Wer die Serie „Chernobyl“ des US-amerikanischen Fernsehprogrammanbieters HBO gesehen hat weiß, dass die Umstände der Nuklearkatastrophe in Tschernobyl nicht nur an veralteter Ausrüstung, sondern vor allem an menschlichem Versagen lag. Ein Gebiet halb so groß wie Deutschland wurde damals verstrahlt. Kein Wunder, dass die Angst der Bevölkerung vor Atomkraftwerken groß ist. Im aktuellen Russland-Ukraine Konflikt sind Atomkraftwerke umkämpfte Kriegs-Schauplätze. So brannte kürzlich der Reaktor in Zaporizhzhia nach einem Angriff der Russen. Das Atomkraftwerk in Tschernobyl ist seit Beginn der Invasion von russischen Streitkräften besetzt.
Atomkraft „Nein Danke“
In Österreich wurde nach der Zwentendorf-Volksabstimmung 1978 nie ein AKW in Betrieb genommen. In Deutschland wurde 2001 unter der Regierung Schröder der Ausstieg beschlossen. Es wurde erwartet, dass der Ausstieg unter Schröders Nachfolgerin Angela Merkel revidiert wird. Nach der Fukushima-Katastrophe 2011 machte diese allerdings einen Rückzieher und bestätigte den Ausstieg aus der Atomkraft bis 2022. Noch 2011 schloss man 8 der 17 AKWs und damit fast 40% der Stromproduktion aus Atomenergie. Zum Jahreswechsel 2021/2022 wurde der Betrieb in 3 der 6 noch verbliebenen Kraftwerke eingestellt. Die restlichen 3 AKWs sollen mit Jahresende 2022 Geschichte sein.
Runter vom Gas
Ebenfalls 2011 begann die Nord Stream AG, eine Tochter des weltweit größten Erdgasförderunternehmens Gazprom, mit der Planung einer zweiten Gas-Pipeline (später Nord Stream 2 genannt). Diese sollte von Russland durch die Ostsee bis nach Deutschland führen und den billigen Zugang zu Gas für Jahre sichern. Nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine wurde die Zertifizierung der immerhin 11 Mrd. Euro teuren Nord Stream 2 Pipeline von Deutschland kurzerhand auf Eis gelegt.
Über 40% der europäischen Gas-Importe aus Russland
Europa hat keine ausreichende Gas- und Ölproduktion, um sich selbst zu versorgen. Selbst die geringe Produktion, die es gab, wurde in den letzten Jahren gedrosselt. So verringerte sich die Gasproduktion in Europa in den letzten 20 Jahren um über 20%. Doch Zugang zu Energie ist eines der integralsten Interessen eines souveränen Staats. Eine wichtige Kennzahl in diesem Zusammenhang ist die Energieabhängigkeits-Quote: Sie gibt an, wieviel Prozent des Energiebedarfs importiert werden muss. In den USA war man lange von Öl- und Gasimporten abhängig. Diese Abhängigkeit ging zurück. Seit dem Schiefergas-Boom ist man sogar Netto-Exporteur. Sicher ein Grund, weshalb sich die Amerikaner:innen gegen Nord Stream 2 aussprachen. In Europa liegt die Energie-Abhängigkeits-Quote bei sehr hohen 60% (siehe Abbildung 1). In den letzten Jahren stieg diese noch weiter. Russland ist das wichtigste Importland: So kommen über 40% der Gas-Importe aus Russland. Die Abhängigkeit vom russischen Gas hat sich nach der Krim-Krise 2014 noch erhöht. Die Europäer:innen investierten zwar in Flüssig-Gas Import-Terminals. Das war jedoch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Insgesamt muss man feststellen, dass in der europäischen Energiepolitik einiges verschlafen wurde, wie man auf Abbildung 2 erkennen kann.
Keine Alternative zu erneuerbarer Energie
Die aktuelle Eskalation hat zu einem radikalen Umdenken innerhalb Europas geführt. So ist es mittlerweile für Deutschlands Wirtschaftsminister Robert Habeck denkbar, die Laufzeiten von Kohlekraftwerken und Atomkraftwerken zu verlängern. Er spricht davon, dass es keine „Denktabus gebe“. Ein Schritt, der von einem Minister der Grünen, wie Habeck es ist, vor einem Monat noch undenkbar gewesen wäre. Im Wahlprogramm sprach man noch davon den Atomausstieg zu vollenden und den Kohle-Ausstieg zu beschleunigen. Heute plant man sogar eine nationale Kohlereserve anzulegen.
Der deutsche Finanzminister Christian Lindner (FDP) spricht indes von erneuerbaren Energien als „Freiheitsenergien“, welche Deutschland von Abhängigkeiten lösen könnten. Europa setzte schon früh Impulse und Ziele für diese „Freiheitsenergien“ und ist klarer Vorreiter, 2020 konnten erneuerbare Energien erstmals fossile Brennstoffe als größter Energieproduzent ablösen. Als Anteil des Energiekonsums machten erneuerbare Energien 2020 mehr als ein Fünftel aus. Angesichts der aktuellen Lage werden sich diese Ambitionen beschleunigen: Erneuerbare Energie ist heute schon die billigste Energiequelle und die einzige, die in Europa in ausreichender Menge hergestellt werden kann, um sich selbst zu versorgen. Deutschland kündigte bereits an, bis 2035 100% der Energie aus erneuerbaren Quellen beziehen zu wollen – 5 Jahre früher als ursprünglich angekündigt. Solarkapazitäten sollen sich bis 2030 mehr als vervierfachen, Genehmigungsverfahren für Wind und Solar sollen beschleunigt werden.
