Erste Asset Management Blog

Ausblick 2021: Die 98% Wirtschaft

Ausblick 2021: Die 98% Wirtschaft
Ausblick 2021: Die 98% Wirtschaft
(c) APA-picturedesk
Beitrag teilen:

Die risikobehafteten Wertpapierklassen haben in den vergangenen Wochen eine sehr gute Ertragsentwicklung gezeigt. Die Aktienkurse sind weiter angestiegen und die Renditeaufschläge für das Kreditrisiko haben das Vor-Pandemie Niveau erreicht beziehungsweise sind auf dem besten Weg dorthin.

Wie passt das zusammen, wo doch zahlreiche Länder mitten in der zweiten Infektionswelle stecken? Was kann für nächstes Jahr erwartet werden?

Durchhaltevermögen

Das wohl wichtigste bestimmende Element für die Kapitalmärkte sind die positiven Impfstoffnachrichten. Effekte und sichere Impfstoffe haben das Potential, den negativen Zusammenhang zwischen Virusentwicklung und Mobilität zu brechen.

Aktuell sind die hohen Fallzahlen in den USA Besorgnis erregend. In Europa werden aufgrund der negativen Virusentwicklung in einigen Ländern die Lockdownmaßnahmen verlängert beziehungsweise verschärft.

Die Entwicklung von Sars-CoV-2 wird auch im Jahr 2021 die Volkswirtschaften und die Märkte maßgeblich beeinflussen. Denn es wird einige Monate dauern, bis ein genügend großer Anteil der Bevölkerung geimpft werden kann, um Herdenimmunität zu erreichen. Zudem hängt viel von der Impfbereitschaft der Leute ab.

Damit ist entscheidend, dass die Marktteilnehmer weiterhin die aktuell negativen Nachrichten von der epidemiologischen und der volkswirtschaftlichen Seite ignorieren und auf eine anhaltende Erholung des BIP-Wachstums und der Unternehmensgewinne setzen. Eine dritte Infektionswelle stellt ein wichtiges Risiko für die erste Jahreshälfte 2021 dar.

Die 98% Wirtschaft

Das Basisszenario lautet auf eine holprige, uneinheitliche und teilweise Erholung. „Holprig“ deshalb, weil das Bruttoinlandsprodukt in Europa im vierten Quartal schrumpfen wird und auch jenes in den USA im ersten Quartal fallen könnte.

In einem Risikoszenario könnte es ruppig bleiben. Neben einer weiteren Infektionswelle ist hier der Fokus auf ansteigende Unternehmenskonkurse gerichtet. „Uneinheitlich“ deshalb, weil einige Sektoren und Länder weniger stark von der Pandemie betroffen sind als andere. Die Einzelhandelsumsätze haben in vielen Ländern bereits das Niveau vom Jänner überschritten und die Industrieproduktion sowie die Exporte sind auf dem besten Weg dorthin.

Während der Gütersektor also einen V-förmigen, wenn auch holprigen, Erholungspfad zeigt, sind wenig überraschend einige Sektoren im Servicesektor (jene mit direkten Konsumentenkontakten) stark beeinträchtigt. „Teilweise“ deshalb, weil jüngste Forschungen darauf hindeuten, dass diese Sektoren auf Jahre hinaus beeinträchtigt bleiben.

Man spricht von der 98%-Wirtschaft. Nichtsdestotrotz schlägt die Aussicht auf Herdenimmunität eine nachhaltige Erholung der globalen Wirtschaft vor. Das Risiko liegt in einer ruppiger als erwarteten Erholung und in einem stärkeren bleibenden volkswirtschaftlichen Schaden.

Herausforderndes Umfeld

Das strukturelle Umfeld ist jedoch herausfordernd. Dabei hat die Pandemie zum Teil bestehende Trends verstärkt. Die Zinsen sind nahe null Prozent, die Zentralbankgeldmengen sind nach oben hin explodiert, die Staatsverschuldung ist kräftig angestiegen und die soziale Ungleichzeit hat weiter zugenommen.

