Aktien konnten am Mittwoch deutliche Zugewinne verbuchen, nachdem der Vorsitzende der US-Notenbank Jerome Powell signalisierte, dass die Zentralbank noch in diesem Monat mit Zinserhöhungen beginnen würde. Dem ersten Zinsschritte werden wahrscheinlich eine Reihe von Erhöhungen um jeweils 25 Basispunkte folgen.
Ziel der Fed ist es, die Inflation wieder in Richtung ihres 2 %-Ziels zu bringen und gleichzeitig „vorsichtig“ zu sein und das Wirtschaftswachstum aufrechtzuerhalten. Powell wies darauf hin, dass die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die US-Wirtschaft höchst ungewiss seien.
Die Aktienmärkte interpretierten dies als positives Signal in dem Sinn, dass die Bedrohung des Wachstums durch den Krieg in der Ukraine derzeit keinen Kurswechsel in der Geldpolitik rechtfertige. Umgekehrt zum Vortag legte der US-Leitindex S&P 500 um 1.9% zu, während der EuroStoxx 600 0.9% höher schloss. Die Zuwächse setzten sich auch in der heutigen asiatischen Handelssitzung fort und der japanische Nikkei 225 konnte Gewinne von 0.7% verbuchen.
Wie erging es Staatsanleihen und dem Rohhölpreis?
Staatsanleihen gaben ihre Gewinne vom Vortag zum Teil wieder ab. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen stieg um 15 Basispunkte auf 1.86% an. Die Märke erwarten damit wieder ca. sechs Zinsanhebung in diesem Jahr in den USA. Ähnlich verlief die Marktreaktion in Europa, wo die 10-jährigen Renditen deutscher Staatsanleihen um 10bps anstiegen.
Der Rohölpreis stieg weiter an und liegt aktuell bei USD 118 pro Barrel. Dazu trug auch die Bekanntgabe der US-Regierung bei, dass sie offen für die Verhängung von Sanktionen gegen russisches Öl und Gas sei.
Wie werden wir in uns in den Fonds positionieren?
Wir gehen davon aus, dass die Volatilität an den Märkten durch die Ukrainekrise auch in den nächsten Wochen Bestand haben wird, womit das Marktumfeld ruppig bleiben wird. Aus heutiger Sicht setzt sich unsere Einschätzung der wichtigsten Faktoren im Basisszenario wie folgt zusammen:
- Wirtschaft: Aus makroökonomischer Sicht gehen wir davon aus, dass sich das globale wirtschaftliche Erholungsszenario 2022 weiter fortsetzen wird. Aufgrund der Sanktionen des Westens und der Gegensanktionen von russischer Seite wird das Wachstum jedoch schwächer ausfallen als zu Jahresbeginn prognostiziert. Dies ergibt sich zum Teil aus den gestiegenen Kosten für Energie und Agrarrohstoffe, die für Konsumenten und Unternehmen wie eine zusätzliche Steuerbelastung wirken.
- Inflation: Dies wird auch die Inflation länger als vor der Ukrainekrise angenommen auf einem erhöhten Niveau halten. Ein Rückgang der Inflation bis Jahresende erscheint trotzdem aus heutiger Sicht wahrscheinlich.
- Geldpolitik: Wir gehen davon aus, dass die Notenbanken auf globaler Ebene ihre restriktive Zinspolitik in gemilderter Form umsetzten werden als noch zu Jahresbeginn angenommen.
- Bewertungen: Durch die Kursrückschläge bei chancenreichen Veranlagungen seit Jahresbeginn erscheinen deren Bewertungen nun attraktiver. Die Bewertungskennzahlen globaler Aktien sind günstiger als zu Jahresbeginn, genauso wie die Kreditrisikoaufschläge von Unternehmensanleihen.
- Technische Faktoren: Das Sentiment oder die Stimmung im Markt hat sich hingegen verschlechtert, genauso wie mehrere technische Indikatoren.
Die oben genannten Faktoren sind noch unterstützend für chancenreiche Veranlagungen auf mittlere Frist. Dennoch sind die Risiken angestiegen, die sich aus dem militärischen Vorgehen, den Sanktionen und Gegensanktionen rund um die Ukraine ergeben.
Daher werden wir die Risikoneigung unserer Fonds und Depots auf dem nunmehr verringerten Niveau, das wir diese Woche umgesetzt haben, belassen. Dies trifft auch auf die Aktienquote zu. Bei den anderen chancenreichen Veranlagungen werden wir weiterhin sehr breit über Assetklassen, Regionen und Sektoren hinweg investieren. Dies umfasst z.B. High Yield Anleihen aus den USA und Europa (mit Schwerpunkt in den USA). Unsere diversifizierenden Veranlagungen in Gold, US-Staatsanleihen, US-Hypothekaranleihen und geldmarktnahen Veranlagungen werden wir beibehalten.
Zusätzlich werden wir weitere diversifizierende Assets in die Portfolien und Fonds aufnehmen. Diese umfassen einerseits europäische Staatsanleihen, die sich diese Woche als sicherer Hafen beweisen haben. Andererseits werden wir über breite gestreute Rohstofffonds unsere Goldallokation aufstocken und Industriemetalle und Energie mitaufnehmen. Energierohstoffe könnten im Falle einer weiteren Eskalation der Krise und Sanktionen gegen russische Öl- und Gaslieferungen profitieren.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.