Mit Spannung verfolgt wird an den Weltbörsen gerade die in den USA angelaufene Ergebnisberichtssaison. Während der sogenannten „Earnings Season“ berichten fast alle wichtigen börsennotierten US-Konzerne über ihr abgelaufenes Geschäftsquartal und geben einen Ausblick auf das kommende Jahr.
Analysten zufolge könnte die Quartalssaison durchaus positiv überraschen, denn nach dem Krisenjahr 2020 liegt auch die Latte der Erwartungen niedrig. Nach dem Einbruch während der Eskalation der Pandemie konnten US-Unternehmen schon in den beiden vergangenen Quartalen im Schnitt die Erwartungen von Analysten übertreffen. In der Tat weisen die bisher berichtenden Unternehmen mehrheitlich starke Ergebnisse aus: Über 86% der im Index der 500 größten börsengelisteten Unternehmen in den USA haben positiv überrascht.
Bankergebnisse durchwachsen, Investmentbanken boomen
Den Auftakt machten heuer traditionell die großen US-Bankhäuser. Die Ergebnisse sind dabei sehr gemischt ausgefallen und wurden an den Börsen tendenziell negativ aufgenommen. Während der Online-Wertpapierhandel boomte und auch das Investmentbanking-Geschäft gut lief, entwickelte sich das Privatkundengeschäft einiger Banken schlecht.
Starke Gewinnsteigerungen meldeten entsprechend die stark im Wertpapierhandel engagierten Investmentbanken Goldman Sachs und JP Morgan. So hat die größte US-Bank JP Morgan das Ergebnis im vierten Quartal um 42 Prozent gesteigert und einen Rekordgewinn von 12,1 Mrd. US-Dollar erzielt. Die Bank profitierte auch davon, dass ein Teil der Rückstellungen für ausfallsbedrohte Kredite angesichts des verbesserten Wirtschaftsausblicks wieder aufgelöst werden konnte.
Goldman Sachs konnte den Gewinn noch stärker um 135 Prozent auf 4,5 Mrd. Dollar steigern und übertraf damit die Markterwartungen. Die Einnahmen stiegen über alle Geschäftsbereiche hinweg, vor allem der Aktienhandel boomte. Der Investmentbank half dabei, dass sie traditionell kein großes Privatkundengeschäft mit hohen Kreditausfällen hat.
Anders verlief das Quartal für stark im Privatkundenbereich aktive Banken. So fiel das Nettoergebnis der Bank of Amerika um gut 20 Prozent auf 5,5 Mrd. Euro. Auch der Gewinn der Citigroup fiel um 7 Prozent auf 4,6 Mrd. Dollar. Für das gesamte Jahr 2020 meldete die Bank einen Gewinneinbruch von 41 Prozent. Auch die Großbank Wells Fargo litt eigenen Angaben zufolge unter den Folgen der Pandemie, konnte den Gewinn aber immerhin um 4 Prozent auf 3,0 Mrd. Dollar steigern.
Netflix nach Zahlen auf Rekordkurs
Gefeiert wurden an der Börse die von Netflix gemeldeten Zahlen. Der für seine Serienhits bekannte Streaming-Dienst hat offenbar weiter von den Lockdowns und dem Trend zum Streamen profitiert. Netflix steigerte die Zahle seiner Abonnenten im vierten Quartal um 8,5 Millionen auf knapp 204 Millionen und überschritt damit erstmals die Marke von 200 Millionen Nutzern. Das Ergebnis sank zwar um rund acht Prozent auf 542 Mio. Dollar, die Erlöse stiegen aber um 20 Prozent auf 6,6 Mrd.
Die Zahlen übertrafen die Markterwartungen deutlich, die Netflix-Aktie stieg allein am Tag der Veröffentlichung um 17 Prozent und erreichte damit neue Rekordstände. Die Nutzerzahlen würden zeigen, dass die gewachsene Zahl der Streaming-Dienste nicht zu einer Kannibalisierung führt, erklärten Analysten. Nutzer seien offensichtlich gewillt mehrere Videodienste parallel zu bezahlen. Positiv wurde zudem das von Netflix in Aussicht gestellte Aktienrückkaufprogramm aufgenommen.
Auch der Konsumgüterhersteller Procter & Gamble hat von der Krise und den Lockdowns profitiert. Vor allem Wasch- Reinigungs- und Gesundheitsprodukte waren vor dem Hintergrund der Pandemie gefragt. Der Umsatz stieg im vierten Quartal um 8 Prozent auf 19,7 Mrd. US-Dollar und übertraf damit die Analystenerwartungen. Der Nettogewinn nahm um 4 Prozent auf 3,9 Milliarden Dollar zu. Der Krankenversicherer UnitedHealth konnte im Pandemie-Jahr ebenfalls zulegen. Im vierten Quartal brach der Überschuss zwar um 38 Prozent auf 2,2 Mrd. Dollar ein, im Gesamtjahr steigerte das Unternehmen seinen Gewinn aber um 11 Prozent auf 15,4 Mrd. Dollar.
Gemischt sind die von den IT-Schwergewichten IBM und Intel gemeldeten Zahlen aufgenommen worden. IBM hatte im Schlussquartal einen überraschend starken Gewinnrückgang von 66 Prozent auf 1,3 Mrd. Dollar gemeldet. Ein schrumpfender Gewinn war zwar erwartet worden, für Enttäuschung sorgte aber der Umsatzrückgang von gut sechs Prozent. Vor allem vom boomenden Cloud-Geschäft hatten sich Anleger hier mehr erwartet.
Positiv wurden die Zahlen von Intel aufgenommen. Der Chipkonzern hat zwar einen Gewinnrückgang von 15 Prozent auf 5,9 Mrd. Dollar gemeldet, der Quartalsumsatz von 20 Mrd. lag aber über den zuvor in Aussicht gestellten Niveaus. Intel dürfte damit weiter vom Ausbau von Rechenzentren angesichts des Trends zum Home Office profitiert haben.
Airlines mit massiven Verlusten
Naturgemäß schlecht entwickelten sich im Pandemiejahr die Geschäfte der Airlines. So haben die Krise und Reisebeschränkungen der United Airlines auch im Schlussquartal einen hohen Verlust von 1,9 Mrd. Dollar einbrockt. Im vierten Quartal des Vorjahres hatte die Airline noch einen Gewinn von 641 Mio. gemacht. Im Gesamtjahr 2020 erlitt United Airlines einen Verlust von 7,1 Mrd. Dollar. Noch stärker fiel mit 12 Mrd. Dollar der Jahresverlust der Delta Airlines aus. Die Fluglinie ist damit weiter auf staatliche Unterstützungen angewiesen um die Krise zu überstehen.
Fazit: Die Berichtssaison in den USA hat positiv begonnen. Die große Mehrheit der Unternehmen überraschte mit höheren Gewinnen als erwartet. Während die Lockdown-Gewinner gute Zahlen präsentierten, fielen die Zahlen bei Banken gemischt aus.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.