Zudem erfordert der Klimawandel gewaltige Investitionen, fällt das Wachstum der Erwerbsbevölkerung immer weiter und steigt der Altenquotient immer mehr an. Darüber hinaus hat die Digitalisierung einen Schub nach vorne erhalten, schreitet der Aufstieg Chinas voran ebenso wie die Integration der Europäischen Union. Zu guter Letzt bedeutet eine US-Präsidentschaft unter Biden unter anderem die Wiederbelebung des Multilateralismus.

Sekundärrundeneffekte vs. Strukturwandel

Um nur einen wichtigen Trend beziehungsweise Zielkonflikt hervorzuheben: Nach den Rettungsmaßnahmen im heurigen Jahr sind weiterhin große Anstrengungen seitens der Wirtschaftspolitik notwendig, um Sekundärrundeneffekte- und Überwälzungseffekte von den direkt betroffen Sektoren (Servicesektor) auf die gesamte Volkswirtschaft einzudämmen und gleichzeitig den Wirtschaftskreislauf möglichst effizient zu halten.

Doch wie nachhaltig ist die Tendenz von Offline zu Online? Wie viel wird weiterhin im Internet gekauft werden, wie viel wird weiterhin zu Hause gearbeitet werden und wie viele Geschäftstreffen werden auch in Zukunft virtuell stattfinden? Für welche Unternehmen sollen Konkurse abgewendet werden, welche sind vom Strukturwandel negativ betroffen (Zombieunternehmen)?

Wie lange soll es für welche Sektoren Kurzarbeitsprogramme geben? Im Basisszenario sind anhaltende Unterstützungsmaßnahmen seitens der Fiskalpolitik sehr wahrscheinlich. Im Unterschied zur Situation nach der Großen Finanzkrise 2008/2009 werden die Budgetdefizite langsamer zurückgefahren werden.

Paradigmenwechsel

Innerhalb kurzer Zeit haben auf der wirtschaftspolitischen Ebene vier Paradigmenwechsel stattgefunden.

  1. Zentralbanken kaufen in sehr großem Ausmaß Staatsanleihen, mit denen die Staatsdefizite finanziert werden. Helikoptergeld zur Krisenbekämpfung ist mittlerweile ein konventionelles Werkzeug der Wirtschaftspolitik. Der Unterschied zwischen Geld- und Fiskalpolitik ist verschwommen.
  2. Das Wiederaufbauprogramm der Europäischen Union ist ein Schritt in Richtung Vergemeinschaftung der Schulden.
  3. Die Umstellung der Politik der US-amerikanischen Zentralbank (Fed) auf ein durchschnittliches Inflationsziel bedeutet, dass es auf absehbare Zeit keine Leitzinsanhebungen geben wird, auch wenn die Inflation ansteigt und die Arbeitslosenrate fällt.
  4. Die Signale der Fed und der Europäischen Zentralbank für ein Management der Zinskurve haben sich verdichtet. Deutliche Anstiege der Zinsen sind für das System schwer verkraftbar. Denn die Verschuldung im privaten und öffentlichen Sektor hat markant zugenommen und ein wichtiger Einflussfaktor für die außerordentlich gute Ertragsentwicklung der Kapitalmärkte in den vergangenen Jahrzehnten war das fallende Zinsniveau.

Konsensmeinung

Der Ausblick für die risikobehafteten Wertpapierklassen ist positiv, das heißt, Kursanstiege bei Aktien und Unternehmensanleihen mit einer niedrigen Kreditqualität, Kursrückgänge beim US-Dollar gegenüber einem Währungskorb und nur geringfügige Renditeanstiege (Kursverluste) bei Staatsanleihen mit einer hohen Kreditwürdigkeit.

