Was tut sich an den Märkten? In unserem Investment View geben die Expert:innen unserer Investmentabteilung regelmäßig Einblicke in das aktuelle Marktgeschehen und ihre Einschätzung zu den verschiedenen Anlageklassen.
Hinweis: Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen. Bitte beachten Sie, dass eine Veranlagung in Wertpapiere neben Chancen auch Risiken beinhaltet.
Makroökonomischer Ausblick
Eine „weiche“ Landung der Wirtschaft bleibt das wahrscheinlichste Szenario. Die Risiken haben sich verlagert: Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession ist gesunken, Wahrscheinlichkeit eines „No-Landing“-Szenarios gestiegen.
In den USA sehen wir ein hohes Wachstum bei Konsum, Einkommen und Produktivität und nur eine leichte Abschwächung auf dem Arbeitsmarkt. Durch den „Red Sweep“ nach der Wahl könnte es zu einer höheren Inflation und stärkerer Deregulierung kommen. Auch die Unterschiede zwischen den USA und dem Rest der Welt hinsichtlich des Wachstums könnten zunehmen.
Szenarien
Szenario 1 (no landing): Das robuste Wachstum und die anhaltende Inflation begrenzen den Spielraum für Leitzinssenkungen. Wahrscheinlichkeit aus unserer Sicht: 30%.
Szenario 2 (soft landing): Mittelfristig wird das Inflationsziel erreicht, ohne dass es zu einer Rezession kommt. Die Leitzinsen in den entwickelten Märkten können deutlich gesenkt werden. Wahrscheinlichkeit aus unserer Sicht: 40%
Szenario 3 (hard landing): Restriktive Geldpolitik, restriktive Fiskalpolitik, Verlangsamung des Arbeitsmarktes, stagnierende Produktivität in der EU, Deflation in China, anhaltende Inflation, Geopolitische Risiken (Naher Osten), Industriepolitik (Zölle), Streiks (Hafenarbeiter). Wahrscheinlichkeit aus unserer Sicht: 30%.
Anlageklassen
Das wichtigste Marktereignis des Jahres liegt hinter uns: Donald Trump hat sich eine zweite Amtszeit als Präsident der Vereinigten Staaten gesichert. Da das Repräsentantenhaus und der Senat für mindestens zwei Jahre unter republikanischer Kontrolle bleiben, werden bedeutende politische Veränderungen erwartet.
Von Steuersenkungen für Unternehmen dürften Unternehmen und Aktionäre profitieren, während höhere Zölle zum Schutz der US-Industrie die Kosten für einkommensschwächere Gruppen erhöhen und möglicherweise den Konsum dämpfen könnten. Andererseits könnte ein Vorstoß zur Reindustrialisierung mehr Arbeitsplätze schaffen und sich positiv auf die Arbeitslosigkeit und die Einwanderergemeinschaften auswirken. Ein angespannter Arbeitsmarkt mit vielen offenen Stellen, aber nur wenigen qualifizierten Arbeitskräften könnte jedoch zu höheren Löhnen führen und der Inflationsdruck zunehmen.
Nach den Wahlergebnissen erholten sich sowohl der US-Dollar als auch die Aktienmärkte und spiegelten damit den anfänglichen Optimismus wider. Längerfristige Risiken wie steigende Inflation, höhere Staatsverschuldung und potenzielle Handelskriege werden von den Märkten jedoch weiterhin unterschätzt, sodass sie anfällig für Rückschläge sind. Angesichts dieser Dynamik haben wir beschlossen, unsere Portfolios kurzfristig unverändert zu lassen und eine breite Diversifizierung beizubehalten. Die aktuelle Gewinnsaison entwickelt sich positiv, insbesondere in den USA, und es wird erwartet, dass die Zinssenkungen sowohl in der Eurozone als auch in den USA die Zinsen mittelfristig niedrig halten werden. Eine Änderung der Zentralbankpolitik könnte zwar zu einer höheren Volatilität führen, wir rechnen jedoch nicht mit einer solchen Änderung in naher Zukunft.
Quelle: Erste Asset Management; Hinweis: Sofern in dieser Unterlage Portfoliopositionierungen von Fonds bekannt gegeben werden, basieren diese auf dem Stand der Marktentwicklung zum 20.11.2024. Im Rahmen des aktiven Managements können sich die genannten Portfoliopositionierungen jederzeit ändern. Bitte beachten Sie, dass eine Veranlagung in Wertpapiere neben Chancen auch Risiken beinhaltet.
Aktien
Die Aktienmärkte bleiben unverändert attraktiv. Die positive kurzfristige Dynamik, die auf die günstige Einschätzung des Ausgangs der US-Wahl zurückzuführen ist, steht im Gegensatz zu den überdurchschnittlichen Bewertungen, was zu einem gemischten Ausblick führt. Angesichts der anhaltenden Risiken verfolgen wir weiterhin einen vorsichtigen Ansatz und bleiben bei Aktien leicht untergewichtet. Die jüngsten Kursgewinne, die durch eine starke Berichtssaison und eine verbesserte Stimmung unterstützt wurden, haben auch das Potenzial für Rückschläge erhöht.
