Gastkommentar von Rafael Fink, Österreichisches Umweltzeichen-Team des VKI
Greenwashing bezeichnet eine Reihe von (PR-)Maßnahmen, mit denen Unternehmen sich oder ihre Produkte/Dienstleistungen als umweltfreundlich oder nachhaltig bewerben – obwohl es dafür keine faktische Grundlage gibt.
Vier Aspekte von Greenwashing machen das Thema so relevant:
- Ob es eine faktische Grundlage gibt, also tatsächlich ein positiver Effekt für die Umwelt erzielt wird, ist meist nicht trivial nachvollziehbar – und aufgrund der Komplexität der Materie auch nicht einfach zu erkennen. Um die Nachhaltigkeit eines Unternehmens oder eines Produkts zu bewerten, müssen eine Vielzahl von Aspekten betrachtet und zusätzlich in einen Zusammenhang zueinander gebracht sowie in einen weiteren Kontext gestellt werden.
- Greenwashing ist zentrales Thema für den Schutz von KonsumentInnen und der Umwelt: Werden z.B. Produkte im falschen Glauben erworben, dass mit dem Kauf ein positiver Effekt auf das Klima erzielt wird, obwohl das faktisch nicht der Fall ist, handelt es sich nicht nur um Irreführung von KonsumentInnen – sondern verschlimmert zudem die Klimakrise.
- Greenwashing ist oft schwer zu erkennen, weil die dahinterliegenden Strategien mannigfaltig sind: das reicht von der Nutzung erfundener Labels über das Hervorheben positiver Umweltauswirkungen bei gleichzeitigem Verschweigen der negativen Effekte hin zur Verwendung absichtlich vager Begriffe wie „grün“ oder „klimaneutral“.
- Die rechtliche Handhabe gegen Greenwashing ist aktuell sehr schwierig. Deshalb arbeitet die Europäische Kommission derzeit an einem Legislativvorschlag („Green Claims Initiative“), um das Thema besser in den Griff zu bekommen.
Wie lässt sich Greenwashing erkennen?
Infolge verschiedener Greenwashing-Methoden wird dessen Erkennbarkeit für KonsumentInnen erschwert. Dennoch gibt es eine Reihe von Möglichkeiten Grünfärberei auf die Schliche zu kommen:
Gesunde Skepsis: Besonders bei „übertriebenen“ Produktversprechen gilt es skeptisch zu sein. Die Bewerbung eines Produkts mit sehr allgemeinen, absichtlich vagen Begriffen wie „natürlich“, „naturnah“, „grün“ oder „nachhaltig“ sollte stets kritisch hinterfragt werden. Erhöhte Wachsamkeit darf auch gegenüber „klimaneutralen“ Produkten und Dienstleistungen gelten – insbesondere z.B. im Bereich fossiler Energien.
Sich Fragen stellen: Kann ein Einmalprodukt besonders umweltfreundlich sein? Erdgas klimaneutral? Ist der Bereich, mit dem ein Unternehmen für gelebte Nachhaltigkeit wirbt, auch dessen Kerngeschäft (wirbt ein Finanzinstitut z.B. mit umweltfreundlichen Finanzprodukten, die mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet sind oder „nur“ mit der Umstellung auf LED-Lampen)? Finden sich öffentlich einsehbare, nachvollziehbare Informationen – wie transparent ist das Unternehmen? Ist die gesamte Produktpalette eines Unternehmens nachhaltig oder nur ein sehr kleiner Teil des Sortiments? Gibt es in anderen Bereichen Kontroversen, in die das Unternehmen verwickelt ist?
Informieren und Recherchieren: Auf viele dieser Fragen können kurze Internetrecherchen erste Antworten bringen. Manchmal kann man rasch fündig werden, ob Produkte oder Unternehmen ihre Versprechen halten, weil z.B. andere KonsumentInnen oder Verbraucherschutzorganisationen dazu vielleicht schon etwas geschrieben oder veröffentlicht haben (z.B. im KONSUMENT). Über Gütesiegel kann man im Internet relativ einfach und rasch brauchbare Informationen einholen – seriöse Labels veröffentlichen ihre Kriterien, sind durch unabhängige Dritte geprüft und legen klar fest, wofür das Gütesiegel steht. Seriöse Gütesiegel sind etwa das Österreichische Umweltzeichen, der deutsche Blaue Engel, das Europäische Umweltzeichen oder der Nordische Schwan. Hier kann guten Gewissens zu zertifizierten Produkten gegriffen werden.
Kontaktieren: Manchmal kann es hilfreich sein, die Produzenten oder Händler zu kontaktieren, um direkt nachzufragen – z.B. durch einen entsprechenden Eintrag in den sozialen Medien des betreffenden Unternehmens – Öffentlichkeit kann hier den Druck auf eine Antwort stark erhöhen. In manchen Fällen kann es auch ratsam sein, eine Verbraucher- oder Umweltschutzorganisation zu kontaktieren.
Gemeinsam gegen Greenwashing
Um Greenwashing besser in den Blick zu bekommen hat der Verein für Konsumenteninformation (VKI) im März 2021 ein Projekt gestartet, im Zuge dessen einerseits eine niederschwellige Meldemöglichkeit für mögliches Greenwashing geschaffen wurde – und andererseits monatlich ein Greenwashing-Check veröffentlicht wird.
Bei jedem Greenwashing-Check wird auf Basis einer Einmeldung das “grüne” Versprechen eines Unternehmens oder Produkts geprüft. Dabei hat das betroffene Unternehmen auch die Möglichkeit, eine Stellungnahme abzugeben, die ebenfalls veröffentlicht wird – damit sich Konsument:innen umfassend über Greenwashing informieren können. Anhand verschiedener Beispiele entsteht so ein umfassendes Bild, in welcher Form sich Konsument:innen mit Greenwashing konfrontiert sehen müssen.
Daher werden auch Sie herzlich eingeladen, Ihre Meldung hier einzureichen. Alle bisher veröffentlichen Greenwashing-Checks sind frei lesbar. auf www.vki.at/greenwashing
Zum Autor:
Raphael Fink arbeitet im Umweltzeichen-Team des VKI, das im Auftrag des Klimaschutzministeriums das Österreichische Umweltzeichen betreut. Er ist u.a. für das Österreichische Umweltzeichen für Nachhaltige Finanzprodukte sowie für das EU Ecolabel zuständig. Außerdem ist er Projektleiter des VKI Greenwashing-Check
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.