Trotz der laufenden Handelsstreits der USA mit anderen Ländern zeigte sich der Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), Jerome Powell, in dieser Woche weiterhin zuversichtlich für die US-Konjunktur. Bei der halbjährlichen Anhörung vor dem US-Kongress am Dienstag sagte er, dass mit der richtigen Geldpolitik der Arbeitsmarkt stark und die Inflation nahe der Zwei-Prozent-Marke bleiben könne. Der aktuelle Kurs der Fed, nämlich die graduelle Anhebung der Zinsen, sei daher der beste Weg um mit dem Konjunkturaufschwung Schritt zu halten ohne ihn abzuwürgen. Derzeit liegt der Fed-Leitzins in einer Spanne zwischen 1,75 und 2,00 Prozent. Für das laufende Jahr hat die Notenbank noch zwei weitere Zinserhöhungen avisiert.
Allerdings haben die US-Währungshüter in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Konjunkturbericht, dem „Beige Book“, auch auf die Sorgen der US-Unternehmen vor negativen Folgen der aktuellen US-Handelspolitik hingewiesen. In allen zwölf Bezirken der Fed haben Industrievertreter Befürchtungen diesbezüglich geäußert, hieß es in dem Bericht. Zudem wurden in einigen Regionen bereits höhere Preise und Zulieferprobleme aufgrund der neuen Handelsmaßnahmen gemeldet.
Die USA befindet sich derzeit mit mehreren Ländern im Handelskonflikt, am stärksten hat sich zuletzt jedoch der Streit mit China verschärft. Anfang Juli hat die USA wegen angeblich unfairer Handelspraktiken Zölle auf Waren im Wert von 34 Mrd. Dollar gegen die Volksrepublik verhängt, woraufhin China umgehend Vergeltungszölle gleichen Ausmaßes beschloss. Vergangene Woche legte die USA dann nach und drohte China mit weiteren Zöllen im Wert von 200 Mrd. Dollar. Sollten auch diese in Kraft treten, wäre rund die Hälfte aller chinesischen Einfuhren in die USA von Zöllen betroffen.
Auch China weiter optimistisch für 2018
In China schlagen sich die zusätzlichen Zollbelastungen aktuell noch nicht in mangelndem Konjunkturoptimismus nieder. Die staatliche Planungsbehörde rechnet für das Gesamtjahr 2018 mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von rund 6,5 Prozent. Darüber hinaus wird in der Volksrepublik Krisenfestigkeit signalisiert. So sagte ein Sprecher der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) zuletzt, dass China genügend politischen Spielraum hätte um mit Schocks umzugehen.
Im zweiten Quartal gab es noch keine sichtbaren Auswirkungen des Handelsstreits auf das chinesische BIP zu sehen. Zwar schwächte sich das Wirtschaftswachstum im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht ab, Volkswirte hatten damit jedoch gerechnet, da die chinesische Regierung bereits seit Jahren gegen riskante Kreditvergaben vorgeht. So betrug das Wachstum im zweiten Jahresviertel 6,7 Prozent, während der Anstieg in den Vorquartalen noch bei 6,8 Prozent gelegen hatte.
In den USA hat sich das Wachstum ebenfalls etwas abgeschwächt. Das auf das Jahr hochgerechnete BIP stieg im ersten Quartal 2018 auf 2,0 Prozent, im Schlussquartal 2017 war die Volkswirtschaft noch um 2,9 Prozent gewachsen. Allerdings rechnen Ökonomen für das zweite Jahresviertel mit einer Beschleunigung. Ende Juni hatten Volkswirte in einer Umfrage ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 3,7 Prozent für den Zeitraum April bis Juni vorhergesagt.
Rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.