Am Montag vor Handelsstart gibt es gleich mehrere Änderungen im Dow Jones: Die Aktien des Softwarekonzerns Salesforce, des Biotech-Unternehmens Amgen und des Mischkonzerns Honeywell werden neu in den berühmtesten Aktienindex der Welt aufgenommen.
Die Ölfirma Exxon Mobil, die Pharmafirma Pfizer und der Rüstungs- und Luftfahrtkonzern Raytheon müssen den Dow im Gegenzug verlassen. Auslöser der Rochade ist der Aktiensplit der kürzlich auf Rekordhochs gestiegenen Apple-Aktie, der ebenfalls am Montag vollzogen wird.
Die Aktien des iPhone-Herstellers haben zuletzt rasant zulegt und damit Börsengeschichte geschrieben. Zum ersten Mal war ein US-Unternehmen am Aktienmarkt über zwei Billionen US-Dollar wert. Angesichts dieses Kursanstiegs will Apple jetzt seine Aktien in kleinere Einheiten splitten.
Jeder Inhaber einer „alten“ Apple-Aktie, erhält vier neue Aktien. Die Aktienzahl vervierfacht sich damit, der Kurs der Aktie viertelt sich im Gegenzug. Mit solchen Splits wollen Unternehmen stark gestiegene Aktien leichter handelbar machen. Außerdem werden die Titel damit auch psychologisch günstiger. Viele Kleinanleger scheuen sich etwa davor, Aktien, die mehrere hundert Dollar wert sind, zu kaufen.
Gewichtung von Apple sinkt auf ein Viertel
Mit dem Split sinkt aber auch die Gewichtung der Apple-Aktie im Dow Jones auf ein Viertel. Denn der zweitälteste US-Börsenindex ist verhältnismäßig einfach gestrickt und als sogenannter „Kursindex“ konzipiert. In andere Worten: Der Index ist im Prinzip quasi ein arithmetischer Durchschnittswert der Kurse der in ihm enthaltenen Aktien.
Lediglich ein Berichtigungsfaktor für den Gesamtindex sorgt dafür, dass der Dow auch bei Änderungen keinen „Knick“ aufweist. Anders als bei anderen bekannten Aktienindizes werden Marktkapitalisierung, Dividenden, Aktiensplits und ähnliches nicht durch entsprechende Korrektur- oder Gewichtungsfaktoren der einzelnen Aktien berücksichtigt. Die absolute Höhe der Aktienkurse ist der einzige Einflussfaktor auf die Gewichtung im Dow.
Mit dem Höhenflug der Apple-Aktie ist damit auch ihre Gewichtung im Dow rasant auf zuletzt rund 12 Prozent gestiegen und machte sie zum mit Abstand wichtigsten Titel im Index. Mit dem Aktiensplit würde nicht nur die Apple-Gewichtung, sondern auch die Gewichtung des IT-Sektors generell im Dow stark sinken. Um diese Lücke zu schließen hat der Indexbetreiber S&P Dow Jones die am Montag anstehenden Indexänderungen beschlossen.
Änderungen sollen Bedeutung der boomenden IT-Branche im Index sichern
Die Rochade mit der Aufnahme von Salesforce soll laut S&P den Apple-Split kompensieren und dafür sorgen, dass der Dow auch weiterhin eine gutes Abbild der US-Wirtschaft darstellt. Und dort hat sich die Bedeutung der Branchen im Lauf der Zeit stark gewandelt.
Die Corona-Krise mitsamt Quarantänemaßnahmen und Home Office haben den Boom der IT-Unternehmen dabei noch weiter gestärkt. Nicht umsonst hat der technologielastige Nasdaq-Index zuletzt laufend neue Rekordstände erreicht, während Aktien klassischer Industriezweige deutlich schlechter abschnitten.
So konnte die Aktie des Dow-Neulings Salesforce seit Jahresbeginn schon rund 70 Prozent zulegen. Salesforce dominiert in den USA den Markt für Kundenmanagement-Software (CRM) und konnte mit seinen Cloud-Lösungen stark vom Trend zum Home-Office profitieren.
Unternehmen müssen nun verstärkt auf Rechnerkapazitäten und Anwendungen aus der Cloud setzen, damit Mitarbeiter aus der Ferne interagieren können. Das Unternehmen hat erst vor wenigen Tagen seinen Geschäftsausblick angehoben. Es erwartet nun für das laufende Geschäftsjahr (bis Jänner 2021) Erlöse zwischen 20,7 und 20,8 Milliarden Dollar und damit ein Plus von bis zu 22 Prozent.
Auch der Biotech-Konzern Amgen könnte von der Corona-Krise profitieren und hat nach einem überraschend guten Quartal seine Jahresprognose angehoben. Im zweiten Quartal ist der Umsatz von Amgen trotz der Corona-Pandemie um 6 Prozent auf 6,2 Mrd. Dollar gestiegen. Auch im Rennen um das Geschäft mit Coronavirus-Medikamenten will Amgen mitmischen.
Essenszulieferer Delivery Hero ersetzt Wirecard im DAX
Nicht nur im Dow, auch im DAX kam es zuletzt zu einer Änderung. Seit einer Woche ist der deutsche Essenslieferdienst Delivery Hero im deutschen Leitindex enthalten und ersetzt damit den wegen eines Bilanzskandals insolventen Zahlungsabwickler Wirecard. Wie die IT-Branche zählen auch Essenlieferdienste zu den Profiteuren der Coronapandemie. So stieg der Segmentumsatz bei Delivery Hero dank des Bestellbooms in der Coronakrise im ersten Halbjahr um 94 Prozent auf fast 1,1 Mrd. Euro. Allerdings schreibt das 2011 gegründete Unternehmen noch rote Zahlen und das laufende Geschäft deckt bisher die Kosten nicht.
Delivery Hero betreibt in mehr als 40 Ländern Bestellplattformen für Essen lokaler Anbieter. Trotz der Verluste setzt der Lieferdienst seine Einkaufstour in der Welt fort und hat zuletzt den Online-Lebensmittelmarktplatz Instashop aus Dubai übernommen.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.