Am 1. Mai jährte sich die EU-Osterweiterung zum 14. Mal. In der fünften Erweiterungsrunde der Staatengemeinschaft erhielt die EU 2004 auf einen Schlag zehn neue Mitglieder, davon acht aus der Region Zentral- und Osteuropa (CEE): Slowakei, Polen, Tschechien, Ungarn, Slowenien, Estland, Lettland und Litauen. Hinzu kamen außerdem Zypern und Malta. 2007 folgten Bulgarien und Rumänien, den vorläufigen Abschluss machte Kroatien mit seinem Beitritt 2013. Insgesamt zählt die Union nun 28 Staaten mit insgesamt rund 500 Millionen Menschen.
Seit ihrem Beitritt haben die Länder Osteuropas eine rasante Aufholjagd zu den „alten“ EU-15-Staaten hingelegt. Bereits die Annäherung an die EU in den 90er-Jahren im Zuge der Beitrittsverhandlungen führte zu einer deutlich positiven Wirtschaftsentwicklung in der Region. Aber auch nach der Erweiterung hielt der Boom an. Sichtbar wird diese Entwicklung beim kaufkraftbereinigten BIP pro Kopf. Hier haben sich alle neu in die Staatengemeinschaft aufgenommenen Länder deutlich an den EU28-Durchschnitt angenähert. Die stärksten Zuwächse gab es in der Slowakei. 1995 lag das BIP pro Kopf in dem Land bei 48 Prozent des EU-Durchschnitts. Bis 2016 kletterte diese Zahl auf 77 Prozent. Stark verbessert hat sich die Situation auch in den drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen.
Auch die teilweise hohe Inflation hat sich in den CEE-Ländern seit der Integration in die EU stabilisiert. So lag die (harmonisierte) Jahresteuerung in Ungarn laut Eurostat-Daten im Jahr 1996 noch bei 23,5 Prozent und in Rumänien sogar bei satten 38,8 Prozent. Bis 2017 reduzierte sich die Teuerung in den Ländern auf 2,4 bzw. 1,1 Prozent. Verbessert hat sich für viele Staaten außerdem die Situation am Arbeitsmarkt. Beispielsweise lag die Arbeitslosigkeit in Polen 1997 noch bei 10,9 Prozent, 2017 betrug sie nur noch 4,9 Prozent. Auch in Ungarn ging die Rate von gut neun Prozent (1997) auf 4,2 Prozent 20 Jahre später zurück.
Osterweiterung noch nicht abgeschlossen
Konvergenzeffekte zeigten sich in Osteuropa aber nicht nur realwirtschaftlich, sondern auch an den Finanzmärkten. Die Eingliederung der osteuropäischen Staaten in die EU machte finanzwirtschaftliche Investments in die Region deutlich attraktiver für ausländische Investoren. So sind unter anderen die Renditen für Staatsanleihen osteuropäischer Länder im Zuge der Erweiterung stark zurückgegangen und haben sich mittlerweile an das durchschnittliche EU-Niveau angenähert. Auch die Aktienmärkte der CEE-Region machen seit der Erweiterung zu guten Teilen die Kursbewegungen der westeuropäischen Börsen mit.
Zwar wurde seit 2013 kein neues Land mehr in die EU aufgenommen, abgeschlossen ist die Osterweiterung aber wohl noch nicht. Die EU hat derzeit vor allem die Staaten des Westbalkans im Visier. Zu den derzeitigen Kandidatenländern zählen Montenegro, Albanien, Serbien und die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien. Bosnien und Herzegowina sowie das Kosovo sind potenzielle Kandidaten. Zuletzt nannte die EU-Kommission 2025 als indikatives Beitrittsdatum für Serbien und Montenegro.
Rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.