Mit dem Wahlausgang sind die politischen Unsicherheiten über die künftige Wirtschaftspolitik in der Türkei vom Tisch. Die AKP unter Erdogan (Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung) wird über 316 Sitze im Parlament verfügen. Das reicht für eine Regierungsbildung. Die AKP kommt damit entgegen den Erwartungen ohne einen Koalitionspartner aus. Für eine verfassungsrechtlich notwendige Mehrheit ist das noch zu wenig: das wäre für die Kapitalmärkte die positivste Variante gewesen. Nach einer Periode tiefer politischer Unsicherheiten sorgt das Wahlergebnis für eine Erleichterung an den türkischen Kapitalmärkten.
Die AKP sichert sich die Mehrheit im Parlament
Nachdem die Partei seit 13 Jahren an der Macht war, gewann die AKP am 1. November 2015 mit 49% der gesamten Stimmen eine weitere Wahl. Damit wird sie die Mehrheit stellen und alleine regieren. Die endgültigen; offiziellen Ergebnisse werden in 10 Tagen veröffenlticht.
Positiver „Schock“ für die Märkte – jetzt zurück zu den fundamentalen Daten
Der nächste wichtige Schritt für die Kapitalmärkte wird die Bildung der neuen Regierungsmannschaft sein. Es ist wahrscheinlich, dass die Regierung vor Ende 2016 vorgestellt wird, die neuen Verantwortlichkeiten im Finanz- und Wirtschaftsressort werden voraussichtlich im Dezember bekannt gegeben. Der nächste wichtigste Faktor für die Türkei wird das nächste Wirtschaftsprogramm sein. Die Strukturreformen und der Implementierungsprozess werden den Wachstumspfad der Türkei entsprechend beeinflussen. Betreffend der Einführung eines präsidentiellen Systems werden über die nächsten Monate noch intensive Diskussionen und Verhandlungen zwischen Präsident Erdogan und Ministerpräsident Davutoglu notwendig sein.
Verbesserter makroökonomischer Ausblick, interessante Bewertungsniveaus
Mit dem Wahlergebnis fällt ein Teil der politischen Unsicherheit ab, was sich auch positiv auf die türkische Währung auswirken wird. Die türkische Lire sollte gegenüber dem US-Dollar etwas stärker werden – der Wert fiel auf 2,92 vor der Veröffentlichung der Wahlergebnisse. Eine stärkere Währung würde auch den Druck auf die türkische Zentralbank reduzieren. Die Erwartungen für mögliche Zinserhöhungen aufgrund der schwachen Währung könnten damit wieder verschwinden. Für den Aktienmarkt sollte sich das Wahlergebnis auch positiv auswirken. Der türkische Aktienmarkt handelt zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 9 (basierend auf den Gewinnerwartungen für 2016). Damit liegt die Bewertung um 12% unter dem Niveau der Schwellenländer-Aktienmärkte insgesamt (Quelle: MSCI; Bloomberg).