Das kann mit der Erwartung einer anhaltenden wirtschaftlichen Erholung, den ultra-expansiven Geldpolitiken, den weiterhin unterstützenden Fiskalpolitiken und einer niedrigen Inflation begründet werden. Allerdings ist die Sichtweise zu 100 Prozent mit dem Konsens im Einklang.

Risiken

Risiken gibt es zahlreiche, denen noch dazu eine erhöhte Wahrscheinlichkeit innewohnt.

1) Die Bewertungskennzahlen der Wertpapierklassen sind bereits erhöht, das heißt, eine wirtschaftliche Erholung und ein kräftiger Anstieg der Unternehmensgewinne ab dem zweiten Quartal 2021 wird zu einem guten Teil in den Wertpapierkursen reflektiert.

2) Eine Konkurswelle und ansteigende Arbeitslosenraten, weil die Geld- und Fiskalpolitik zu früh die Unterstützungsmaßnahmen zurückfahren sowie eine dritte Infektionswelle könnten eine Erholung maßgeblich beeinträchtigen.

3) Die Inflation könnte überraschend signifikant ansteigen. Das würde zu Kursverlusten, das heißt, deutlichen Renditeanstiegen bei kreditsicheren Staatsanleihen führen, und damit den gesamten Kapitalmarkt unter Druck bringen (wenn die Zentralbanken dann nicht dagegenhalten).

Graue Rhinozerosse

Diese Risiken sind keine „schwarzen Schwäne“ (niedrige Wahrscheinlichkeit, starke Auswirkung), sondern eine Herde von grauen Rhinozerossen (erhöhte Wahrscheinlichkeit, ebenso starke Auswirkung), die nur darauf warten wütend zu werden.

Frei nach dem Buch von Michele Wucker „The Gray Rhino“. Auch wenn die positiven Impfstoffnachrichten Anlass für Optimismus geben, kann ein Portfolio nicht auf Autopilot (Erholung) gestellt werden.

Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.

REAGIEREN SIE AUF DEN ARTIKEL

WICHTIGE RECHTLICHE HINWEISE

Hierbei handelt es sich um eine Werbemitteilung. Sofern nicht anders angegeben, Datenquelle Erste Asset Management GmbH. Die Kommunikationssprache der Vertriebsstellen ist Deutsch und jene der Verwaltungsgesellschaft zusätzlich auch Englisch.

Der Prospekt für OGAW-Fonds (sowie dessen allfällige Änderungen) wird entsprechend den Bestimmungen des InvFG 2011 idgF erstellt und veröffentlicht. Für die von der Erste Asset Management GmbH verwalteten Alternative Investment Fonds (AIF) werden entsprechend den Bestimmungen des AIFMG iVm InvFG 2011 „Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG“ erstellt.

Der Prospekt, die „Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG“ sowie das Basisinformationsblatt sind in der jeweils aktuell gültigen Fassung auf der Homepage www.erste-am.com jeweils in der Rubrik Pflichtveröffentlichungen abrufbar und stehen dem/der interessierten Anleger:in kostenlos am Sitz der jeweiligen Verwaltungsgesellschaft sowie am Sitz der jeweiligen Depotbank zur Verfügung. Das genaue Datum der jeweils letzten Veröffentlichung des Prospekts, die Sprachen, in denen das Basisinformationsblatt erhältlich ist, sowie allfällige weitere Abholstellen der Dokumente, sind auf der Homepage www.erste-am.com ersichtlich. Eine Zusammenfassung der Anlegerrechte ist in deutscher und englischer Sprache auf der Homepage www.erste-am.com/investor-rights abrufbar sowie bei der Verwaltungsgesellschaft erhältlich.

Die Verwaltungsgesellschaft kann beschließen, die Vorkehrungen, die sie für den Vertrieb von Anteilscheinen im Ausland getroffen hat, unter Berücksichtigung der regulatorischen Vorgaben wieder aufzuheben.

