In einer Periode, da Covid-19 der Weltwirtschaft stark zusetzt(e), unterzeichneten 15 Länder des Asien-Pazifik-Raumes am 15. November bei einem virtuellen Gipfel die Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP; „Asiatisch-Pazifische Wirtschaftsgemeinschaft“), was einen historischen Meilenstein im Globalisierungsprozess bedeutet. Die RCEP sollte in der zweiten Hälfte von 2021 in Kraft treten.
Wer ist involviert?
Die RCEP besteht aus zehn südostasiatischen Staaten (Brunei, Kambodscha, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam) sowie aus China, Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland.
Indien hatte zwar an den Verhandlungen in derem Frühstadium teilgenommen, entschloss sich jedoch letztes Jahr, sich aus selbigen zurückzuziehen. Es bestand die Sorge in Indien, dass seine Wirtschaftssektoren im Wettbewerb mit China nicht bestehen würden und niedrigere Zölle lokalen Produzenten schaden könnten. Als einer der ursprünglichen Verhandler kann Indien jedoch jederzeit der RCEP beitreten, sobald das Abkommen in Kraft tritt.
Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP)
Was macht die RCEP so wichtig?
Mit einem Markt von 2,3 Milliarden Menschen und einem Gesamtvolumen von USD 25,8 Billionen, d.h. 30% des globalen BIP, stellt die RCEP das weltgrößte Freihandelsabkommen dar. Der Binnenmarkt in der Asien-Pazifik-Region wird mindestens 92% der Zölle auf den Güterverkehr zwischen den teilnehmenden Ländern abschaffen.
Mehr als 65% der Dienstleistungssektoren werden vollkommen geöffnet, und die ausländischen Beteiligungslimits bei Branchendienstleistern, Telekommunikation, Finanzdienstleistern, dem Computersektor, sowie Distribution und Logistikdienstleistungen werden angehoben. Die Ursprungsregeln des Vertrages enthalten einheitliche Standards darüber, wie viel Wertschöpfung eines Produktes aus der Region kommen muss, um das Endprodukt für Zollfreiheit zu qualifizieren. Grenzüberschreitende Lieferketten über mehrere Staaten hinweg werden die Geschäftsentwicklung für Unternehmen besser planbar machen und selbige dazu animieren, mehr in der Region zu investieren.
Abgesehen vom wirtschaftlichen Wert verdeutlicht die RCEP auch die politischen Bestrebungen des Raumes, regionale Kooperationen zu stärken und somit die Abhängigkeit von externer Hilfe zu drosseln. Die RCEP bringt Länder mit komplizierten diplomatischen Beziehungen an einen Tisch. China, Südkorea und Japan, zum Beispiel, haben erstmals dasselbe Freihandelsabkommen unterzeichnet.
Wer wird vermutlich profitieren und wer nicht?
Die RCEP wird den Handel und die Wirtschaft generell in der Asien-Pazifik-Region deutlich ankurbeln. Laut dem Peterson Institute for International Economics, einem Think-Tank aus Washington, wird die RCEP zu einer dauerhaften Erhöhung des Weltwirtschaftsvolumens um USD 186 Mrd. und des BIP der Mitgliedsstaaten um 0,2% führen.
Diese Vorteile werden großteils China, Japan und Korea zufließen (USD 85 Mrd., 48 Mrd. und 23 Mrd.). Indonesien, Malaysia, Thailand und Vietnam werden ebenfalls zu den Gewinnern der RCEP zählen. Das Abkommen wird China auch zu einem politischen Gewinner machen, da es dem Land ermöglicht, sich im Zentrum des asiatisch-pazifischen Handels- und Finanznetzwerkes zu positionieren.
RCEP – der weltgrößte Binnenmarkt
Die USA haben sich nach Trumps Ernennung zum US-Präsidenten aus der Trans-Pacific Partnership (TPP), einem wichtigen Handelsabkommen, welches die Beziehungen mit etlichen Ländern in der Asien-Pazifik-Region (darunter Japan, Australien, Malaysia, Singapur und Vietnam) verbessert hätte, zurückgezogen.
Dieser Rückzug verringerte den US-Einfluss in der Wirtschaftsdiplomatie der Asien-Pazifik-Region deutlich. Zwar ist es wahrscheinlich, dass das Biden-Kabinett Trumps Agenda hinsichtlich des Auskommens mit Asien einer Korrektur unterziehen wird, doch ist unklar, ob die USA wieder einem Freihandelsabkommen in der Region beitreten werden.
Taiwan, ein weiterer wichtiger wirtschaftlicher Player in der Region, ist ebenfalls nicht Teil der RCEP. Taiwan generiert 62% seines BIP aus Handelstätigkeit, und die Teilnehmerstaaten aus dem RCEP-Abkommen zeichnen für 58% des gesamten taiwanesischen Handelsvolumens verantwortlich. Taiwan muss sich auf erhöhten Wettbewerb in wichtigen Exportmärkten wie z.B. China und Südkorea einstellen. Weitere taiwanesische Unternehmen könnten sich dazu gezwungen sehen, ihre Produktionsstätten aus Taiwan nach Südostasien zu verlegen.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.
Sehr interessant – danke… Solche Infos sollten wir öfter aus „kompetenter Hand“ bekommen, das hilft beim Beraten mehr als so manche schöne Präsentation…..