Die jüngsten US-Zölle haben weltweit für erhebliche Turbulenzen an den Finanzmärkten gesorgt. In diesem Artikel beleuchten wir die Hintergründe dieser Zölle, ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft und bieten Anleger:innen Strategien, um in diesem volatilen Umfeld kluge Entscheidungen zu treffen.
Hinweis: Bitte beachten Sie, dass eine Veranlagung in Wertpapiere neben Chancen auch Risiken birgt.
Überblick über die neuen US-Zölle
Am 2. April 2025, dem von Präsident Trump als “Liberation Day” bezeichnete Tag, wurden umfassende Zölle auf Importe in die USA angekündigt. Diese beinhalten einen allgemeinen Zollsatz von 10% auf alle Einfuhren sowie zusätzliche, höhere Zölle für über 60 Handelspartner. Die Berechnung dieser zusätzlichen Zölle basiert auf dem Handelsdefizit der USA mit dem jeweiligen Land. Beispielsweise wurde für China ein Gesamtzollsatz von 54% festgelegt, während Vietnam mit 46%, Taiwan mit 32% und die Europäische Union mit 20% belegt wurde. Gegen China legte Trump noch einmal nach und steigert die Zölle jetzt auf 104% (!).

Der US-Präsident Donald Trump bei der Verkündung der umfangreichen Zollpläne. (c) (c) BRENDAN SMIALOWSKI / AFP / picturedesk.com
Negative Reaktion der Finanzmärkte
Die Ankündigung dieser Zölle und die Ankündigung Chinas ihrerseits 34% Zoll für alle US-Waren einzuheben, hat zu einer scharfen Korrektur der US-Aktien am Freitag geführt. Besonders hart betroffen waren Technologieunternehmen wie Apple, Nvidia und Tesla, die erhebliche Kursverluste hinnehmen mussten. Auch zyklischere Titel wie Finanzwerte oder Autohersteller korrigierten stark. Hinweis: Die hier angeführten Unternehmen sind beispielhaft ausgewählt worden und stellen keine Anlageempfehlung dar.
Man muss allerdings anmerken, dass die Kurse bis Mitte Februar an vielen Börsen auf Rekordhochs geklettert waren. Eine Korrektur war daher nicht nur eine Frage der Zeit, sondern zum “Luftholen” unausweichlich. Etwas überraschend war das Ausmaß, ausgelöst durch die US-Einfuhrzölle. Mit derart hohen Zöllen durch Trump hatten im Vorfeld selbst die größten Pessimisten nicht gerechnet.
Ökonom:innen warnen vor einer Stagflation
Ökonom:innen warnen vor den potenziellen negativen Folgen dieser Zölle. Es wird ein Anstieg der Inflation, eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und ein möglicher Anstieg der Arbeitslosigkeit prognostiziert. Einige Experten befürchten sogar eine Stagflation, also eine Kombination aus stagnierendem Wachstum und hoher Inflation. Zölle wirken de facto wie eine Steuererhöhung für die USA. Der drastische Anstieg der effektiven Zollrate von 2,3% auf geschätzte 20% bedeutet einen erheblichen Schock für die USA und die Weltwirtschaft. Das Risiko für eine Rezession in den USA hat deutlich zugenommen.
Was sollten Anleger:innen jetzt tun?
In Zeiten solcher Marktvolatilität ist es entscheidend, besonnen zu handeln. Hier sind einige Strategien, die ein Anleger oder eine Anlegerin in Betracht ziehen können:
1. Diversifikation des Portfolios – gemischte Portfolios oder Investmentfonds
Streuen Sie Ihre Investitionen über verschiedene Anlageklassen und Regionen, um das Risiko zu minimieren. Es gibt interessante breit gestreute Investmentfonds, die aktiv die Gelder in die verschiedenen Anlageklassen je nach Einschätzung verschieben und dabei auch kurzfristige Chancen nutzen und gleichzeitig versuchen Risiken abzufedern. In volatilen Zeiten wie diesen sind diese Fonds gefragt. Investments in Wertpapiere bergen allgemein neben Chancen aber auch Risiken.
Die Fondsmanager:innen der Erste Asset Management haben angesichts der globalen Unsicherheiten die Aktienquote schon vor der Bekanntgabe der Zölle in den gemischten Portfolios reduziert. Gänzlich verabschieden von Aktien macht allerdings wenig Sinn, denn wie die Vergangenheit gezeigt hat, können die Märkte schnell “drehen” und dann lassen sich allfällige Kursverluste wieder aufholen.
