Indien gilt als die größte Demokratie der Welt. Die Wahlen zum nationalen Parlament im Mai lieferten neben weiteren Superlativen ein überraschendes Ergebnis: Mit rund 67 Prozent der insgesamt an die 900 Millionen Wahlberechtigten fiel die Wahlbeteiligung so hoch aus wie noch nie. Der haushohe Sieger des Wahlgangs war die Regierungspartei BJP und vor allem der amtierende Premierminister Narendra Modi. Die „Partei des indischen Volkes“ hat dabei eine beträchtliche Mehrheit von 303 der 545 Sitze im Unterhaus des Parlaments gewonnen. Obwohl einiges dagegen sprach, schnitt die Regierungspartei damit wesentlich besser ab als bei der vorangegangenen Parlamentswahl im Jahr 2014. Damals hatte sie mit 282 Sitzen als erste Partei seit 30 Jahren eine absolute Mehrheit erreicht.
Bei den drei letzten Regionalwahlen vor der heurigen nationalen Parlamentswahl hatte Modi deutliche Verluste erlitten. Umfragen ließen bis zuletzt keinen großen Triumph seiner hindu-nationalisitischen und zunehmend als populistisch geltenden Partei erwarten. Dies lag vor allem an wirtschaftlichen Herausforderungen. Modi hatte Millionen neuer Arbeitsplätze versprochen und dieses Versprechen nicht einlösen können. Der nunmehrige Erfolg wird vor allem auf das Thema Sicherheit zurückgeführt, das mit Konflikten – etwa in der Region Kaschmir – zurückführt.
Bedeutung indischer Wirtschaftspolitik über das Land hinaus
Dennoch wird Modis Wirtschaftspolitik in den 5 Jahren seiner 2. Amtszeit von besonderer Bedeutung sein und das nicht nur für Indien sondern auch für die Weltwirtschaft. Denn die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) rechnet in ihrer jüngsten Prognose (Mai) mit einem Wachstum der indischen Wirtschaft von 7,2 Prozent im laufenden Jahr und 7,4 Prozent im Jahr 2020. Damit wird die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in Indien noch stärker eingeschätzt als für den Wachstumsmotor China (6,2 und 6,0 Prozent). Im Vergleich zur Weltwirtschaft wird Indien in den beiden Jahren mehr als doppelt so stark wachsen, prognostiziert die OECD.
Börse im Hoch
Auch während der abgelaufenen Amtszeit Narendra Modis machte die indische Wirtschaft eine überdurchschnittlich gute Figur. Der indische Aktienmarkt legte beinahe kontinuierlich zu. Anleger dürften sich mit seiner überraschend deutlichen Wiederwahl nun zufrieden gezeigt haben: In der Zeit um die Veröffentlichung des Wahlergebnisses und der erneuten Vereidigung des Premierministers verschob der Leitindex der Börse in Mumbai, Sensex 30, seinen Allzeithöchststand deutlich über die Marke von 40.000 Punkten. In den vergangenen 3 Monaten legte der Sensex um 4,5 Prozent zu und im Jahresvergleich steht er nun um gut 10,8 Prozent höher. In den letzten 5 Jahren hat der Sensex seinen Wert um mehr als die Hälfte gesteigert ((Quelle Bloomberg per 18.6.2019).
Ein wichtiger Faktor für die starke Wirtschaftsentwicklung stellt gleichzeitig eine Herausforderung für Indien dar: Die äußerst junge Bevölkerung, die einerseits Wachstum ermöglicht und andererseits eine funktionierende Beschäftigungspolitik benötigt. Zu den inneren Risiken kommt verstärkt ein Problem, das inzwischen viele Volkswirtschaften weltweit wieder mehr zu spüren bekommen: Protektionismus.
Nach der Wahl folgten US-Zölle
Nur wenige Tage nachdem das Ergebnis der sechs Wochen dauernden Wahlen in Indien veröffentlicht worden war, strich US-Präsident Donald Trump Zollvergünstigungen beim Handel mit den USA. Ab 5. Juni erklärte Trump bisherige Sonderbehandlung Indiens im Rahmen eines Handelsprogramms für Entwicklungsländer für beendet, weil Indien den USA keinen „gerechten und angemessenen“ Zugang zu seinen Märkten gewähre, begründete Trump den Schritt.
Am Tag nach Inkrafttreten der Zölle auf indische Exporte in die USA senkte die Indische Notenbank ihren Leitzins zum dritten Mal in Folge um weitere 0,25 Prozent auf nunmehr 5,75 Prozent. Das tiefste Zinsniveau seit dem Jahr 2010 dürfte den Spielraum für die indische Wirtschaft etwas erweitern. Trotzdem werden vom „neuen alten“ Premier im Hinblick auf die Beschäftigung und die angespannte Versorgungssituation schon bald entschlossene wirtschaftspolitische Entscheidungen erwartet. An mangelnder Rückendeckung durch das Parlament sollten diese spätestens nach dem Erdrutschsieg im Mai nicht scheitern. Am vergangenen Sonntag teilte die indische Zollbehörde schließlich mit, Zölle auf 28 Produkte aus den USA teils massiv zu erhöhen.
In indische Aktien investieren
Wer an der Entwicklung von Unternehmen aus den aufstrebenden Volkswirtschaften partizipieren möchte, kann dies z.B. über Aktienfonds wie den ESPA STOCK GLOBAL EMERGING MARKETS tun. Das veranlagte Kapital ist auf unterschiedliche Regionen, Unternehmen und Sektoren verteilt. Börsennotierte Unternehmen aus Indien sind aktuell zu 10 Prozent in diesem Fonds gewichtet. Ein Einstieg ist auch im Rahmen eines s Fonds Plan möglich. Im Vergleich zu anderen Anlageklassen muss man größere Preisschwankungen berücksichtigen.
Hinweis: Je nach Entwicklung des Investmentfonds wird sich die Wertenwicklung eines s Fonds Plans von der einer Einmalveranlagung unterscheiden (höher oder geringer). Ein Kapitalverlust ist in beiden Fällen möglich.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.