Gastkommentar von Experte Ronald-Peter Stöferle
Der Öffentlichkeit wird Gold weiterhin häufig als schmutziges Metall präsentiert. Gold gilt als ökologisch unanständig, weil im Goldtagebau riesige Mengen an Gestein bewegt werden, und in seltenen Fällen, auch noch Quecksilber zum Einsatz kommt.
Gold gilt aber auch hinsichtlich der Arbeitsbedingungen in manchen Minen als schmutzig, mitunter wird sogar – meist polemisch – der Begriff „Blutgold“ in den Mund genommen.
Diese Betrachtungsweise greift bei genauerem Hinsehen jedoch zu kurz, denn sie berücksichtigt nur das Schürfen von neuem Gold und übersieht dadurch Wesentliches. Denn es gibt gute Gründe, warum Gold bereits heute ziemlich grün ist.
Unser gesamtes Dossier zum Thema Gold finden Sie hier: https://blog.de.erste-am.com/dossier/gold/
Gold ist unverbrauchbar und dank der Wiederverwertbarkeit besonders ökologisch
Gold wird seit mehr als 7.000 Jahren gefördert. In diesem Zeitraum wurden über 190.000 Tonnen Gold gewonnen, was einem Würfel mit einer Kantenlänge von 20,5 m entspricht.
Davon wurden über 50% seit den 1950er-Jahren abgebaut. Jährlich kommen aktuell ca. 3.300 Tonnen durch Neuproduktion dazu, die „Inflationsrate“ des Goldbestandes liegt also bei lediglich 1,7%.
Praktisch das gesamte jemals geförderte Gold ist nach wie vor verfügbar und kann wiederaufbereitet werden. Gold bleibt also in seiner reinsten Form nahezu ewig erhalten. Daher können die sozialen Kosten und die Umweltkosten der Goldförderung auf eine fast unendlich lange Zeitspanne aufgeteilt werden, was sie gegen Null konvergieren lässt.
Die Neuförderung von Gold emittiert relativ wenig CO2
Ein näherer Blick auf die CO2-Emissionen von Gold pro Werteinheit im Vergleich zu Kupfer, Aluminium, Stahl, Kohle, Zink und Blei hilft uns zu verstehen, wie groß der Vorteil des Goldes von der Förderung bis zur Veredelung gegenüber diesen Rohstoffen ist. Emissionsintensität pro Einheitswert, in kg CO2-Emissionen, in USD, 2018.
Zudem fallen bei Goldrecyclingprozessen 90% weniger CO2-Emissionen an, als bei der Goldförderung und etwa 25% des jährlichen Goldbedarfs werden allein durch Recycling gedeckt.
Auch wenn das Bessere immer der Feind des Guten sein wird, weswegen die Goldbranche weiterhin Anstrengungen unternehmen kann und muss, um den ökologischen Fußbadruck zu reduzieren, so ist, wie die obige Abbildung zeigt, die Goldbranche schon auf einem sehr guten Weg.
Ein höheres ESG-Rating fördert die Performance
Zur besseren Vergleichbarkeit der Unternehmen untereinander sowie der Entwicklung eines Unternehmens über die Zeit wurden in den vergangenen Jahren ESG-Ratings eingeführt, die das Abschneiden eines Unternehmens nach ökologischen (ecological) und sozialen (social) Kriterien sowie nach der Qualität der Unternehmensführung (governance) beurteilen.
Betrachtet man die zur Verfügung stehenden ESG-Ratings der größten Goldproduzenten, so zeigt sich, dass in den letzten 5 Jahren die Goldproduzenten mit den besten ESG-Ratings wirtschaftlich besser abgeschnitten haben als ihre niedriger bewerteten Konkurrenten.
Konkret hat Newmont Goldcorp sowohl bessere ESG-Ratings als auch eine bessere finanzielle Performance als sämtliche Peers erzielt.
