Wenn man die aktuellen Bewertungen der deutschen Autobauer an der Börse betrachtet, ist es um ihre Zukunft schlecht bestellt. Bekanntlich gibt der Kurs eines Unternehmens Auskunft über die in Zukunft zu erwartenden Geldströme. Hier schneidet der Stolz und das bisherige Rückgrat der deutschen Wirtschaft im Vergleich zu anderen Autobauern, die sich beispielsweise auf den Elektroantrieb fokussiert haben, schlecht ab.
Während in Deutschland bei Autoshows Prototypen vorgestellt werden, laufen in China, wo die Zukunftstechnologie staatlich vorgegeben wurde, soviel Elektroautos vom Band, dass sie mit Abschlag in Europa verkauft werden müssen, um die Lagerhallen nicht zu sprengen. Es scheint, dass der in Europa vielerorts geäußerte Wunsch, der Markt soll es regeln, anhand der Börsenbewertung Realität geworden ist, allerdings anders als gedacht.
Wie konnte es soweit kommen?
Etwas Bestehendes zu verändern ist mit deutlich mehr Aufwand verbunden, als etwas gänzlich Neues auf der Grünen Wiese zu erfinden. Der Ottomotor ist wahrlich eine technische Meisterleistung, die mit dem Dieselmotor mit Partikelfilterung die Vollendung erlebte. Das Elektroauto hingegen ist aus technischer Sicht allein bei Betrachtung der Einzelteile, die benötigt werden (50-150 bei Elektromotor, 800-1200 bei Ottomotor und 1000-1500 bei Dieselmotor), vergleichsweise primitiv und wurde dementsprechend auch jahrelang unterschätzt. Den Unterschied in der E-Auto-Welt macht jedoch nicht der Zusammenbau des Motors, sondern die elektronische Vernetzung inklusive der Optimierung der Batterie.
Der technologische Vorsprung Chinas
Während in europäischen Tageszeitungen primär der Bau von Kohlekraftwerken in China Schlagzeilen machte, wurde vielerorts übersehen, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt gleichzeitig massiv in Erneuerbare Energien und Batterieforschung investierte. Mit dem Ergebnis, dass China im Bereich Solarenergie Weltmarktführer ist. Im Bereich Windenergie sind sie kurz davor. China ist der größte Produzent von Elektroautos und bei der Batterieproduktion, dem wichtigsten Kostentreiber bei Elektroautos, haben sie deutliche Kostenvorteile. Deutschland hat nur noch den dritten Platz im Ranking exportierter Autos hinter Japan und China. Einfuhrbeschränkungen, wie kürzlich von Ursula von der Leyen andiskutiert, sind kein wirkliches Druckmittel. Der größte Absatzmarkt für PKWs ist nicht Europa, sondern China!
Wie sind Elektroautos aus ESG-Sicht zu bewerten?
Haben jene, die ein Elektroauto fahren, bereits ihren Anteil zur Rettung der Welt getan? Wohl kaum. Das beste Auto aus Umweltsicht fährt immer noch auf Schienen beziehungsweise, dort wo keine Schienen verlegt wurden, ist es ein Bus. Zudem ist die Liste an Kritikpunkten vor allem hinsichtlich der Batterieproduktion recht lang. So ist der Bedarf seltener Erden zu erwähnen. Diese werden oft unter widrigen Bedingungen sowohl aus Umwelt als auch aus sozialer Sicht abgebaut. Dann gibt es auch eine Abhängigkeit vom lokalen Strommix, mit dem das E-Auto geladen wird.
Auf den richtigen Vergleich kommt es an
Je nachdem, ob ausschließlich der Produktionsprozess oder auch die Nutzungsphase eines Elektroautos mit einem Verbrenner verglichen wird, kommt es zu unterschiedlichen Ergebnissen. Entscheidend für die Gesamtemissionen in unserer Atmosphäre ist definitiv Letzteres: Hier profitieren Elektroautos zusätzlich von einem sich verbessernden Energiemix.
Ist nun alles verloren? Sind wir dem ökonomischen Untergang geweiht?
Statt auf fossile Lobbyist:innen zu setzen, die vor allem in Deutschland die Tageszeitungen dominieren, sollte wieder echten Expert:innen Gehör geschenkt werden, wie beispielsweise Herrn Dudenhöffer. Für ihn sind Ideen wie e-Fuels für PKW aufgrund des Energiebedarfs und der damit verbundenen Kosten unrealistisch. Es wurden auch schon erste Bestrebungen gestartet, die Batterieproduktion zurück nach Europa zu holen und eine eigene Expertise aufzubauen. Auch im deutschen Automobilbereich gibt es Zeichen der Transformation, wie beispielsweise bei Volkswagen, die spät aber doch die Elektrowende eingeläutet haben. VW ist allerdings mit Vorwürfen zu Menschenrechtsverletzungen in Zusammenhang mit deren chinesischem Joint Venture konfrontiert. Ein weiteres Argument die Produktion zurückzuholen und dadurch die eigenen Maßstäbe anzuwenden und einhalten zu können.
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