Japans Notenbank hat bei ihrer jüngsten Sitzung zwar ihre lockere Geldpolitik bestätigt, den Zeitplan zum Erreichen ihres Inflationsziels aber überraschend aufgegeben. Der Strafzins auf Einlagen von Finanzinstituten liegt weiter bei 0,1 Prozent. Die Notenbank will sich aber nicht mehr darauf festlegen, bis wann die Teuerungsrate von derzeit rund einem Prozent mit Hilfe ihrer Geldspritzen das gewünschte Niveau von zwei Prozent erreichen soll.
Sie musste den Zeitpunkt bereits mehrfach verschieben und wurde zuletzt dafür kritisiert, sich mit Anfang 2020 erneut ein zu ehrgeiziges Ziel gesetzt zu haben. Die Notenbank verteidigte das Abrücken von einem starren Fahrplan mit der Möglichkeit, geldpolitisch flexibler agieren zu können. Das Inflationsziel an sich sei aber nicht aufgegeben worden.
Eine Spirale aus fallenden Preisen, sinkenden Löhnen und stockenden Investitionen hatte das Land lange Zeit gelähmt. Die Japaner schoben Käufe in der Hoffnung auf immer niedrigere Preise auf. Japans Notenbank versucht daher schon seit Jahren mit Zinsen bei praktisch null und Wertpapierkäufen die Konjunktur anzuschieben und die als zu niedrig empfundene Inflation anzuheizen. Diese lockere Geldpolitik gemeinsam mit einer ausgabenfreudigen Haushaltspolitik und Strukturreformen bilden die drei Grundpfeiler von Ministerpräsident Shinzo Abes Wirtschaftsprogramm („Abenomics“).
Wirtschaftsaufschwung dürfte sich heuer einbremsen
Japans Wirtschaft erlebte zwar zuletzt tatsächlich den längsten Aufschwung seit dem Boom der 1980er Jahre. Die Inflationsraten haben angezogen und auch an der Börse ging es nach oben. Der wichtigste japanische Aktienindex Nikkei war zu Jahresbeginn auf den höchsten Stand seit 26 Jahren gestiegen. Experten glauben aber, dass die Wirtschaft zu Jahresbeginn wieder einen Gang zurück geschaltet hat.
So hat sich die Stimmung in Japans Industrie laut einer Umfrage der Bank of Japan zuletzt erstmals in zwei Jahren leicht verschlechtert. Der entsprechende Index fiel im ersten Quartal auf 24 Punkte von 26 Punkten im Vorquartal, wie aus dem sogenannten „Tankan“-Bericht der Notenbank hervorgeht. Auch die Börse ist von ihren im Jänner erzielten Höchstständen wieder etwas zurückgekommen.
Die Inflationsrate liegt ebenfalls weiter deutlich unter der Zielmarke. Der Anstieg der Verbraucherpreise hat sich im März sogar verlangsamt. Unter Ausschluss der schwankungsanfälligen Nahrungsmittelpreise lag die Inflationsrate bei 0,9 Prozent. Die Notenbank geht weiter davon aus, dass die Teuerung im nächsten und übernächsten Haushaltsjahr unter den angepeilten 2,0 Prozent bleiben wird.
Rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.