In diesem Blog-Beitrag möchten wir Ihnen einen praktikablen und einfachen Weg vorstellen, wie Sie in risikoreichere Veranlagungen investieren können. Insbesondere geht es darum, dass Sie nicht dem Problem ausgesetzt werden, gerade zum ungünstigsten Zeitpunkt (höchster Kurs) zu veranlagen.
Im „Schritt 1 – So überwinden Sie die ZIRP“ haben wir erläutert, was Nullzinspolitik (ZIRP) und Negativzinspolitik (NIRP) bedeuten. Im „Schritt 2 – So überwinden Sie die ZIRP“ wurden mögliche Alternativen bei der Veranlagung aufgezeigt.
ZIRP – erkennen, Alternativen suchen, veranlagen
Anlegerinnen und Anleger sollten nun den nächsten Schritt machen: Den Weg aus der Nullzins-Falle wagen und zwar aktiv mit einem oder mehreren Investments. Doch das bedeutet, dass nur Veranlagungen mit höherem Risiko in Frage kommen.
TINA, die wohl wichtigste Erkenntnis für Anlegerinnen und Anleger
TINA („There Is No Alternative“) – oder auf Deutsch: Es gibt keine Alternative zu höheren Risiko-Klassen, wenn man die Chance sucht, einen positiven Ertrag zu erzielen bzw. einen Mehrertrag gegenüber dem Kaufkraftverlust aus der Inflation zu erreichen.
Welche risikoreicheren Anlageklassen kommen aus unserer Sicht in Frage?
- Unternehmensanleihen im Hochzins-Segment
- Anleihen aus Wachstumsmärkten
- Aktien
Allen gemeinsam ist die erhöhte Kursschwankung und damit verbunden das Risiko des ungünstigen Einstiegszeitpunkts, also wenn man zu einem sehr hohen Kurs kauft. Unser Lösungs-Vorschlag: Nicht das gesamte Kapital auf einmal investieren!
Investieren in Tranchen
Investieren in Tranchen bedeutet, das zu veranlagende Kapital aufzuteilen und Schritt für Schritt zu investieren. Bei entsprechenden Schwankungen des Investments wird sowohl zu höheren als auch zu tieferen Kursen veranlagt. Die Anlegerin bzw. der Anleger erzielt somit einen günstigeren Mischkurs. Man investiert regelmäßig immer den gleichen Betrag. So werden bei tieferen Kursen mehr Anteile an der gewünschten Veranlagung und bei höheren Kursen weniger erworben. Das bedeutet eine weitere (leichte) Optimierung im Vergleich zum durchschnittlichen Kurs des Investments.
Das Ziel ist klar: Einen ungünstigen (hohen) Kurs zu vermeiden – und gleichzeitig die höheren Schwankungen für den Einstieg zu nutzen.
Anhand eines Beispiels möchten wir Ihnen zeigen, wie ein Einstieg in einen risikoreichen Markt aussehen kann.
Wir haben dazu die Kursentwicklung des globalen Aktienmarktes von 2008 bis 2009 herangezogen. In diese Periode fällt die große Finanzkrise von 2008, verbunden mit einem extremen Kursrückgang des Aktienmarktes. An diesen Rückgang können sich viele Investoren noch erinnern. Geblieben ist die Angst vieler Anlegerinnen und Anleger vor der Veranlagung in Aktien und andere risikoreiche Anlageformen.
Die Grafik zeigt im oberen Teil die Kursentwicklung des globalen Aktienmarktes über 2 Jahre (zum leichteren Verständnis: Startwert normiert auf 100 %). Der untere Teil zeigt die Anzahl der erworbenen Anteile, wenn monatlich EUR 100,- investiert worden wären (Darstellung nur exemplarisch, da in diesen Index des globalen Aktienmarktes keine direkten Investments möglich sind):
Während der Krise hat der Markt um ca. 40 % verloren. Die Kursverluste konnten bis zum Ende des Beobachtungszeitraumes nicht vollständig aufgeholt werden. Anleger, die ihr gesamtes Kapital zu Beginn investiert hätten, wären also auch nach 2 Jahren noch in der Verlustzone.
Ein anderes Bild zeigt sich beim Investieren in Tranchen: Der durchschnittliche Kurs (grau gestrichelt dargestellt) wäre in dieser Zeit bei ca. 80 % gelegen. Gegenüber diesem Kurs wäre ein Plus am Ende des Beobachtungszeitraums zu erzielen gewesen.