Wird der Ausbau der Speichertechnologien beschleunigt?
In der Geschichte und Sozialwissenschaften spricht man vom Gesetz der unbeabsichtigten Folgen. So spekulieren einige Historiker:innen bis heute, dass es ohne den erniedrigenden Vertrag von Versailles nicht zum Zweiten Weltkrieg gekommen wäre. Die unbeabsichtigten Folgen Putins Einmarsch in der Ukraine sind bereits jetzt absehbar: Energie-Souveränität wird in Europa als geopolitisch erstrebenswertes Ziel anerkannt. Man wird seine Energie-Importe diversifizieren. Der ohnedies schon geplante, deutliche Ausbau von erneuerbaren Energien aber auch von Speichertechnologien wie Batterien oder Wasserstoff wird noch schneller vorangetrieben, um die Abhängigkeit von Importen zu reduzieren. Hierfür wird viel Geld in die Hand genommen werden.
„Der Ausbau von erneuerbaren Energien, aber auch von Speichertechnologien wie Batterien oder Wasserstoff wird noch schneller vorangetrieben, um die Abhängigkeit von Importen zu reduzieren.“
Alexander Weiss, Energie- und Rohstoffexperte Erste AM
© Bild: Klaus Ranger
Beim Ausstieg Deutschlands aus der Atomkraft 2011 wurde von kritischen Stimmen eine Strom- und Energiekrise vorhergesagt. Diese trat nicht ein: Der Wegfall von AKWs konnte durch erneuerbare Energien abgefedert werden. Die langfristige Antwort auf die heutige Energiekrise wird für Europa in erneuerbaren Energien liegen, davon sind wir überzeugt. Aktien in diesem Bereich konnten seit Ausbruch des Krieges stark outperformen und sollten von den kommenden Investitionen auch künftig verstärkt profitieren können.
In die Energieträger der Zukunft investieren
Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine hat der Stellenwert der Energie-Sicherheit und der Ausbau der erneuerbaren Energien an Stellenwert gewonnen. Sonne, Wind, Wasserstoff sind die Lösung der Zukunft. Wir stellen Ihnen zwei Fonds vor, mit denen Sie in die Energieträger der Zukunft investieren können.
ERSTE GREEN INVEST
Der Fonds veranlagt sein Kapital in nachhaltige Unternehmen im Bereich der Erneuerbaren Energie oder Wasserwirtschaft. Außerdem werden Unternehmen unterstützt, die eine Vorreiterrolle in der Umstellung von umweltbelastenden Prozessen der „Old Economy“ einnehmen.
Mehr erfahren: https://www.erste-am.at/de/erste-green-invest
ERSTE WWF STOCK ENVIRONMENT
Der ERSTE WWF STOCK ENVIRONMENT investiert weltweit in Unternehmen der Umweltbranche. Dabei stehen folgende Themen im Vordergrund. Wasseraufbereitung und -versorgung: Themen wie Verbrauch- und Kostensenkung sowie Wasserknappheit betreffen zunehmend auch die Industriestaaten. Zwischen Erste Asset Management und dem WWF (World Wide Fund for Nature) besteht seit Oktober 2006 eine Kooperation, in deren Rahmen das Fondsmanagement durch einen vom WWF initiierten Umweltbeirat unterstützt wird.
Mehr erfahren: https://www.erste-am.at/de/private-anleger/nachhaltigkeit/stark-durch-kooperationen/wwf-kooperation
Der Fonds verfolgt eine aktive Veranlagungspolitik und orientiert sich nicht an einem Vergleichsindex. Die Vermögenswerte werden diskretionär ausgewählt und der Ermessensspielraum der Verwaltungsgesellschaft ist nicht eingeschränkt.
Weitere Ausführungen zur nachhaltigen Ausrichtung des ERSTE GREEN INVEST sowie zu den Angaben gemäß Offenlegungs-Verordnung (Verordnung (EU) 2019/2088) und Taxonomie-Verordnung (Verordnung (EU) 2020/852) sind dem aktuellen Prospekt, Punkt 12 und Anhang „Nachhaltigkeitsgrundsätze“ zu entnehmen. Bei der Entscheidung, in den ERSTE GREEN INVEST zu investieren, sollten alle Eigenschaften oder Ziele des ERSTE GREEN INVEST berücksichtigt werden, wie sie in den Fondsdokumenten beschrieben sind.Weitere Informationen finden Sie hier
Der Fonds verfolgt eine aktive Veranlagungspolitik und orientiert sich nicht an einem Vergleichsindex. Die Vermögenswerte werden diskretionär ausgewählt und der Ermessensspielraum der Verwaltungsgesellschaft ist nicht eingeschränkt.
Weitere Ausführungen zur nachhaltigen Ausrichtung des ERSTE WWF STOCK ENVIRONMENT sowie zu den Angaben gemäß Offenlegungs-Verordnung (Verordnung (EU) 2019/2088) und Taxonomie-Verordnung (Verordnung (EU) 2020/852) sind dem aktuellen Prospekt, Punkt 12 und Anhang „Nachhaltigkeitsgrundsätze“ zu entnehmen. Bei der Entscheidung, in den ERSTE WWF STOCK ENVIRONMENT zu investieren, sollten alle Eigenschaften oder Ziele des ERSTE WWF STOCK ENVIRONMENT berücksichtigt werden, wie sie in den Fondsdokumenten beschrieben sind.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.