Was ist seit gestern passiert?
Europa geht einen weiteren Schritt in Richtung Lockerung der Eindämmungsmaßnahmen. Frankreich, Spanien und Griechenland gaben Details ihrer Exit-Pläne bekannt. Geschäfte in Frankreich können ab dem 11. Mai wieder aufsperren und Spanien plant die meisten Restriktionen über die nächsten Wochen zu lockern (Schulen bleiben aber bis September gesperrt).
Überraschend kam es gestern zu einer Herabstufung der Bonität von Italien durch die Ratingagentur Fitch von BBB auf BBB-. Fitch führte in der Begründung für den Downgrade die erheblichen Auswirkungen der globalen Covid-19 Pandemie auf Italiens Wirtschaft und die Finanzlage des Staates an. Die Ratingagentur erwartet einen Rückgang des BIPs um 8% in 2020.
Die Märkte für Risikoanlagen entwickelten sich gestern unterschiedlich. Während europäische Börsen durchwegs Zugewinne verbuchen konnten, rutschten die US Börsen am Ende der Handelssitzung ins Minus. Der S&P 500 schloss bei -0.5%. Die Renditen von kreditsicheren Staatsanleihen bewegen sich weiterhin seitwärts. Die 10-jährige deutsche Staatsanleihe weise derzeit eine Rendite von -0,48% auf, die US-amerikanische liegt bei 0,6%.
Worauf werden wir in den nächsten Tagen achten?
Die Volatilität oder Schwankungsbreite einer Veranlagung wird oft (und dabei leider oft auch falsch) als ein wichtiges Risikomaß für Veranlagungen herangezogen. Ein zweites bekanntes Risikomaß ist die Korrelation. Diese beschreibt die wechselseitige Beziehung zwischen zwei Anlagen und kann dabei Werte zwischen -1 und 1 annehmen. Betrachten wir zur Illustration zwei Aktien (A und B), die eine Korrelation von 1 aufweisen. In diesem Fall führt ein Anstieg bei Aktie A immer zu einem Anstieg bei Aktie B (und umgekehrt). Liegt der Wert bei -1, führt ein Anstieg bei Aktie A immer zu einem Kursverfall bei Aktien B (und vice versa). Werte zwischen 0 und 1 hingegen bedeuten, dass der Zusammenhang der Kursbewegungen mehr (näher bei 1) oder weniger (um 0,5) vorhanden ist.
In den letzten Wochen stieg die vom Markt erwartete Korrelation zwischen einzelnen Aktien deutlich an. Dies bedeutet, dass der Markt erwartet, dass sich viele Aktien in eine ähnliche Richtung entwickeln werden. Ein Index, der diese Erwartung misst ist der S&P 500 Implied Correlation Index der Chicago Board of Options Exchange. Je höher der Wert dieses Index liegt, desto höher der erwartete Gleichklang zwischen den Aktien.
Bedeutet dies, dass sich nun alle Aktien gleich entwickelt haben?
Nein, denn – wie wir auch schon berichteten – gab es abhängig vom Geschäftsmodell der Unternehmen deutliche Unterschiede. Amazon als Onlinehändler und Cloudanbieter konnte von der Coronakrise profitieren und die Aktie liegt seit Jahresbeginn mit +25% im Plus. Auch Microsoft, mit seinen Abo-Services für Software, seinem Messaging – und Videokonferenzdienst Skype, konnte einen Kursgewinn von 8% verbuchen. Netflix liegt bei 25%.
Dem gegenüber steht aber auch eine Vielzahl an Verlierern. Die Aktien der Lufthansa, die laut Medienberichten (Financial Times) überlegt ein Schutzschirmverfahren (ähnlich wie Chapter 11 in den USA) in Ansprach zu nehmen, fielen seit Jahresbeginn um 50%. Hart getroffen wurden auch Mineralölunternehmen wie BP. Diese leiden nicht nur unter den Auswirkungen der Coronakrise, sondern auch unter dem Ölpreisverfall. Die Aktien von BP liegen aktuell bei -32% seit Jahresanfang.
Da eben nicht, wie vielleicht die Korrelation vermuten lassen würde, fast alle Werte in die gleiche Richtung laufen, ist ein aktives und professionelles Management bei der Auswahl der Aktien unerlässlich. Obwohl sich auch unsere Aktienfonds den allgemeinen Kursrückgängen nicht entziehen konnten, haben unsere aktive Titelselektion und der Fokus auf Wachstum und Qualität in den letzten Wochen einen deutlichen Mehrwert gebracht.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.