Hinweis: Sie sind im Begriff, ein Produkt zu erwerben, das schwer zu verstehen sein kann. Bevor Sie eine Anlageentscheidung treffen, empfehlen wir Ihnen, die erwähnten Fondsdokumente zu lesen. Diese Unterlagen erhalten Sie zusätzlich zu den oben angeführten Stellen kostenlos am jeweiligen Sitz der vermittelnden Sparkasse und der Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG. Sie können die Unterlagen auch elektronisch abrufen unter www.erste-am.com.

Wichtig: Die im Basisinformationsblatt angeführten Performance-Szenarien beruhen auf einer Berechnungsmethodik, die in einer EU-Verordnung vorgegeben ist. Die künftige Marktentwicklung lässt sich nicht genau vorhersagen. Die dargestellten Performance-Szenarien zeigen nur mögliche Erträge auf, basieren dabei aber auf den Erträgen in der jüngeren Vergangenheit. Die tatsächlichen Erträge könnten niedriger ausfallen als angegeben.

Unsere Analysen und Schlussfolgerungen sind genereller Natur und berücksichtigen nicht die individuellen Merkmale unserer Anleger:innen hinsichtlich des Ertrags, der steuerlicher Situation, Erfahrungen und Kenntnisse, des Anlageziels, der finanziellen Verhältnisse, der Verlustfähigkeit oder Risikotoleranz.

Bitte beachten Sie: Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Fonds zu. Eine Veranlagung in Wertpapieren birgt neben den geschilderten Chancen auch Risiken. Der Wert von Anteilen und deren Ertrag können sowohl steigen als auch fallen. Auch Wechselkursänderungen können den Wert einer Anlage sowohl positiv als auch negativ beeinflussen. Es besteht daher die Möglichkeit, dass Sie bei der Rückgabe Ihrer Anteile weniger als den ursprünglich angelegten Betrag zurückerhalten. Personen, die am Erwerb von Investmentfondsanteilen interessiert sind, sollten vor einer etwaigen Investition den/die aktuelle(n) Prospekt(e) bzw. die „Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG“, insbesondere die darin enthaltenen Risikohinweise, lesen. Ist die Fondswährung eine andere Währung als die Heimatwährung des/der Anleger:in, so können Änderungen des entsprechenden Wechselkurses den Wert der Anlage sowie die Höhe der im Fonds anfallenden Kosten - umgerechnet in die Heimatwährung - positiv oder negativ beeinflussen.

Wir dürfen dieses Finanzprodukt weder direkt noch indirekt natürlichen bzw. juristischen Personen anbieten, verkaufen, weiterverkaufen oder liefern, die ihren Wohnsitz bzw. Unternehmenssitz in einem Land haben, in dem dies gesetzlich verboten ist. Wir dürfen in diesem Fall auch keine Produktinformationen anbieten.

Zu den Beschränkungen des Vertriebs des Fonds an amerikanische oder russische Staatsbürger entnehmen Sie die entsprechenden Hinweise dem Prospekt bzw. den „Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG“.

In dieser Mitteilung wird ausdrücklich keine Anlageempfehlung erteilt, sondern lediglich die aktuelle Marktmeinung wiedergegeben. Diese Mitteilung ersetzt somit keine Anlageberatung und berücksichtigt weder die Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen, noch unterliegt sie dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen.

Die Unterlage stellt keine Vertriebsaktivität der Verwaltungsgesellschaft dar und darf somit nicht als Angebot zum Erwerb oder Verkauf von Finanz- oder Anlageinstrumenten verstanden werden.

Die Erste Asset Management GmbH ist mit den vermittelnden Sparkassen und der Erste Bank verbunden.

Beachten Sie auch die „Informationen über uns und unsere Wertpapierdienstleistungen“ Ihres Bankinstituts.

Druckfehler und Irrtümer vorbehalten.