Nach den Turbulenzen bei mehreren US-Regionalbanken kam zur Wochenmitte auch die Schweizer Großbank Credit Suisse (CS) unter Druck. Die Bank stand bereits in den vergangenen Monaten im Fokus der Marktteilnehmer:innen, da sie sich einer großangelegten Restrukturierung ihres Geschäftsmodells unterzog.
Verunsicherung unter Investor:innen
Diese Woche nahm der Druck deutlich zu, nachdem die Credit Suisse Probleme mit den Bilanzen der Vorjahre bekannt gab und zudem die Saudi National Bank, ein Großaktionär der CS, klarstellte, keine weiteren Investitionen in die Bank tätigen zu wollen.
Dies löste unter den Investoren:innen Verunsicherung aus, weswegen die Aktien und Anleihen des Instituts stark abverkauft wurden. Die Aktie verlor im Tagesverlauf mehr als 24% und Credit Default Swaps (CDS), die zur Absicherung eines Ausfalls der Bank verwendet werden, handelten auf höheren Niveaus als während der großen Finanzkrise von 2008.
Die negative Stimmung schwappte auch auf die übrigen Finanzmärkte über. Der EuroStoxx 600 schloss mit einem Minus von 2.9% und sichere Häfen (Staatsanleihen) waren stark nachgefragt. Die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen aus den USA fiel von 3.7% auf 3.5% und jene von deutschen Anleihen von 2.4% auf 2.1%.
Was sind CDS?
Ein Credit Default Swap ist ein zwischen zwei Parteien abgeschlossenes Kreditderivat, das den Handel mit Ausfallrisiken von Anleihen, Krediten oder Schuldnern ermöglicht. Der Sicherungsnehmer bezahlt dabei dem Sicherungsgeber eine Prämie (Swap) und bekommt dafür vom Sicherungsgeber eine Ausgleichszahlung, falls der Schuldner seine Schuld nicht begleichen kann.
Schweizerische Nationalbank gewährt Liquiditätshilfe
Am Abend des gestrigen Mittwochs gab dann die Schweizerische Nationalbank bekannt, dass sie der Credit Suisse eine Liquiditätshilfe gewähren werde. Dabei wird sich die Bank
- bis zu 50 Mrd. Schweizer Franken von der Zentralbank leihen und
- etwa 3 Mrd. SFr. an Schulden zurückkaufen,
um einerseits ihre Liquiditätsposition zu stärken und andererseits die Markteilnehmer:innen zu beruhigen.
Im frühen Handel in Europa zeigten diese Maßnahmen auch Wirkungen. Terminkontrakte auf europäische Aktienindizes sind merklich im Plus und die Aktie der Credit Suisse konnte zeitweise um mehr als 20% zulegen.
Wie beurteilen wir die aktuelle Situation?
Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die europäischen und US-amerikanischen Bankensysteme im Kern gesund sind. Dies gilt insbesondere für die globalen system-relevanten Banken, die seit der Finanzkrise 2008 stark reguliert werden, um sicherzustellen, dass sie auch in wirtschaftlichen Stressszenarien einen Überhang von Aktiva über ihre Verbindlichkeiten haben (=Solvenz der Banken).
Die Zentralbanken in den USA und der Schweiz haben in den letzten Tagen zudem gezeigt, dass sie im Krisenfall bereitstehen, um die Liquiditätssituation der Banken zu unterstützen (=Liquidität der Banken).
Im Prinzip hat eine Zentralbank drei Funktionen:
- Niedrige Inflation
- Finanzmarktstabilität und
- Vollbeschäftigung.
Aus unserer Sicht hat sich zumindest kurzfristig die Hierarchie der Prioritäten von 1) auf 2) verschoben. Aber auch wenn die Finanzmarktstabilität gewährleistet bleibt, und dafür spricht das schnelle Eingreifen der Zentralbanken, könnte als bleibende Auswirkung ein restriktiveres Kreditumfeld übrigbleiben. Dies würde auf das Wirtschaftswachstum drücken.
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Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.