Die Turbulenzen in Italien rund um die Regierungsbildung der europakritischen Fünf-Sterne-Bewegung (Cinque Stelle) mit der rechtspopulistischen Lega haben in der vergangenen Woche für starke Ausschläge bei den Renditen auf italienische Staatsanleihen gesorgt. Die Renditen geben an, wie hohe Zinsen ein Staat für frisches Kapital am Finanzmarkt zahlen muss und sind damit ein wesentlicher Indikator für das Vertrauen der Kapitalmärkte in die politische und wirtschaftliche Stabilität des Landes.
Die Vorwoche startete mit deutlich steigenden Zinssätzen, nachdem die Koalition in Italien für gescheitert erklärt wurde. Auslöser hierfür war, dass Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella den Euro-Skeptiker Paolo Savona für den Posten des Wirtschafts- und Finanzministers abgelehnt hatte. Dies schürte Sorgen um Neuwahlen in Italien sowie um die Rückkehr der Eurokrise und trieb die Renditen somit nach oben. Am Dienstag erreichten die Zinsen auf zehnjährige italienische Staatspapiere zwischenzeitlich mit rund 3,4 Prozent den höchsten Stand seit März 2014. Rund drei Wochen zuvor hatte Italien nur halb so hohe Zinsen in Kauf nehmen müssen.
Auch in anderen Euro-Peripheriestaaten wie Portugal und Spanien zogen die Risikoaufschläge merklich an. Beispielsweise stand die Rendite für zehnjährige portugiesische Staatstitel zwischenzeitlich so hoch wie seit Herbst 2017 nicht mehr. Am italienischen Aktienmarkt war die Unsicherheit ebenfalls zu spüren. Allein am vergangenen Montag und Dienstag verlor der italienische Leitindex FTSE MIB insgesamt nahezu sieben Prozent. Auch der Euro rutschte am Dienstag der Vorwoche zeitweise auf nur knapp über 1,15 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit Mitte 2017 ab.
Angelobte Regierung bringt Entspannung zum Wochenschluss
In der zweiten Wochenhälfte entspannte sich die Situation jedoch wieder, nachdem die Cinque Stelle und die Lega sich doch noch auf eine Koalition einigen konnten. Am Freitag zu Mittag wurde die neue Regierung vereidigt, mit Savona als Minister für Europäische Angelegenheiten und dem Universitätsprofessor Giovanni Tria als Wirtschaftsminister. In Folge kamen die Anleihenrenditen wieder von ihren Höhenflügen zurück. Am Montagvormittag rentierten 10-jährige italienische Anleihen nur noch bei rund 2,5 Prozent, auch in Portugal und Spanien gingen die Zinssätze deutlich zurück.
Auch am Aktienmarkt wendete sich das Blatt vor dem Wochenende. Der Mailänder Index konnte seine bisherigen Verluste wieder gut machen und ging schließlich mit einem Wochenplus von 0,8 Prozent ins Wochenende. Am Montagvormittag ging die Erholung mit einem Kurszuwachs von rund einem halben Prozent weiter. Auch beim Euro konnte eine stärkere Talfahrt verhindert werden. Bis Freitag kletterte er von seinem Tief am Dienstag um rund zwei Cent nach oben. Zum Start der neuen Woche steht die Gemeinschaftswährung gut über 1,17 Dollar.
Trotz der jüngsten Erholung an den Märkten dürfte die Anleger die politische Situation in Italien noch länger beschäftigen. Vor allem das geplante Regierungsprogramm, in dem trotz massiver Staatsverschuldung des Landes mehr Ausgaben und sinkende Steuern versprochen wurden, und das Verhältnis der italienischen Regierung mit der EU wird wohl mit Argusaugen beobachtet werden.
Rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.