Dies ist kein Artikel über Fußball, und etwaige Fußballbezüge sind rein zufällig. Vielmehr handelt es sich hierbei um einen Beitrag über eine fußballbegeisterte Nation, deren Wirtschaft (endlich) einen positiven Trend zeigt und die dieses Jahr (endlich) dafür mit einem Rating-Upgrade seitens zweier Rating-Agenturen, S&P und Fitch, belohnt wurde. Das ist nur eine Stufe unter dem begehrten Investmentgrade-Rating. Die kroatische Wirtschaft befindet sich nunmehr auf solidem Boden, bevor die letzte Herausforderung auf sie zukommt.
Lange Rede, kurzer Sinn
Im Vergleich zu den anderen Staaten in der SEE-Region (Southeast Europe; Südosteuropa) kann man Kroatien durchaus als Nachzügler bezeichnen. Während die meisten anderen Staaten in Südosteuropa in den vergangenen zehn Jahren eine Rezession mit zwei Talsohlen und positivem Wachstum dazwischen hinter sich gebracht haben, blieb das kroatische BIP-Wachstum die meiste Zeit unter der Nulllinie. Strukturelle Ungleichgewichte, politische Instabilität, hohe Staatsverschuldung bei gleichzeitig hohem Budgetdefizit und steigenden Zinskosten aufgrund des in 2013 verlorenen Investmentgrade-Status brachten die Wirtschaft an die Toleranzschwelle, wo radikale Veränderungen notwendig waren, um bestehenden Trends umzukehren.
Erfolgsrezept
Veränderungen (gleichwohl nicht eben radikaler Natur) kamen in Form einer Mini-Steuerreform, rekordverdächtiger Tourismussaisonen und verbesserter Export-Dynamik. Die Mini-Steuerreform zielte auf die Mittelklasse ab, indem sie den steuerabzugsfähigen Teil der Einkommen vergrößerte und den Steuersatz dieser Steuerklasse senkte. Als Folge erreichte die Haushaltsnachfrage, welche beinahe 60% des BIP ausmacht, wieder das vorrezessionäre Niveau von 3,5%. Exporte verbesserten sich ebenso deutlich, wenn man bedenkt, dass Nettoexporte als Teil des BIP bis 2012 deutlich negativ waren. Dies resultierte aus den boomenden Volkswirtschaften der Haupthandelspartner Kroatiens sowie aus dem ansehnlichen Beitrag von 20% zum BIP seitens des Hauptexportprodukts Kroatiens, nämlich des Tourismus.
Erfreuliche Makrodaten in Südosteuropa generell und Kroatien im Speziellen
Auf den ersten Blick erscheinen die Makrodaten der anderen SEE-Staaten den kroatischen sehr ähnlich: robustes Wachstum – allerdings gepaart mit steigenden Inflationszahlen für jene, die das Wachstum über höhere Budgetdefizite finanzieren. Letzteres gilt nicht für Kroatien. Die Haushalte bauen nach wie vor Schulden ab, die Inflation ist bei zahmen 1,5% verankert, was die bestehende, lockere Geldpolitik der kroatischen Zentralbank unterstützt, Banken sind bei unter 10% fallenden Kreditausfallsraten nach wie vor gut kapitalisiert und alles sieht nach einem weiteren guten Jahr aus. Die Dynamik der öffentlichen Finanzierung ist auch im Begriff, sich zu verbessern. Die öffentliche Verschuldung hat endlich eine Trendumkehr hinter sich gebracht und befindet sich derzeit bei 78% des BIP. Regierungsvertreter gehen von einer jährlichen Verringerung um 2,5% aus und setzen ein ambitioniertes Ziel bei 70% in 2020. Die EU-Kommission erkannte diese positiven Trends an und erlaubte es Kroatien vergangenen Juni, aus dem Prozedere, welches bei exzessiver Verschuldung in der EU zu fahren ist, auszusteigen. Die meisten Analysten erwarten, dass die Regierung in der Lage sein wird, das Budgetdefizit in Zukunft unter 3% zu halten.
Ausblick
Die gegenwärtige Dynamik im makroökonomischen und fiskalen Bereich im Zusammenspiel mit einer weiteren exzellenten Tourismussaison bereiten eine solide Grundlage für Kroatien, um sein in 2013 verlorenes Investmentgrade-Rating wieder zu erlangen. Natürlich zeigen die Rekordtiefen der Spreads, dass die Märkte (wieder einmal) den Rating-Agenturen voraus sind. Es wird sich zeigen, wie wir mit dem Druck umgehen. Es liegt jetzt, wie immer, an uns.
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Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.