Der Ausgang der US Präsidentschaftswahlen steht nach einem langen Wahlkampf fest. Der nächste Präsident der USA wird Donald Trump heißen. Zudem hat die Republikanische Partei die Mehrheit im Kongress behalten. Was bedeutet das für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte?
Ende der Blockade
In den USA waren die vergangenen Jahre von einer gegenseitigen Behinderung der Demokraten und der Republikaner geprägt. Diese Phase ist zu Ende. Generell steht Donald Trump für Veränderung, während Hillary Clinton den Status Quo repräsentiert. Die Programme der Republikanischen Partei und von Donald Trump sind allerdings nicht deckungsgleich. Die Kernfrage ist, wie das System der gegenseitigen Kontrolle (= Checks and Balances) in diesem Fall wirkt. D.h., die Unsicherheit besteht darin, welche Mischform aus den beiden Programmen tatsächlich umgesetzt werden wird.
Expansive Fiskalpolitik – höheres Wachstum
Hinsichtlich der Fiskalpolitik zeichnen sich Steuersenkungen und Ausgabenerhöhungen, aber vor allem höhere Infrastrukturinvestitionen ab. Das bedeutet sowohl ein ansteigendes Budgetdefizit als auch ein höheres Wirtschaftswachstum.
Restriktive Handelspolitik
Einer der wichtigsten Punkte der Aussagen von Donald Trump ist eine Aversion gegenüber der Globalisierung und dem freien Handel. Selbst wenn kein Handelskrieg ausgelöst wird, kann dennoch eine restriktive Politik wie selektive Erhöhungen von Zöllen erwartet werden.
Restriktive Einwanderungspolitik – niedrigeres Potenzialwachstum
Auch wenn einige der auffälligsten Aussagen wie die Ausweisung von illegalen Zuwanderern nicht umgesetzt werden, kann generell von einer restriktiven Einwanderungspolitik ausgegangen werden. Weil sich dadurch das Wachstum der arbeitsfähigen Bevölkerung abschwächen würde, impliziert eine solche Politik ein niedrigeres Potenzialwachstum.
Höhere Inflation
Die Kombination einer Verschlechterung des Potenzialwachstums (= des volkswirtschaftlichen Angebots) und einer Verbesserung des tatsächlichen Wachstums (= der volkswirtschaftlichen Nachfrage) impliziert einen höheren Inflationsdruck.
Mehr Leitzinsanhebungen
Für die Geldpolitik bedeutet das Umfeld mehr Leitzinserhöhungen als zurzeit in den Märkten eingepreist sind. Solange keine anhaltenden Turbulenzen auf den Märkten stattfinden, wird die US-amerikanische Zentralbank den Leitzinssatz im Dezember anheben.
US-Dollar neigt zur Festigung
Das Zusammenspiel einer expansiven Fiskalpolitik und einer weniger expansiven Geldpolitik bedeutet einen zunehmenden Festigungsdruck für den US-Dollar. Das wiederum würde das mögliche Ausmaß von Leitzinsanhebungen dämpfen. Dem steht eine mögliche langfristige Erosion des Vertrauens in die wichtigste Reservewährung der Welt gegenüber.
Renditeanstiege
In diesem Szenario erleben die Renditen von US-Staatsanleihen einen Aufwärtsdruck. Ähnlich wie bei der Geldpolitik würde das Ausmaß der möglichen Renditeanstiege von einer Festigung des US-Dollar gedämpft werden.
Gemischtes Bild für Aktien
Die Aussicht für die Aktien und das wirtschaftliche Umfeld in anderen Ländern ist gemischt. Einem höheren Wachstum und Steuersenkungen stehen eine erhöhte Unsicherheit, mehr Leitzinsanhebungen ein festerer US-Dollar und eine restriktive Handelspolitik gegenüber.
Politische Überwälzungen
Auch die politischen Überwälzungen auf globaler Ebene dürfen nicht vernachlässigt werden. Denn die Anti-Establishment Bewegung erhält durch die Wahl von Donald Trump auf globaler Ebene Auftrieb. In diesem Zusammenhang sind die bevorstehenden Wahlen in Italien, den Niederlanden, Frankreich und in Deutschland von besonderer Relevanz.