Der Trend bei nachhaltigen Investments zeigt weiterhin nach oben. Im Jahr 2022 steckte laut dem Marktbericht des Forum nachhaltige Geldanlagen (FNG) bereits mehr als jeder dritte in Österreich investierte Euro in einem nachhaltigen Investmentprodukt.
Anleger:innen setzen also verstärkt auf die Kriterien Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung) wenn es um ihr investiertes Geld geht. Aber wie kann man als Investor:in überhaupt wissen, welche Produkte und Fonds wirklich nachhaltig sind?
Eine Möglichkeit, die Spreu vom Weizen zu trennen, sind sogenannte Nachhaltigkeitssiegel. In diesem Beitrag erklären wir, wozu es diese Siegel gibt und wie sie Anleger:innen bei der Investmententscheidung helfen können.
Quelle: Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2023; Hinweis: Die Entwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen.
Was sind Nachhaltigkeitssiegel?
Nachhaltigkeitssiegel und -zertifizierungen gibt es mittlerweile für alle möglichen Produkte – auch für Finanzanlagen wie Investmentfonds. Sie dienen dazu, jene Produkte zu kennzeichnen, die bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen.
Die konkreten Kriterien, die erfüllt sein müssen, um ein Siegel oder eine Zertifizierung zu erhalten, legen die jeweiligen Vergabe- bzw. Prüfstellen selbst fest. Je nach Siegel gibt es somit verschiedene Standards, Richtlinien, Kriterien und Prozesse. Für Anleger:innen, die ihr Geld nachhaltig investieren wollen, macht es also Sinn, die verschiedenen Siegel und deren Charakteristika unter die Lupe zu nehmen.
Wofür braucht es Nachhaltigkeitssiegel?
Nachhaltigkeitssiegel für Investmentfonds bieten Vebraucher:innen einen Überblick und geben einheitliche Standards vor. Das erleichtert den Vergleich vieler Produkte und soll der Anlegerin bzw. dem Anleger eine möglichst transparente und fundierte Vergleichsbasis geben, an der sie sich orientieren können. Gleichzeitig muss man beachten, dass nicht alle Siegel gleich sind. Wie schon erwähnt gibt es unterschiedliche Verfahren und Herangehensweisen.
Welche Siegel gibt es für Investmentfonds?
Nicht nur nachhaltige Fonds erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, auch die Zahl an Siegeln und Zertifizierungen für Finanzprodukte hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Als Anleger:in kann man dabei schnell den Überblick verlieren.
Wir konzentrieren uns in diesem Artikel auf zwei der wichtigsten und bekanntesten Nachhaltigkeitssiegel für Fonds im deutschsprachigen Raum: das Österreichische Umweltzeichen und das FNG-Siegel.
Österreichisches Umweltzeichen
Das Österreichische Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte ist ein staatliches, unabhängiges Gütesiegel und wird vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie verliehen. Es war und ist eines der international ersten Label für nachhaltige Fonds und wurde 2004 ins Leben gerufen.
Für die Erstellung und Überarbeitung der Umweltzeichen-Richtlinien sowie die Administration von Interessent:innen und Umweltzeichen-Betrieben ist der Verein für Konsumenteninformation (VKI) zuständig. Ob ein Finanzprodukt die Anforderungen für das Umweltzeichen erfüllt, muss von einer qualifizierten Prüfstelle bestätigt werden. Diese wird aus einem Prüferpool, der vom VKI geführt und bereitgestellt wird, ausgewählt.
Die Produkte werden nach ökologischen und ethisch-sozialen Gesichtspunkten geprüft. Ausschlusskriterien regeln, welche Investments nicht getätigt werden dürfen. Dazu zählen beispielsweise die Bereiche fossile Energien, Atomkraft, Gentechnik und Rüstung. Andererseits muss es Auswahlprozesse geben, um Unternehmen, Staaten oder Projekte zu identifizieren, die tatsächlich positive Leistungen für Umwelt und Soziales bringen. Zudem müssen die Anleger:innen transparent über die das sozial-ökologische Konzept des nachhaltigen Finanzprodukts informiert werden.
Mehr zu den Kriterien und den Träger:innen des Umweltzeichens, lesen Sie hier. Weitere Informationen zur Funktion des Österreichischen Umweltzeichens finden Sie in diesem Gastbeitrag.
FNG-Siegel
Das FNG-Siegel wird seit 2015 vom Forum nachhaltige Geldanlagen (FNG) vergeben. Die Methodik des Siegels wurde davor in einem dreijährigen Stakeholder-Prozess erarbeitet, an dem sich auch die Erste AM aktiv beteiligt hat. Grundlage für das Siegel ist ein Mindeststandard, dieser umfasst unter anderem bestimmte Transparenzkriterien und die Berücksichtigung von Arbeits- & Menschenrechten sowie Umweltschutz. Die Unternehmen, in die der jeweilige Fonds investiert, müssen explizit auf Nachhaltigkeitskriterien analysiert werden. Für Investitionen in Atomkraft, Kohlebergbau sowie Waffen und Rüstung sind starke Einschränkungen vorgeschrieben.
Der Nachhaltigkeits-Anlagestil, der Investmentprozess und die Nachhaltigkeitskriterien werden anhand von über 100 analysiert und bewertet. Werden darüber hinaus weitere in einem Stufenmodell festgelegte Anforderungen (Institutionelle Glaubwürdigkeit, Dialog mit Unternehmen in Form von Engagement und Voting, etc.) erfüllt, können noch bis zu drei Sterne auf dem Siegel ergänzt werden. Der Prüfprozess muss jedes Jahr erneut durchlaufen werden.
Die Gesamtverantwortung für die Koordination, Vergabe und Vermarktung des Siegels trägt die Qualitätssicherungsgesellschaft Nachhaltiger Geldanlagen mbH (QNG). Die Analyse und Prüfung der Fonds werden vom Wissenschafts-Verein F.I.R.S.T. in Verbindung mit der Advanced Impact Research GmbH (AIR) als universitärem Spin-Off durchgeführt. Zudem wird der Prüfprozess von einem unabhängigen Beratungs-Komitee überwacht. Diesem gehören unter anderem Expert:innen der österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik, des Impact-Netzwerks GIIN und des WWF Deutschland an.
Alle weiteren Informationen zum Siegel, finden Sie auf der Homepage des FNG und in diesem Gast-Blogbeitrag.
Tipp: Welche Fonds heuer das FNG-Siegel tragen dürfen wird am 23.11. bekannt gegeben. Ab 15 Uhr erfahren Sie hier auf unserem Blog welche Fonds der Erste AM mit dem renommierten Nachhaltigkeitssiegel ausgezeichnet wurden.
Fazit
Nachhaltigkeitssiegel geben Anleger:innen die Möglichkeit Finanzprodukte und deren Kriterien und Eigenschaften zu vergleichen. Das schafft einerseits mehr Transparenz am Markt für nachhaltige Geldanlagen und bietet andererseits eine Orientierungshilfe für Verbraucher:innen.
Entscheidend sind vor allem die Prüfkriterien und Standards, nach denen die jeweiligen Siegel vergeben werden. Als Anleger:in sollte man sich daher genau über die Vorgaben eines Siegels informieren, bevor man eine Anlageentscheidung trifft.
Quellen:
Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2023, Forum Nachhaltige Geldanlage
https://www.umweltzeichen.at/de/produkte/finanzprodukte
https://fng-siegel.org/
Erläuterungen zu Fachausdrücken finden Sie in unserem Fonds-ABC.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.