Rohstoffe bilden eine wichtige Anlageklasse – so wie Aktien, Anleihen und Immobilien gehören Sie zum Anlage-Spektrum vieler Investor:innen. Sie sind unabdingbarer Inputfaktor für den industriellen Produktionsprozess und eine Anlagemöglichkeit für Finanzinvestor:innen zugleich.
Die Preisentwicklung auf Indexebene – beispielsweise beim Refinitiv Commodities Index – war in den letzten 5 Jahren von einer hohen Volatilität gekennzeichnet: Während der Pandemie gab es einen Preiseinbruch im März 2020. Nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges kam es zu einer Preisexplosion ab März 2022. Rohstoffe sind abhängig von der Nachfrage: in der Pandemie blieb diese aus. Im Ukrainekrieg verknappte sich das Angebot aus unterschiedlichen Gründen. Dies führte jeweils zu einer starken Ab- und Aufwärtsentwicklung bei den Rohstoffpreisen.
2024 haben sich insbesondere die Industriemetalle hervorgetan und preislich zu einem „Lebenszeichen“ beigetragen.
Preisentwicklung Rohstoffe (Gesamtmarkt)
Quelle: LSEG Datastream. Hinweis: Die Entwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen.
Energierohstoffe – Erdöl, Erdgas, und verschiedene Rohöl-Produkte wie Benzin oder Heizöl – waren den Schwankungen aus Angebot und Nachfrage in einem besonderen Maß ausgesetzt: In der Pandemie erreichte der Ölpreis kurzfristig nahezu einen Wert von Null, hervorgerufen durch das vollkommene Ausbleiben der Nachfrage. Ausgelöst durch den Ukrainekrieg andererseits erreichte der Ölpreis mit 124 US-Dollar einen Rekordwert im März 2022. Auch Erdgas, insbesondere am Handelsplatz Europa, war zu diesem Zeitpunkt beispiellosen Preisschwankungen unterworfen.
Indexzusammensetzung und Preisentwicklung ausgewählter Rohstoffe
Derzeit setzt sich der Bloomberg Commoditied Index (ohne Nahrungsmittel) aus 13 Komponenten zusammen. Wichtig ist hier eine Unterscheidung: Produzent:innen aus der Industrie kaufen Rohstoffe physisch am sogenannten Spot-Markt, um sie weiterzuverarbeiten. Finanzinvestor:innen andererseits sind auf sogenannte Derivate (Futures) angewiesen, da ihnen die Möglichkeit fehlt, Rohstoffe zu lagern.
Der wichtigste Vertreter der Energierohstoffe ist Erdöl. Für Industriemetalle ist es Kupfer und für Edelmetalle Gold. Über die vergangenen 5 Jahre ist der Goldpreis um 10,5% pro Jahr gestiegen, der Kupferpreis um 9,6% pro Jahr, und der Rohölpreis um 6,9% pro Jahr, alles gerechnet in der Handelswährung US-Dollar. Dabei war die Preisentwicklung insbesondere von Rohöl extrem, wie der folgende Chart zeigt.
Quelle: Bloomberg. Hinweis: Die Entwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen.
Der Eintritt von Handelskriegen ist meist plötzlich und kann im besten Fall noch durch Verhandlungen vermieden werden. Ein historisches Beispiel ist der Zollkonflikt zwischen den USA und China 2018-2020. Durch das Errichten von Zollschranken sind primär die Produktpreise betroffen, aber nicht zwangsläufig die Inputfaktoren wie Rohstoffe.
Die Bedeutung von Gold als „safe haven“
Im betreffenden Zeitraum hat sich der Goldpreis stabil und ansteigend entwickelt: Gold wird von Investor:innen als diversifizierend in einem Portfolio bzw. als sogenannter „safe haven“ gesehen. Das hat sich bewahrheitet. Der Kupferpreis entwickelte sich deutlich negativ, da Handelskriege, besonders von globalem Ausmaß, wachstumsdämpfend wirken, und Kupfer mit dem Weltwirtschafts-Wachstum bis zu einem gewissen Grad preislich einhergeht.
Sanktionen beeinflussen den Ölpreis
Der Erdölpreis schließlich war massiven Schwankungen unterworfen – primär durch einen Importstopp von USA-Erdöl durch China. Allerdings waren in diesem Zeitpunkt weitere Faktoren aktiv, sodass die Auswirkungen nicht klar trennbar sind: Und zwar die Sanktionen gegen den Iran bzw. das Verbot, iranisches Erdöl offiziell zu exportieren. Folglich gab es Einflüsse auf der Angebots- und auf der Nachfrageseite. Zusätzlich verkompliziert wurde die Situation durch die Vorgangsweise der USA unter Präsident Trump einzelne Staaten von den Iran-Sanktionen zu befreien. Potenziell ist eine 2. Amtszeit von Trump ab dem Jahresende 2024 denkbar, was für das Auskommen zwischen China und den USA wenig Gutes bedeutet.
Preisentwicklung ausgewählter Rohstoffe 2018-2020
Quelle: Bloomberg. Hinweis: Die Entwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen.
Vor neuen Handelskriegen?
Welche Handelskriege mit Rohstoffhintergrund könnten bevorstehen, die speziell Europa tangieren und einschränken würden? Denkbar ist ein Konflikt um die sogenannten Seltenen Erden. Das sind ca. 20 Mineralien mit einer unverzichtbaren Rolle in der Energiewende, das heißt bei der CO2-Emissions-Reduktion durch saubere Energie.
Hier verfügt Europa über kaum Produktion und Vorkommen – hingegen produziert China ca. zwei Drittel der aktuellen Weltmenge und verfügt über einen nennenswerten Anteil der bekannten Lagerstätten. Aus Sicht Chinas sind Seltene Erden dem alleinigen Zugriff der Regierung unterworfen, und dürfen so allenfalls selektiv privat abgebaut werden.
Heute ist die Handelbarkeit wenig eingeschränkt – das muss bei Handelskriegen aber nicht so bleiben. Die EU ist sich des Problems bewusst und adressiert es über den Versuch Versorgungssicherheit herzustellen und Allianzen einzugehen. Ihre Optionen sind naturgemäß begrenzt.
Produktion und Lagerstätten Seltener Erden
Quelle: USGS
Fazit
Die Preisentwicklung von Rohstoffen mit den Hauptvertretern Erdöl, Kupfer und Gold war in den vergangenen Jahren auch ohne Handelskriege massiven Schwankungen unterworfen. Ein wirtschaftlicher Konflikt kann, muss aber nicht notwendigerweise Auswirkungen auf die Rohstoffpreise haben. Strafzölle wirken als Steuer auf den Produktpreis, weniger als auf die Inputfaktoren. Eine potenzielle, weitere Amtszeit von Donald Trump mag mit Konfliktpotenzial einhergehen. Ein Bereich innerhalb der Rohstoffe, der besonders Europa betreffen würden, sind die Seltenen Erden, die überwiegend in China abgebaut werden und für Clean Energy unverzichtbar sind.
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Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.