Die Länder der Ölallianz OPEC+ haben am vergangenen Mittwoch bei ihrer mit Spannung erwarteten Sitzung eine Kürzung ihrer Ölproduktion um 2 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag ab November beschlossen. Das entspricht in etwa 2 Prozent der weltweiten Ölnachfrage und ist die umfassendste Verringerung der Produktion seit langem. An den Märkten stieg der Preis für die wichtige Referenzölsorte Brent seit der Ankündigung von gut 91 auf über 97 US-Dollar je Fass.
Die Vereinigung von 23 ölproduzierenden Staaten reagiert damit nach eigenen Angaben auf die jüngsten Rückgänge der Rohölpreise. Die Ölpreise waren in Reaktion auf die russische Invasion in der Ukraine im Frühjahr deutlich angestiegen, der Preis der wichtigen Referenzsorte Brent kletterte zeitweise auf bis zu 138 Dollar je Fass. Angesichts der Ängste vor einer Abkühlung der Weltkonjunktur und damit auch einer schrumpfenden Ölnachfrage kamen die Preise seit damals allerdings wieder um rund 40 Prozent zurück. Auch der feste US-Dollar trägt rechnerisch zu dem Rückgang bei.
Viele Länder fördern bereits jetzt weniger als vereinbart
Praktisch fällt die Reaktion der OPEC+ aber etwas weniger drastisch aus als angekündigt, da viele Mitgliedsstaaten der Allianz wie etwa Nigeria, Angola und Russland bereits jetzt weniger fördern als die bisherigen Vereinbarungen erlauben. Als Grund gilt unter anderem der Nachholbedarf bei Investitionen in die Förderinfrastruktur. Laut Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) lagen die Förderungen des Ölkartells im August etwa 3,4 Mio. Fass unter dem vereinbarten Niveau. Effektiv könnte die Förderkürzung daher nur im Bereich von rund 1 Mio. Fass pro Tag liegen, erwarten Expert:innen.
Im Westen und insbesondere den USA erntete die Entscheidung der OPEC trotzdem viel Kritik. Viele Länder fürchten damit ein erneutes Anziehen der Ölpreise – und das knapp vor der Heizsaison in einem Umfeld, das ohnedies von hohen Energiepreisen und steigender Inflation geprägt ist. Zudem dürfte in Europa die Nachfrage nach Öl als Alternative zu russischem Gas gestiegen sein.
US-Präsident Biden zeigt sich „enttäuscht“ und sucht Alternativen
US-Präsident Joe Biden zeigte sich in einer ersten Reaktion tief enttäuscht über die Förderkürzung der OPEC+. Biden hatte sich noch im August bei einer Reise nach Saudi-Arabien für ein Aufdrehen des Ölhahns eingesetzt. Die Förderkürzung könnte nun die Inflationsängste der US-Bürger:innen weiter anheizen.
Für Biden kommt dies knapp vor den Midterm-Elections am 8. November zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Laut einer Reuters-Umfrage von Oktober ist die hohe Inflation für 30 Prozent der US-Wähler:innen ihre derzeit größte Sorge. Angesichts niedriger Zustimmungswerte in Umfragen droht den Demokraten bei der Zwischenwahl der mögliche Verlust ihrer Mehrheiten in beiden Kongresskammern.
Entsprechend hat Biden bereits weitere Schritte gegen die Energiekrise und die Inflation in Aussicht gestellt. „Wir schauen uns an, welche Alternativen wir haben“, sagte der US-Präsident nach der OPEC-Entscheidung. Möglich wäre etwa eine weitere Freigabe strategischer Ölreserven. Die US-Regierung hatte heuer bereits 180 Mio. Fass der strategischen Reserven zum Verkauf frei gegeben.
Diskutiert wird in den USA auch eine Gesetzesnovelle die antikartellrechtlichen Schritte gegen Mitglieder der OPEC+ erlauben könnte. Angesichts der möglichen negativen Konsequenzen ist dies allerdings umstritten, auch das Weiße Haus hatte bisher Bedenken. Nach der OPEC-Förderkürzung und der damit verbundenen diplomatischen Verstimmung könnte der „No Oil Producing and exporting Cartels Act“ oder kurz „NOPEC“ nun aber möglicherweise doch auf den Weg gebracht werden, erwarten Analyst:innen.
Russland gilt als möglicher Profiteur der Förderkürzung
Viele westliche Länder haben die Förderkürzung zudem als indirekte Unterstützung der russischen Kriegswirtschaft gewertet. Im September hatte Russland nur 9,9 Mio. Fass Öl pro Tag statt seiner Zielquote von 11 Mio. gefördert. Mit der neuen OPEC-Vereinbarung wurde der Zielwert auf 10,5 Mio. Fass gesenkt, das liegt damit aber immer noch über der aktuellen Fördermenge.
Russland müsste also effektiv gar nicht reduzieren, kann aber möglicherweise von den resultierenden Preiserhöhungen bei Lieferungen profitieren. Die neuen EU-Sanktionen gegen Russland sehen zwar einen Preisdeckel für russisches Öl vor, erwartet wird aber, dass Russland in Folge verstärkt an andere Länder liefert. Eine Angebotsverknappung könnte auch andere Importländer dazu drängen, russisches Öl zu kaufen. Die OPEC selbst hat politische Motive für ihre Entscheidung allerdings dezidiert abgestritten.
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Im bisher schwierigen Börsenjahr 2022 konnte der ERSTE STOCK COMMODITIES ein Plus von rund 2,7% einfahren (Stand 10.10.2022). Mit Blick auf die vergangenen zehn Jahre liegt der Wertzuwachs im Schnitt bei 3,9% pro Jahr (Quelle: Erste AM, OeKB per Anfang Oktober, ohne Ausgabeaufschlag und allenfalls individuelle transaktionsbezogene oder laufend ertragsmindernde Kosten).
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