Was tut sich an den Märkten? In unserem Investment View geben die Expert:innen unserer Investmentabteilung regelmäßig Einblicke in das aktuelle Marktgeschehen und ihre Einschätzung zu den verschiedenen Anlageklassen.
Hinweis: Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen. Bitte beachten Sie, dass eine Veranlagung in Wertpapiere neben Chancen auch Risiken beinhaltet.
Makroökonomischer Ausblick
Eine „weiche“ Landung der Wirtschaft bleibt das wahrscheinlichste Szenario. Allerdings haben sich die Risiken verschoben: Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA ist gesunken, die Wahrscheinlichkeit des Szenarios „keine Landung“ gestiegen.
- USA: Starkes Beschäftigungs-, Produktivitäts- und Einkommenswachstum
- China: unerwartet breit angelegte Konjunkturmaßnahmen zur Bekämpfung des Deflationsdrucks
- Eurozone: Höheres Tempo der Zinssenkungen wahrscheinlich
Allerdings könnte jeder der Punkte auf der Risikoliste der positiven Stimmung an den Märkten einen Strich durch die Rechnung machen: Anhaltende Inflation im Dienstleistungssektor, Eskalation im Nahen Osten, US-Wahlen bedeuten Unsicherheit, Zollkonflikt zwischen der EU und China wegen Elektroautos, schwaches verarbeitendes Gewerbe, Wachstumsrisiko in Europa, deutlich geringerer Spielraum für Zinssenkungen durch die Fed als erwartet.
Szenarien
Szenario 1 (no landing): Das robuste Wachstum und die anhaltende Inflation begrenzen den Spielraum für Leitzinssenkungen. Wahrscheinlichkeit aus unserer Sicht: 30%.
Szenario 2 (soft landing): Mittelfristig wird das Inflationsziel erreicht, ohne dass es zu einer Rezession kommt. Die Leitzinsen in den entwickelten Märkten können deutlich gesenkt werden. Wahrscheinlichkeit aus unserer Sicht: 40%
Szenario 3 (hard landing): Restriktive Geldpolitik, restriktive Fiskalpolitik, Verlangsamung des Arbeitsmarktes, stagnierende Produktivität in der EU, Deflation in China, anhaltende Inflation, Geopolitische Risiken (Naher Osten), Industriepolitik (Zölle), Streiks (Hafenarbeiter). Wahrscheinlichkeit aus unserer Sicht: 30%.
Anlageklassen
Nachdem die Kurse zu Beginn des Monats aufgrund von Konjunktursorgen nachgaben, sorgten die Zinssenkungen der US-Notenbank und der EZB für eine Stimmungsaufhellung an den globalen Aktienmärkten. Unterstützt wurden die Märkte durch das Konjunkturpaket Chinas. Letzteres soll die unter Druck geratene Wirtschaft ankurbeln. Dies führte auch in den entwickelten Märkten zu steigenden Aktienkursen, wobei der US-Markt ein neues Allzeithoch erreichte.
Angesichts dieser Entwicklungen ist klar, dass sich die makroökonomische Landschaft im Vergleich zum Vormonat erheblich verändert hat. Unsere technischen Indikatoren deuten jedoch auf die Notwendigkeit eines etwas defensiveren Ansatzes hin. Daher bleiben wir bei einer Untergewichtung von Aktien und behalten gleichzeitig eine Übergewichtung von Hochzinsanleihen bei, die neben einem anhaltend positiven Wachstum auch von Zinssenkungen profitieren könnten. Zur Diversifizierung halten wir eine Allokation in Gold und haben auch einen Teil des Portfolios vorerst in Geldmarktinstrumente investiert.
Quelle: Erste Asset Management; Hinweis: Sofern in dieser Unterlage Portfoliopositionierungen von Fonds bekannt gegeben werden, basieren diese auf dem Stand der Marktentwicklung zum 20.10.2024. Im Rahmen des aktiven Managements können sich die genannten Portfoliopositionierungen jederzeit ändern. Bitte beachten Sie, dass eine Veranlagung in Wertpapiere neben Chancen auch Risiken beinhaltet.