Das überrascht nicht, denn Newmont wird häufig als Vorreiter in Sachen ESG genannt. So hat das Unternehmen beispielsweise mit dem Bau einer neuen Pipeline den Frischwasserverbrauch der Pete Bajo Mine um rund 470 Mio. Liter reduziert. Das Beispiel von Newmont zeigt, wie stark der Einsatz von Technologie den Sektor sicherer und umweltfreundlicher macht.[1]
Wie die Blockchain-Technologie bei der Erfüllung der ESG-Kriterien hilft
Die Goldbranche nutzt den technologischen Fortschritt aber auch dafür, um die Transparenz in der Goldgewinnung und im Goldhandel deutlich zu erhöhen. So wird die Blockchain-Technologie von den wichtigsten Bergbauunternehmen bereits dafür genutzt, die Herkunft des Goldes zu verfolgen und zu bestätigen.
Das so genannte Blutgold könnte damit in naher Zukunft endgültig Geschichte sein.
Die Blockchain-Technologie wird aber nicht nur für Investoren von Relevanz sein, sondern auch den wirtschaftlichen Erfolg der Bergbauunternehmen beeinflussen.
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO sieht eine mögliche Goldpreisprämie für Gold aus konfliktfreien Minen von 3% bis 5% in den kommenden Jahren. Die Rückverfolgbarkeit wird garantieren, dass sicherere und ESG-konforme Methoden über die gesamte Goldwertschöpfungskette eingeführt werden.
Dadurch sollten Bergbauunternehmen sicherer, sauberer und produktiver werden und höhere Erträge für alle Stakeholder entlang der Wertschöpfungskette generieren.
ESG in der Veranlagung
Als Reaktion auf den ESG-Boom sind in den letzten Jahren unterschiedlichste Ratings, Gütesiegel, Bewertungsmethoden und Datenbanken entstanden, die die nachhaltigen Investmentprodukte kennzeichnen.
Die Kriterien der bestehenden Ratings sind unserer Meinung nach jedoch oftmals sehr rigide. Die Förderung von Rohstoffen wird meist pauschal verteufelt und damit ein elementarer Teil unserer industrialisierten Welt in eine „böse“ Schublade gesteckt.
Zudem konnte sich bislang noch kein international anerkanntes Gütesiegel uneingeschränkt etablieren. Vielmehr ist zu beobachten, dass neue Gütesiegel wie Pilze aus dem Boden schießen und Konsumenten wie Berater eher verwirrt zurücklassen.
Häufig haben wir den Eindruck, dass diese Siegel, die auf der oberflächlichen Analyse von unzureichenden Kriterien beruhen, eher dem „Greenwashing“ dienen.
Solange es also keine einheitlichen und verlässlichen Standards gibt, verfolgen wir in unserer Veranlagung einen klaren „Best in Class“-Ansatz. Nachdem unser Länderfilter einzelne Jurisdiktionen ausgeschlossen hat, wählen wir ausschließlich Unternehmen aus, die nachgewiesenermaßen ESG ernst nehmen und entsprechende Maßnahmen gesetzt haben.
Investoren sollten das Thema ESG jedenfalls konsequent verfolgen. Deshalb werden wir proaktiv das Bewusstsein im Mining-Sektor für das Thema mit nüchterner und seriöser Analyse und klaren Prinzipien schärfen.
Der In Gold We Trust-Report 2020, der am 27. Mai 2020 erscheinen wird, wird wieder einen Schwerpunkt auf die ESG-Initiativen des Goldsektors legen. So planen wir ein Interview mit Terry Heyman vom World Gold Council, dessen „Responsible Gold Mining Principles“[2] als Benchmark für die Minenindustrie herangezogen werden.
Fazit
In der öffentlichen Wahrnehmung hat Gold einen ambivalenten Ruf. Einerseits gilt es als edles, wertbeständiges Metall, das sich sowohl als Schmuck als auch als Anlageinstrument großer Nachfrage erfreut. Andererseits schaden ökologisch und arbeitsrechtlich zweifelhafte Methoden insbesondere beim Goldabbau dem Ruf des Goldes.
Die zunehmende Erfüllung von ESG-Anforderungen im Goldsektor könnte daher die öffentliche Wahrnehmung der Goldbranche deutlich verbessern. Aufgrund seiner de facto Unverbrauchbarkeit ist Gold nüchtern betrachtet allerdings bereits heute ein ziemlich grünes Metall.
[1] Siehe zum Beispiel: National Mining: This is Mining, www.youtube.com/watch?v=M1Ubbyn2vrc
[2] World Gold Council: Responsible Gold Mining Principles
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.