2. Investition in defensivere Sektoren
Branchen wie Gesundheitswesen, Versorger und Basiskonsumgüter tendieren dazu, in unsicheren Zeiten stabiler zu sein. Wenn Sie in Aktien anlegen, könnte ein aktiv gemanagter Fonds interessant sein, das nicht nur stur an einem Index klebt, sondern auch die Titel umschichtet. Auch aktiv gemanagte Fonds können aber Schwankungen unterliegen.
3. Einsatz von “Cost-Averaging”
Wenn Sie daran denken die Kursrückgänge zu einem Einstieg zu nutzen, könnten Sie das schrittweise tun. Teilen Sie den geplanten Investitionsbetrag in mehrere Schritte über die nächsten Monate auf. Der s Fondsplan ist dafür eine bewährte Variante. Vielleicht erwischen Sie nicht den optimalen Tiefstkurs, aber es ist eine Möglichkeit den Einstiegskurs über die Zeit zu glätten.
Bitte beachten Sie: Der Durchschnittskosteneffekt nimmt mit zunehmender Laufzeit des Sparplans ab, da sich das angesparte Vermögen immer mehr so verhält, als hätte man einmalig den Gesamtbetrag angelegt. Je nach Marktentwicklung kann sich eine Einmalveranlagung auch als günstiger erweisen. Eine Veranlagung in Wertpapiere birgt neben Chancen auch Risiken.
4. Safe-haven assets wie Gold oder kurzlaufende Anleihenfonds
Sogenannte “Safe-haven assets” sind in so einer Phase gefragt. Der Goldpreis konnte in den letzten Wochen von dem Trend in sichere Anlageklassen zu investieren massiv profitieren.
Auch kurzlaufende Anleihefonds sind von Kursschwankungen nicht so betroffen, da sie immer wieder die Gelder in kurze Laufzeiten veranlagen und auch von kommenden möglichen Zinssenkungen profitieren könnten. Im Angebot der Erste Asset Management befinden sich verschiedene Fonds mit der Bezeichnung “Reserve”. Zu beachten ist, dass steigende Zinsen bei diesen Fonds zu Verlusten führen können.
5. Fühlen Sie sich unwohl?
Wenn Sie sich mit ihrem Wertpapierportfolio unwohl fühlen, dann suchen Sie ihren Berater oder ihre Beraterin auf. Lassen Sie ihr Portfolio durchchecken. Vielleicht ist eine defensivere Ausrichtung, sprich mehr Anleihen als Aktien eine Variante, bei der Sie sich wohler fühlen, auch wenn Sie dabei langfristig auf Ertragschancen verzichten würden. Dabei ist zu beachten, dass Investments in Aktien als auch in Anleihen gewisse Risiken mit sich bringen.
Welche Fehler gilt es zu vermeiden?
Sich jetzt von den Wertpapieren (komplett) trennen
Es ist lange sehr gut an den Aktienbörsen gegangen. Auf lange Sicht schlagen Aktien viele andere Anlageklassen, besonders das “Sparbuch”. Manche Neueinsteiger:innen bekommen schnell weiche Knie, sobald die Kurse zu schwächeln beginnen. Die Folge: Sie verkaufen ihre Wertpapiere und Fonds mitunter sogar zu einem Verlust. Diese Reaktion mag im Einzelfall verständlich sein, widerspricht aber der Langfristigkeit des Vermögensaufbaus. Der “lange Atem” hat sich allemal besser bewährt. Allgemein ist dabei zu beachten, dass eine Veranlagung in Wertpapiere neben Chancen auch Risiken birgt.
Mit täglich “Rein und Raus” den Ertrag reduzieren
Manche Anleger:innen reagieren auf Kursschwankungen mit hektischen Kauf- und Verkaufsorders. Der Börsenspruch: “Vielmal hin und her macht Taschen leer” gilt an der Börse. Durch die Spesen und der Differenz zwischen An- und Verkaufskurs sinkt der Nettoertrag erheblich.
Mit Spekulation Verluste auszugleichen
Manche Anleger.innen versuchen jetzt die turbulenten Kurse zu kurzfristigen Trades zu nutzen. In diesen turbulenten Zeiten ist das Risiko hier immer auf der falschen Seite zu liegen sehr hoch. Bleiben Sie ruhig und vermeiden Sie kurzfristige Aktionen.
US-Zölle sorgen für Turbulenzen
Aktuelle Infos und Insights zu den US-Zöllen und den Reaktionen an der Börse finden Sie hier 👉