Die Schonfrist für die EU ist vorbei. Seit 1. Juni gelten für die europäische Staatengemeinschaft sowie für die Nachbarstaaten der USA, Mexiko und Kanada, Strafzölle auf Stahl und Aluminium. Für die Einfuhr von Stahl in die USA sind künftig 25 Prozent an Gebühren zu leisten, für Aluminium 10 Prozent. Die Strafen wurden eigentlich bereits im März verhängt, die Union sowie die beiden US-Nachbarn wurden jedoch zunächst von dieser Regelung ausgenommen. Damit spitzt sich der weltweite Handelskonflikt weiter zu.
Politisch gingen die Wogen nach der Zollentscheidung der USA hoch. Vonseiten der EU wurden harte Gegenmaßnahmen angekündigt, auch Mexiko und Kanada haben bereits Listen mit Gegenzöllen auf US-Waren veröffentlicht. Zudem haben alle drei Länder Beschwerde bei der Welthandelsorganisation (WTO) gegen die USA eingelegt. Auch in den USA selbst sind die neuen Handelsbeschränkungen umstritten. So räumte der Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump, Larry Kudlow, ein, dass die Zölle der Wirtschaft seines Lands sogar schaden könnten.
Die Finanzmärkte reagierten hingegen bisher gelassen, nicht zuletzt da das Thema schon im März und April präsent war und damit zu einem Gutteil bereits eingepreist ist. So war der der Future auf Aluminium im April auf Berg- und Talfahrt gegangen und von seinem bisherigen Jahrestief bei 1.993* US-Dollar pro Tonne um rund 28 Prozent auf ein Jahreshoch von 2.550 Dollar gesprungen. Noch im selben Monat war der Kurs jedoch wieder auf rund 2.250 Dollar zurückgekommen. Derzeit steht Aluminium an der Londoner Metallbörse bei rund 2.330 Dollar, seit Anfang Juni hat der Kurs nur rund 1,4 Prozent zugelegt.
Der Future der New Yorker Rohstoffbörse für warmgewalzten Stahl (Hot Rolled Steel) ist seit Beginn des Monats sogar leicht zurückkommen, stärkere Kursausschläge gab es in den vergangenen Monaten nicht zu sehen. Seit Jahresstart stieg der Stahlpreis allerdings um mehr als 37 Prozent. Aluminium tritt dagegen mit einem Plus von rund 3 Prozent seit Beginn 2018 auf der Stelle.
Stahlaktien in Europa geraten nur kurzfristig unter Druck
Auch an den Aktienmärkten blieben größere Turbulenzen bisher aus. Nach der Ankündigung des Endes der Schonfrist durch US-Handelsminister Wilbur Ross gerieten europäische Stahlwerte kurzfristig unter Druck, darunter auch die beiden deutschen Stahlriesen ThyssenKrupp und Salzgitter. Bereits einen Tag später entspannte sich die Lage jedoch wieder und die Kurse zogen erneut nach oben. Insgesamt blieben die Auswirkungen auf die Papiere damit gering. Die Kurse von US-Stahlproduzenten profitierten kaum von den Einfuhrsteuern für ausländische Konkurrenten.
Grund zur Entspannung gaben auch Expertenmeinungen zu den ökonomischen Effekten der Strafzölle. „Die unmittelbaren Auswirkungen der jetzigen Beschlüsse sind meines Erachtens begrenzt. Wir reden hier über 0,04 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Europäischen Union“, sagte der Chef der deutschen Bundesbank Jens Weidmann. Für mehr Aufruhr an den Märkten könnten jedoch Zölle für die Automobilindustrie sorgen, sollten diese von den USA noch eingeführt werden. Die US-Regierung prüft derzeit die Verhängung von Einfuhrzöllen auf Autos.
*alle Daten per 7. Juni 2018
Rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.