Aktien
Die Attraktivität der Aktienmärkte ist aufgrund des positiven Momentums unverändert geblieben. Die Bedenken hinsichtlich überdurchschnittlicher Bewertungen und einer Verschlechterung der makroökonomischen Aussichten halten jedoch an. Im Oktober dürften sich die Anleger auf die Berichtssaison für das dritte Quartal konzentrieren. Derzeit geht der Konsens für den US-Aktienmarkt von einem Gewinnwachstum von 3,8% im vergangenen Quartal aus. In den letzten Wochen haben wir jedoch eine wachsende Zahl von Gewinnrevisionen nach unten gesehen.
Angesichts der zahlreichen Risiken halten wir an unserer vorsichtigen Untergewichtung fest. Wir bevorzugen defensive US-Sektoren wie Konsumgüter des täglichen Bedarfs, Gesundheitswesen und Aktien mit geringer Volatilität. Darüber hinaus wirkt sich der Zinssenkungszyklus in Europa positiv auf europäische Small-Cap-Aktien aus.
Was die Änderungen bei den Aktienallokationen betrifft, haben wir beschlossen, das Engagement im europäischen Energiesektor auf Kosten der US-Region zu erhöhen, wo wir aufgrund der überzogenen Bewertungen, insbesondere bei Large-Cap-Unternehmen, eine untergewichtete Position beibehalten. Wir glauben, dass europäische Energieunternehmen angesichts der anhaltenden Konflikte im Nahen Osten als Absicherung gegen potenziell steigende Energiepreise dienen könnten.
Staatsanleihen
Unsere Einschätzung zu Staatsanleihen bleibt unverändert. Ende September war bereits vieles eingepreist und die Bewertungen schienen teuer. Wir sehen länger laufende festverzinsliche Wertpapiere weiterhin anfällig für potenzielle Renditeanstiege.
Wir bevorzugen Staatsanleihen aus Schwellenländern in Lokalwährung aufgrund ihres Diversifizierungseffekts. Die niedrigere Inflation und der schwächere Dollar könnten zusammen mit dem globalen Lockerungszyklus der Zentralbanken weiterhin Rückenwind bieten.
Wir haben unsere neutrale Haltung gegenüber europäischen Staatsanleihen beibehalten. Anhaltend schwache Produktionsdaten sprechen für weitere Zinssenkungen durch die EZB, obwohl wir feststellen, dass die Inflation im Dienstleistungssektor weiterhin hartnäckig ist.
Unternehmensanleihen
Im Einklang mit unserer Einschätzung zu Staatsanleihen haben wir unseren Ausblick für Unternehmensanleihen unverändert belassen. Die Renditeniveaus bleiben attraktiv, gestützt durch starke Fundamentaldaten, wobei die Ausfallraten voraussichtlich in der Nähe der langfristigen Durchschnittswerte bleiben werden. Der globale Lockerungszyklus der Zentralbanken stützt auch den Ausblick für Unternehmensanleihen.
Wir bevorzugen weiterhin Hochzinsanleihen gegenüber Investment-Grade-Anleihen, was auf die kürzere Laufzeit und die attraktiveren Gesamtrenditen zurückzuführen ist. Darüber hinaus bevorzugen wir weiterhin die europäischen und asiatischen Märkte, wobei letztere weiter von den kürzlich angekündigten chinesischen Konjunkturmaßnahmen profitieren werden.
Geldmarkt
Trotz des jüngsten Rückgangs, der auf die Lockerung der EZB zurückzuführen ist, bietet der Geldmarkt weiterhin attraktive Renditen, insbesondere da die Zinsstruktur relativ flach bleibt. Die Allokation im Geldmarkt bietet auch Liquidität, sodass wir potenzielle Marktchancen nutzen können, sobald sie sich ergeben.
Rohstoffe
Wir behalten unsere positive Einschätzung von Gold bei. Das Edelmetall hat von der Lockerung der Geldpolitik der Fed profitiert, und wir erwarten, dass die Realrenditen weiter sinken werden, da sich Wachstum und Inflation verlangsamen. Technische Faktoren stützen Gold weiterhin, und es bleibt eine starke Absicherung gegen geopolitische Risiken.
Wir behalten unsere neutrale Einschätzung von Energie und Industriemetallen bei. Wir erkennen jedoch an, dass die angekündigten Konjunkturmaßnahmen Chinas sowohl die Industrie- als auch die Energiepreise zusätzlich stützen könnten.
Erläuterungen zu Fachausdrücken finden Sie in unserem Fonds-ABC.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.