Informationen für Anleger gem. § 21 AIFMG, Abschnitt II, Kapitel „Risikohinweise“ zu entnehmen.
Warnhinweise gemäß InvFG 2011
Der ERSTE RESPONSIBLE MICROFINANCE kann zu wesentlichen Teilen in Anteile an Investmentfonds (OGAW, OGA) iSd § 71 InvFG 2011 investieren.
Die Finanzmarktaufsicht warnt: Der ERSTE RESPONSIBLE MICROFINANCE kann bis zu 100 % in Veranlagungen gemäß § 166 Abs. 1 Z 3 InvFG 2011 (Alternative Investments) investieren, die im Vergleich zu traditionellen Anlagen ein erhöhtes Anlagerisiko mit sich bringen. Insbesondere bei diesen Veranlagungen kann es zu einem Verlust bis hin zum Totalausfall des darin veranlagten Kapitals kommen.
Der interessante Artikel gibt einen sehr guten Einblick in die spannende Welt der Mikrofinanzierung!
Gratuliere!
Heinz Behacker
Vorstandsvorsitzender der VBV-Vorsorgekasse AG iR
Sehr geehrter Herr Behacker, vielen Dank für Ihre positive Rückmeldung zu diesem Artikel – ich werde das Lob gerne an den Autor weiterleiten!
Beste Grüße, Philipp Marchhart – Erste AM Communications