Die Verwerfungen am Finanzmarkt finden eine Fortsetzung. Die Kurse der risikobehafteten Wertpapierklassen wie Aktien und Unternehmensanleihen mit einer niedrigen Kreditqualität fallen.
Im Gegensatz dazu steigen die Kurse jener Wertpapierklassen, denen der Charakter eines „sicheren Hafens“ innewohnt, nämlich kreditsichere Staatsanleihen und Gold. In den Marktpreisen wird in einem zunehmenden Ausmaß eine globale Rezession reflektiert.
4 Unsicherheiten
Der dominierende Faktor für die Marktentwicklung ist die Ausbreitung des Coronavirus (COVID-19). Dabei geht es im Prinzip um vier Unsicherheiten:
1) Die Entwicklung des Virus. Nach wie vor nehmen die bestätigen Neuinfektionen von COVID-19 außerhalb Chinas mit einer hohen Zuwachsrate zu. Die Fragen zu den Eigenschaften des Virus können nicht zufriedenstellend beantwortet werden. Saisonal (abhängig von der Temperatur) oder permanent? Therapie? Impfung? Mutationen? Anzahl der asymptomatischen Fälle?
2) Die Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung. Die notwendigen Schritte um die Ausbreitung des Virus einzudämmen haben naturgemäß einen stark negativen Effekt auf die wirtschaftliche Aktivität. Für das erste Quartal 2020 zeichnet sich eine Schrumpfung des globalen Bruttoinlandsprodukts ab.
3) Die Überwälzungseffekte auf anfänglich nicht betroffene Sektoren und Länder. Das betrifft die Unterbrechung von Lieferketten und die vorsichtigere Haltung hinsichtlich Konsum und Investitionen.
Zudem nimmt das Risiko von zunehmenden Konkursraten zu, weil die Umsätze wegbrechen könnten aber dennoch die fixen Kosten (Steuern, Kreditzinsen) zu bedienen sind. In China zeichnet sich zwar eine Erholung im zweiten Quartal ab, aber die Wahrscheinlichkeit für eine abermalige Schrumpfung in Japan und der Eurozone hat deutlich zugenommen.
Auch für die USA steigen die Rezessionsrisiken an, weil sich das Virus weiter ausbreitet.
4) Die Maßnahmen zur Dämpfung der negativen wirtschaftlichen Auswirkungen. Auf globaler Ebene haben die Zentralbanken bereits mit Lockerungsmaßnahmen reagiert. Das betrifft vor allem Leitzinssenkungen. In Ländern, wo der Leitzinssatz bereits sehr niedrig ist, könnten andere Maßnahmen wie eine zielgerichtete, höhere Liquiditätsversorgung der Banken und höhere Wertpapierankaufs-Programme gesetzt werden.
Damit soll die negative Rückkopplung von einer Verschärfung des Finanzumfelds auf die wirtschaftliche Aktivität eingedämmt werden. Zudem wird über fiskalische Konjunkturpakete nachgedacht. Am wichtigsten sind jedoch jene Maßnahmen, die zunehmende Konkurse verhindern sollen (Kurzarbeit, Moratorien für Steuerzahlungen).
Das Scheitern des Ölkartells
Dazu kommt das Scheitern des Ölkartells OPEC plus Russland. Der massive Kursverfall des Ölpreises hat uneinheitliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft (Öl importierende vs. Öl exportierende Länder).
Die gemeinsame globale Klammer ist, dass dadurch der ohnehin schon zunehmende Druck für niedrigere Inflationsraten nochmals zunimmt. Der Fokus ist aktuell auf jene Öl produzierenden Unternehmen und Länder mit einer hohen Verschuldung gerichtet (sinkende Kreditwürdigkeit).
Unterschiedliche Szenarien
Seit einigen Wochen reflektiert die Kursentwicklung der Wertpapierklassen die Revisionen von anfänglich positiven hin zu negativen volkswirtschaftlichen Szenarien wider:
- Szenario 1: Erholung im Jahr 2020
- Szenario 2: schnelle Erholung im 2. Quartal nach dem Einbruch im 1. Quartal – Szenario „V“
- Szenario 3: Erholung im 2. Halbjahr – Szenario „U“
- Szenario 4: Mittlerweile stoßen die Kurse in Regionen vor, die immer mehr mit einer Rezession im Einklang stehen – Szenario „L“.
FAZIT:
Anders ausgedrückt haben anfangs die kurzfristig orientierten Investoren Aktien verkauft, mittlerweile haben auch die langfristig (konjunkturzyklisch) orientierten Investoren zu kapitulieren begonnen. Der wohl wichtigste Faktor für die weitere Entwicklung der Wertpapierkurse ist die weitere Ausbreitung von COVID-19.
Positiv betrachtet: Wenn die Zuwachsraten an Neuinfektionen spürbar abnehmen, könnte das der Auslöser für eine einsetzende Erholung bei den risikobehafteten Wertpapierklassen sein.
Unser Dossier zum Thema Coronavirus mit Analysen: https://blog.de.erste-am.com/dossier/coronavirus/
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.
Sehr geehrter Herr Winzer !
Eine Alternative wäre doch einfach zu sagen, dass sie keine Ahnung haben wie es weitergeht. Das wäre ehrlich gegenüber den Anlegern, die das sowieso wissen.
So wäre es für ihre Anleger besser ein wenig Offenheit einzubauen.
Zum Beispiel: George weist die prozentuele Wertsteigerung des Wertpapierdepots zugeordnet zu den verschiedenen Fonds aus. Auf welchen Tag sich diese prozentuele Entwicklung bezieht wird aber nicht angegeben.
Auch ein chart über die Entwicklung des Portfolios oder der Anlage würde besser zeigen, wie die Performance der Anlage ist.
Ich glaube, dass gerade angesichts der momentanen Situation maximale Transparent der beste weg wäre ihre Kunden zu informieren, zu halten und zu beraten.
mit freundlichen Grüßen
Stephan Fuld
NS: Natürlich hat die Erste Bank den Virus nicht ausgesetzt und sind mit wie wir alle Leidtragende dieser internationalen Katastrophe.