Mehr als fünf Jahre lang war ich in der Ersten Asset Management der Head of SRI. Unser neuer Leiter Nachhaltige Investments heißt Walter Hatak. Zeit für mich, meinen letzten ESG Letter Beitrag zu verfassen und Resümee zu ziehen.
Auf den Schultern von Giganten
Als ich vor fünf Jahren das Amt übernahm, war die Situation für mich nicht einfach. Ich war mit der Materie noch nicht vollständig vertraut und ein großer Teil des Teams war zuvor verlorengegangen. Was aber wesentlich wichtiger war: wir hatten ein fantastisches Team behalten. Ich kann mich bei allen nur dafür bedanken, was wir in den letzten fünf Jahren gemeinsam geschafft haben. Frei nach Newton ist es nicht schwierig, wenn man auf den Schultern von Giganten steht. Was mich sehr stolz macht, inzwischen besteht unser Team für Nachhaltige Investments nicht mehr nur aus Personen aus der Abteilung Responsible Investments, sondern geht weit darüber hinaus. Nachhaltigkeit ist kein Nischenthema mehr.
Ein alter Hund lernt keine neuen Tricks
Als ich vor fünf Jahren das Amt des Head of Responsible Investments übernahm, blickte ich auf fast 20 Jahre Investment Erfahrung im traditionellen Asset Management zurück. Ich hatte aber keinerlei persönliche Erfahrungen mit dem Thema Nachhaltigkeit und kannte vor allem die Vorurteile zu Performance und Risiko. Für mich als Person war es spannend und bereichernd „noch einmal von vorne anzufangen“ und mich in ein Thema hinein- und es mir auf meine Art zu erarbeiten. Nach fünf Jahren kann ich das nur weiterempfehlen. Es macht Spaß und das Feedback meiner KollegInnen scheint das alte Vorurteil zu widerlegen: auch alte Hunde können noch neue Tricks lernen. Nachdem das vielen in der Branche in den nächsten Jahren „blühen“ wird, kann ich ihnen nur sagen: Freuen Sie sich darauf!
The world in a nutshell
Die ersten ca. 20 Jahre meines Berufslebens bin ich ganz gut ohne Berücksichtigung des Themas Nachhaltigkeit ausgekommen. Die letzten fünf Jahre, war es einer der bestimmenden Faktoren. Ich habe damit das persönlich durchgemacht, was der Industrie als solcher in den nächsten Jahren bevorstehen wird. Derzeit kommt eine Reihe von Regulierungen auf EU-Ebene auf uns zu, die dazu führen werden, dass Nachhaltigkeit ein Teil aller Verkaufsgespräche und damit aller Produktdokumentationen, aller Investment Prozesse, aller Risikokontrollen, usw. werden wird. Gegeben der Erfahrungen mit ähnlich weitreichenden Änderungen wie MIFID, wird uns das als Industrie auf Jahre hinaus beschäftigen. Alle in der Industrie werden damit genau das machen müssen, was ich die letzten fünf Jahre erleben durfte.
Burning Love
Ich glaube, das Menschen, die das was sie machen, lieben, es besonders gut machen. Sie sind besser in dem was sie tun, wirken auf andere authentischer, weil sie es auch sind und fühlen sich selbst glücklicher mit dem was sie tun. Nach fast einem Vierteljahrhundert, in dem ich viele Portfoliomanager kennen lernen durfte, bin ich überzeugt, dass das im Asset Management genauso gilt, wie in jedem anderen Bereich. Wenn Beruf auch Berufung ist, kann man sich noch wundern, was alles geht. Eine der Stärken im Nachhaltigkeitsbereich ist es, dass die Menschen lieben was sie tun. Das spürt man. Und es steckt an.
Tell me a story
Überall in unserer Branche zerbrechen sich Heerscharen von Produktmanagern, Marketingagenturen oder Portfoliomanager die Köpfe, wie sie Investments in Stories verpacken. Sie nachfühlbar, erlebbar machen und den Kunden nicht mit Fachchinesisch langweilen. Wie heißt es so schön: Tue Gutes und sprich darüber. Das Nachhaltigkeitsthema bietet genau das im Übermaß. Stories zuhauf!
Die Schatzinsel
Als ich vor mehr als fünf Jahren als Head of Responsible Investments „den Dienst antrat“, waren nachhaltiges und traditionelles Asset Management in der EAM relativ klar getrennt. Berührungspunkte waren wenige vorhanden. Gegenseitiges Verständnis auch. Ich habe das nie verstanden. Ich habe das Thema Nachhaltigkeit immer als „Schatzinsel“ gesehen. Nachhaltigkeitsanalysten sitzen auf einer Menge von Informationen, die mal mehr, mal weniger und vielleicht auch einmal gar nichts für einen Investment Manager wert sind. Aber sie sind da und es wäre ein Fehler sie nicht zu nützen. Viele traditionelle Asset Manager sprechen z.B. davon, dass sie sich die Qualität des Managements oder die Kultur eines Unternehmens anschauen, wenn sie eine Investitionsentscheidung treffen. Das sind alles Fragen, bei denen Nachhaltigkeitsanalysten wichtige Inputs geben können. Um am Bild zu bleiben. Es ist relativ egal, auf welcher Seite der Schatzinsel man landet. Wichtig ist es, den Schatz zu heben. Daran haben wir in den letzten Jahren gearbeitet und das werden wir auch in den nächsten Jahren tun.
Should I stay or should I go
Ich hatte vor ein paar Monaten die Gelegenheit zu einem quasi „privaten“ Mittagessen mit Larry Fink, dem CEO des größten Asset Managers weltweit. Eines der Themen über die Larry reden wollte war Nachhaltigkeit. Schöner hätte man es nicht „erfinden können“, um zu zeigen, dass Nachhaltigkeit am Ziel angekommen ist. Das Thema ist gekommen, um zu bleiben. Für mich heißt das, dass ich in Zukunft zwar nicht mehr EAMs Head of Responsible Investments sein werde, mich aber als CIO weiterhin mit Nachhaltigkeit und dem Anlanden auf unserer Schatzinsel beschäftigen werde. Ein Chief Investment Officer wird in Zukunft automatisch auch Chief Sustainable Investment Officer sein. Und, denkt man an die Herausforderungen, die ausgehend von der europäischen Ebene, auf uns zukommen, sein müssen. Damit kann ich mich mit einem weinenden Auge aus der Verantwortung als Head of SRI zurückziehen und mit einem lachenden auf die weitere Tätigkeit als Chief Sustainable Investment Officer sein freuen.
Der König ist tot, es lebe der König.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.