Die folgenden Überlegungen unterliegen der Annahme, dass in den oben dargestellten Index investiert werden könnte:
Die 2 Jahre wurden in 24 Monate (= Tranchen) aufgeteilt. In jedem Monat wird immer der gleiche Betrag investiert. Die grünen Balken im unteren Teil der Grafik zeigen die erworbenen Anteile. Im ersten Monat wäre 1 Anteil erworben worden – bei einem Kurs von 100 %. Bei den niedrigen Kursen (Mitte des Beobachtungszeitraums) wären mehr Anteile (in obigem Beispiel bis zu 1,5 Anteile/Monat) erworben worden.
Das bedeutet für die Anlegerin und den Anleger: Fallende Kurse in der Kapitalaufbauphase wirken sich längerfristig sehr positiv aus – wenn man sie gezielt zum Aufbau von Positionen nützt!
Für ein erfolgreiches Investment müssen die Kurse natürlich später wieder steigen. Daher ist es notwendig für seine Veranlagung auch eine entsprechend langfristige Anlagedauer einzuplanen.
TINA als Chance für den langfristigen Kapitalaufbau
Anlegerinnen und Anleger haben in der Vergangenheit vielfach die Chancen von Anlagen mit einem höheren Ertrags/Risiko-Profil nicht genutzt. Dies geschah häufig aus Furcht vor Kursverlusten – und weil die Möglichkeiten des systematischen Einstiegs in Tranchen nicht bekannt waren.
In der Vergangenheit gab es immer wieder Alternativen in Form von Anlagemöglichkeiten, die auch bei „gefühltem“ niedrigem Risiko einen positiven Ertrag abgeworfen haben. Heute ist dies anders. In Zeiten von ZIRP und NIRP scheiden diese Anlagen weitgehend aus. Was bleibt ist TINA.
Mit den zur Verfügung stehenden Anlage-Alternativen sind höhere Kursschwankungen und auch deutliche Verlust-Risiken verbunden. Anlegerinnen und Anleger, die eine Strategie verfolgen (vor allem beim Einstieg, aber auch beim Ausstieg) können in dieser schwierigen Zeit bisher eher vernachlässigte Chancen nutzen.
Strategien im Umgang mit TINA
- Nicht das gesamte Kapital in ein einzelnes Investment veranlagen (Streuung über mehrere Anlagen oder Anlageklassen)
- Jedes einzelne Investment sollte in sich eine breite Streuung (Diversifikation) aufweisen
- Kapital-Aufbauphase: Einstieg Schritt für Schritt. Verteilung des Startkapitals auf 12 – 24 Tranchen. Je höher die Kursschwankungen desto mehr Tranchen
- Folgephase: Weiterveranlagen nach dem Ende der Kapital-Aufbauphase mittels regelmäßigen kleineren Einzahlungen
Wie mache ich das in der Praxis?
Die bereits genannten Voraussetzungen, wie z.B. breite Streuung und die Möglichkeit mit kleineren Beträgen in Tranchen einzusteigen, werden von Investmentfonds erfüllt. Es gibt eine breite Palette von Fonds, darunter auch solche, die in risikoreichere Anlageklassen (wie z.B. Aktien oder Hochzins-Anleihen veranlagen).
Ein konkretes Beispiel:
Eine Anlegerin möchte einen Teil ihres Vermögens in den Aktienmarkt investieren. Als Investment hat sie sich für einen globalen Aktienfonds entschieden. Die Veranlagung soll EUR 12.000,- betragen.
Vorschlag:
Teil 1: Kapital-Aufbauphase
Sukzessiver Einstieg in 24 monatlichen Tranchen zu je EUR 600,-
Teil 2: Folgephase
Monatliche Tranchen von je EUR 100,- über weitere 120 Monate (= 10 Jahre)
Begründung:
Da der Aktienmarkt sehr hohen Kursschwankungen unterliegt, erscheint aktuell eine längere Kapital-Aufbauphase sinnvoll
Je risikoreicher eine Veranlagung desto länger sollte der Anlagehorizont gewählt werden, daher Anlagedauer = langfristig
Fazit:
ZIRP und NIRP haben dazu geführt, dass nicht mehr alle Anlageklassen sinnvolle (Erwartung positiver Erträge) Investitionsmöglichkeiten darstellen. Jene Investments, bei denen noch Chancen auf (langfristig) positive Erträge bestehen, sind solche mit höheren Risiken (⇨TINA).
Höhere Risiken in Form von höheren Kursschwankungen müssen aber nicht unbedingt als negativ betrachtet werden. Der richtige – geplante – Einstieg kann den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg eines Investments ausmachen.