Innerhalb unserer Aktienportfolio haben wir die Positionierung angepasst, um weniger defensiv zu werden, insbesondere in der Region USA, wo starke Wachstumsaussichten einen dynamischeren Ansatz rechtfertigen. Wir haben eine Position in US-Wachstumsaktien aufgebaut, da diese von den Wahlergebnissen profitieren dürften. Außerdem sind ihre Gewinnaussichten aufgrund der Dominanz von Technologieunternehmen mit oligopolistischen Strukturen weiterhin solide, was es ihnen ermöglicht, auch bei einer potenziellen allgemeinen Verlangsamung des Gewinnwachstums weiter zu wachsen.
Im Gegenzug haben wir das Engagement in US-Aktien mit minimaler Volatilität halbiert, um uns der positiven Stimmung gegenüber dem US-Markt anzupassen. Wir haben auch unsere Position in US-Basiskonsumgütern aufgegeben, da diese defensiven Aktien in einem potenziell inflationären Umfeld einem Margendruck ausgesetzt sein könnten, ohne über eine ausreichende Preismacht zu verfügen, um steigende Kosten unter der Trump-Regierung auszugleichen.
Staatsanleihen
Während sich die Zentralbanken weltweit in einem Lockerungszyklus befinden, führen politische Entwicklungen zu einer größeren Unsicherheit hinsichtlich der zukünftigen Zinsentwicklung. Die wichtigsten Einflussfaktoren für die Renditen bleiben die Konjunkturaussichten und die Inflationstrends, wobei geopolitische Spannungen zu einer potenziellen Volatilität beitragen.
Der Ausgang der US-Wahl hat die langfristigen Zinssätze in die Höhe getrieben, da die Besorgnis über steigende Staatsschulden und Inflationserwartungen zunimmt. Dieser Trend übt auch einen Aufwärtsdruck auf die Zinssätze in der Eurozone aus.
Angesichts erhöhter Ereignisrisiken – darunter der „Trumpismus“ in den USA und der Zusammenbruch der „Ampelkoalition“ in Deutschland – bevorzugen wir weiterhin eine neutrale bis kurzfristige Positionierung, um erhöhte Ereignisrisiken zu mindern.
Wir behalten unsere Allokation im Vergleich zum Vormonat unverändert bei, mit einer neutralen Haltung gegenüber europäischen Staatsanleihen und einem positiven Ausblick auf Staatsanleihen aus Schwellenländern in Lokalwährung. Ihre Diversifizierungsvorteile, gepaart mit der Lockerung der Geldpolitik der Zentralbanken und einer potenziellen Währungsstärke, bieten einen unterstützenden Hintergrund für die Anlageklasse.
Unternehmensanleihen
Wir behalten einen positiven Ausblick bei Unternehmensanleihen bei und bevorzugen das Hochzinssegment aufgrund seiner kürzeren Laufzeit und der nach wie vor überzeugenden Gesamtrenditen. Die regionale Dynamik bestimmt weiterhin unsere Präferenzen:
Wir sind positiv gestimmt in Bezug auf europäische Hochzins-Unternehmensanleihen, gestützt durch die Erwartung von Zinssenkungen und einer allmählichen Rückkehr zum Wirtschaftswachstum in der Region, was die Fundamentaldaten für Unternehmensanleihen stützen dürfte.
Auch unsere positive Einschätzung zu asiatischen Hochzins-Unternehmensanleihen behalten wir bei. Die angekündigten Konjunkturmaßnahmen in China sowie die geringe Korrelation des Segments mit anderen Märkten machen asiatische Hochzinsanleihen besonders attraktiv.
Geldmarkt
Angesichts einer flachen bis leicht ansteigenden Zinsstrukturkurve bleiben Geldmarktinstrumente attraktiv, da sie wettbewerbsfähige Renditen und Liquidität bieten. Sie stellen eine wertvolle Ergänzung unserer Allokation dar und sorgen im aktuellen Marktumfeld für Stabilität und Flexibilität.
Rohstoffe
Wir bleiben gegenüber den Energiemärkten neutral eingestellt, da die Entwicklungen der OPEC den Erwartungen entsprechen und das weltweite Ölangebot weiterhin ausreichend ist. Die geopolitischen Risiken im Nahen Osten könnten jedoch Potenzial für kurzfristige Volatilität schaffen.
Auch unsere Einschätzung zu Industriemetallen bleibt neutral. Die Wirtschaftspolitik Chinas wird der entscheidende Faktor sein, und die Umsetzung der kürzlich angekündigten Konjunkturmaßnahmen wird für die Marktdynamik von entscheidender Bedeutung sein.
Bei Edelmetallen sind wir positiv gestimmt. Anhaltende Käufe von Zentralbanken und Privatanlegern stützen die Anlageklasse, während ein intaktes technisches Bild und erhöhte geopolitische Risiken ihre Attraktivität weiter steigern.