Was ist seit gestern passiert?
Die Märkte schwankten gestern zwischen Euphorie und Ernüchterung oder um es mit den Worten der US-Rockband Aerosmith zu sagen, sie kamen „full circle“. Zuerst sorgte die Nachricht, dass Russland den ersten Impfstoff gegen das Coronavirus zugelassen hat, für positive Stimmung.
Der Impfstoff wurde vom staatlichen Gamaleja-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie in Moskau entwickelt. Erst wenige Menschen haben den Impfstoff im Rahmen einer Studie erhalten. Dies widerspricht dem international üblichen Vorgehen, wonach Ergebnisse einer großen klinischen Studie vor der Zulassung vorliegen müssen. Trotzdem wird der russische Präsident diesen Sputnik-Moment der Medizin-Geschichte auskosten (Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung).
Diese Nachrichten gaben den Aktienmärkten Rückenwind. Der EuroStoxx 50 konnte um 2.22% zulegen und der US-Leitindex S&P 500 lag über lange Streckung der Handelssitzung in den USA deutlich im Plus. Am Abend gab jedoch Mitch McConnell, der Mehrheitsführer der Republikaner im US-Senat, bekannt, dass seit Freitag keine Gespräche mehr mit den Demokraten bezüglich eines weiteren Konjunkturpakets abgehalten wurden.
Daraufhin verdüsterte sich die Stimmung der Anleger und der S&P 500 schloss mit einem Minus von 0,8%. Der Goldpreis erlitt gestern deutlich Verluste. Das Edelmetall viel gestern auf einen Wert von USD 1911, was einem Tagesverlust von fast 6% entspricht. Seit dem Allzeithoch von über USD 2050 betragen der Preisrückgang mittlerweile mehr als 7%.
Was werden wir die nächsten Tage beobachten?
Der Preisrückgang bei Gold ist unserer Meinung nach einerseits auf Gewinnmitnahmen zurückzuführen und andererseits auf ein leichtes Ansteigen der Zinssätze. So stiegen die Zinsen für 10-jährige US-Staatsanleihen von 0.58% auf 0.67%, was ein neues Monatshoch darstellt. Der Anstieg passierte zudem einen Tag vor der größten Auktion 10-jähriger US-Staatsanleihen in der Geschichte.
Eine Konsolidierungsphase des Edelmetalls ist nach den starken Preisanstiegen der letzten Wochen nicht allzu überraschend. Insbesondere nach den starken Zuflüssen in das gelbe Metall im 2. Quartal. Trotzdem glauben wir, dass die Schwäche des US-Dollars anhält und das Zinsniveau weiterhin niedrig bleiben wird. Dies sollte mittelfristig positiv für Gold sein. Trotzdem handelt es sich bei Gold um einen Rohstoff, der einer vergleichsweise hohen Schwankungsbreite unterliegt, weswegen weitere Rücksetzer nicht auszuschließen sind.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.