Die Notenbankpolitiken der USA und Europa driften weiter auseinander. Während die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ihre Zinsen in dieser Woche weiter nach oben geschraubt hat, wartet die Europäische Zentralbank (EZB) noch ab und belässt ihren Leitzins weiter bei 0,00 Prozent. Daran soll sich auch bis mindestens Mitte 2019 nichts ändern. Einen ersten Schritt in Richtung Ausstieg aus der ultralockeren Politik hat die EZB heute aber bereits getan und einen Zeitplan für das Ende des Anleihen-Kaufprogramms vorgegeben.
So könnte das Programm laut den Angaben der europäischen Notenbank bereits Ende 2018 auslaufen. Zudem will die EZB das monatliche Volumen für die Käufe ab Oktober von 30 Milliarden auf 15 Milliarden Euro reduzieren, sie will aber bei diesen Entscheidungen weiterhin auf die Inflationsperspektiven achten. Diese schrittweise Rückführung der ultralockeren Geldpolitik wurde an den europäischen Aktienmärkten zunächst positiv aufgenommen. Der Euro verlor dagegen deutlich an Terrain und gab am Donnerstag mehr als zwei Cent ab. Am Freitagnachmittag stand er bei rund 1,16 Dollar.
Seit Beginn des Programms im März 2015 hat die Notenbank Wertpapiere im Gesamtwert von gut 2,4 Billionen Euro erworben um die Inflation in der Eurozone anzuheizen und wieder an das von der EZB angestrebte Ziel von rund zwei Prozent heranzuführen. Zuletzt hat sich die Teuerung schon wieder an diese Marke angenähert: Im Mai kletterte die Jahresinflationsrate im Euroraum auf 1,9 Prozent. Ein wichtiger Treiber hierfür waren vor allem höhere Energiepreise.
Fed stellt nun zwei weitere Zinserhöhungen für 2018 in Aussicht
In den USA ist die Normalisierung der Geldpolitik dagegen bereits im vollen Gange. Am Mittwochabend hat die Fed wie erwartet ihr Leitzinsband um weitere 0,25 Punkte erhöht, dieses steht nun bei 1,75 bis 2,00 Prozent. Dieser Schritt wurde am Markt erwartet. Viel Aufmerksamkeit erhielt die Zinsprognose. Für das laufende Jahr stellen die Notenbanker nun zwei weitere Zinsschritte in Aussicht statt wie zuvor nur einen. Die Prognose für 2019 bleibt dagegen mit drei Leitzinserhöhungen unverändert.
Grund zur Zurückhaltung bei der Straffung gibt es für die Fed derzeit keinen, denn die US-Konjunktur läuft rund. „Die Entscheidung von heute ist ein Zeichen für den robusten Zustand der US-Wirtschaft“, kommentierte Fed-Chef Jerome Powell die Zinserhöhung am Mittwochabend. So ist die Arbeitslosigkeit in den USA derzeit so niedrig wie seit 18 Jahren nicht mehr. Zudem zieht die Inflation immer weiter an. Im Mai erreichte die US-Jahresteuerung 2,8 Prozent und damit ein Sechs-Jahres-Hoch.
Allerdings befindet sich der Preisauftrieb damit bereits deutlich über der Fed-Zielmarke von rund zwei Prozent. Die Notenbank muss daher mit den höheren Zinsen auch einer möglicherweise drohenden Überhitzung entgegensteuern. Ein höherer Leitzinssatz hebt die Kosten, die die Banken tragen müssen, wenn sie sich gegenseitig Geld leihen wollen. In weiterer Folge erhöhen sich auch die Kosten für Kredite für Unternehmen und Verbraucher. Damit kann die Notenbank einem zu rasanten Wirtschaftsboom entgegenwirken.
Rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.