Anhand eines europäischen Anleihenfonds erkläre ich wie die Ausschüttungshöhe (brutto) festgelegt wurde und wie sich die relevante Steuer aus Sicht eines österreichischen Privatanlegers mit Optionserklärung zusammensetzt.
Mehr Details und weiterführende Informationen finden Sie auch in den bisherigen BLOG-Beiträgen „Ausschüttung und Steuer – einfach erklärt“ und „Ausschüttung und Steuer – einfach erklärt! – Teil 2“ sowie „Ausschüttung und Steuer – einfach erklärt – Teil 3“.
Jetzt zum Thema. Der ESPA PORTFOLIO BOND EUROPE ist ein Anleihefonds der ERSTE-SPARINVEST mit Ausschüttung per Mitte Oktober. Die Ausschüttung für das abgelaufene Rechnungsjahr 2015/2016 erfolgte per 15.10. mit Ex-Tag 13.10.2016.
Die aktuelle Ausschüttung vom 15.10.2016 und die zugehörige Steuer
Die wichtigsten Informationen vorab:
- Bemessungsgrundlage für die relevanten Steuern sind die steuerpflichtigen Erträge.
- Für den ESPA PORTFOLIO BOND EUROPE können zwei Arten von Erträgen anfallen: Ordentliche Erträge (vor allem Zinserträge) sowie Außerordentliche Erträge (Substanzgewinne).
- Die steuerpflichtigen Erträge stellen NICHT die Basis für die Höhe der Ausschüttung dar.
- Die Höhe der Ausschüttung bei Fonds der Erste Asset Management wird jährlich von der Kapitalanlagegesellschaft neu festgelegt.
- Das bedeutet: Ausschüttung ist nicht gleich Ertrag!
Die Zahlen im Rechenschaftsbericht zum Nachlesen
Der Fonds hat am 15.10.2016 brutto EUR 1,0000 ausgeschüttet, wobei die KESt EUR 0,6250 je A-Anteil betragen hat. Details zu den in dieser Ausschüttung enthaltenen Erträge und Steuern finden Sie im aktuellen Rechenschaftsbericht ab Seite 27.
Die relevanten Punkte dazu finden Sie hier im Überblick
Für das abgelaufene Rechnungsjahr wurden mehr Erträge versteuert als ausgeschüttet (EUR 2,1908 vs. EUR 1,0000). Die versteuerten (aber nicht ausgeschütteten) Erträge verbleiben im Fonds und erhöhen den Durchschnittlichen Anschaffungskurs (DAK) für die Anlegerin bzw. den Anleger um EUR 1,1939 je Anteil. Dadurch wird eine Doppelbesteuerung beim Verkauf von Fondsanteilen vermieden.
Die Entwicklung des Fonds aus Sicht der Anlegerin bzw. des Anlegers
Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung des Rechenwerts der A-Anteile, also für solche mit jährlicher Ausschüttung. In der Tabelle ist die Brutto-Ausschüttung sowie die für das Rechnungsjahr anfallende Steuer (aus Sicht der österreichischen Privatanlegerin bzw. des österreichischen Privatanlegers mit Optionserklärung) dargestellt.
An den mit „A“ markierten Punkten in der Grafik erfolgte die jährliche Ausschüttung, die auch in der Tabelle (rechts) in EUR angeführt ist. Neben der Ausschüttung (brutto) ist auch die KESt ausgewiesen.
Mehrere Entwicklungen sind zu erkennen:
- Aufgrund der sinkenden Zinsen am Kapitalmarkt wurde auch die Ausschüttung im Zeitverlauf reduziert.
- Die zugehörige Steuer unterliegt starken Schwankungen, da insbesondere die Steuer auf realisierte Kursgewinne sehr stark von den Entwicklungen an den Kapitalmärkten abhängt.
- Die Ausschüttung in den vergangenen Jahren wurde konservativ durchgeführt.
Die Höhe der Ausschüttung – ein paar Berechnungen
Der Fonds veranlagt in europäische Staatsanleihen, Anleihen supranationaler Emittenten, Pfandbriefe und Unternehmensanleihen. Da es sich dabei um Investments mit durchwegs guter bis sehr guter Bonität handelt, sind die Renditen der Wertpapiere entsprechend niedrig. Durch die breite Streuung innerhalb des Fonds auf unterschiedliche Emittenten und Laufzeiten ermittelt sich die WP-Rendite des Fonds (per 21.10.2016) mit 0,81 % vor Kosten und Steuern.
Die WP-Rendite berücksichtigt die laufenden Kupons sowie die aktuellen Preise von Anleihen. Da aufgrund der hohen Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Anleihen die Kurse teilweise deutlich über 100 % liegen (die Tilgung aber üblicherweise zu 100 % erfolgt) ist die Rendite niedriger als der Kupon. Bei der Höhe der Ausschüttung bei einem Anleihefonds orientieren wir uns folglich an der Rendite und nicht an den Kupons des jeweiligen Fonds.
Ausschüttung (brutto) liegt bei 1,64 %
Die aktuelle Ausschüttung wurde mit EUR 1,0000 festgelegt. Wenn man diese mit dem Ex-Kurs nach der Vorjahres-Ausschüttung von EUR 60,88 vergleicht, so ergibt sich eine Ausschüttungsrendite (brutto) von 1,64 %.
Ausschüttung (netto) liegt bei 0,65 %
Die Ausschüttung netto betrug EUR 0,3975 je Anteil. Dadurch ergibt sich eine Ausschüttungsrendite netto von 0,65 %.
Die Einordnung der Höhe der Ausschüttung
Um die Höhe der Ausschüttung bewerten zu können, lohnt ein Blick auf die Renditen der Anleihemärkte. Hier als ausgewähltes Beispiel die Zinskurve österreichischer Bundesanleihen (Rendite bezogen auf die Laufzeit):
Beachten Sie die Null-Linie in der Darstellung. Österreichische Staatsanleihen bis zu einer Laufzeit von 9 Jahren bieten aktuell eine negative Rendite!
Fazit
Bei Fonds der Erste Asset Management berücksichtigen wir bei der Festlegung der Höhe der Ausschüttung u.a. die Entwicklungen an den Kapitalmärkten.
Angesichts der über die Jahre gesunkenen Zinsen an den Kapitalmärkten wurde auch die Ausschüttung beim ESPA PORTFOLIO BOND EUROPE seitens der ERSTE-SPARINVEST KAG entsprechend angepasst. Die Höhe der Steuer basiert nicht auf der Höhe der Ausschüttung sondern auf der Höhe der steuerpflichtigen Erträge, welche im Fonds-Rechnungsjahr angefallen sind.
Höhere Ausschüttungen sind derzeit nur mit Fonds mit einem höheren Risiko möglich!
Warnhinweise gemäß InvFG 2011
Der ESPA PORTFOLIO BOND EUROPE kann zu wesentlichen Teilen in derivative Instrumente (einschließlich Swaps und sonstige OTC-Derivate) iSd § 73 InvFG 2011 investieren.
Der ESPA PORTFOLIO BOND EUROPE kann zu wesentlichen Teilen in Anteile an Investmentfonds (OGAW, OGA) iSd § 71 InvFG 2011 investieren.
Der ESPA PORTFOLIO BOND EUROPE beabsichtigt gemäß den von der Österreichischen Finanzmarktaufsicht genehmigten Fondsbestimmungen mehr als 35 % seines Fondsvermögens in Wertpapieren und/oder Geldmarktinstrumenten von öffentlichen Emittenten anzulegen. Eine genaue Auflistung dieser Emittenten finden Sie im Prospekt, Abschnitt II, Punkt