US-Börsen: Volatilität nimmt zu
Nach einem erfreulichen Start in die US-Berichtssaison hat sich das Blatt an den US-Börsen in der vergangenen Woche gewendet. Enttäuschende Ergebnisse aus der Technologiebranche überschatteten die starken Zahlen von US-Großbanken und sorgten dafür, dass der Dow Jones seine Jahresgewinne vollständig ausradierte und auf Jahressicht in den negativen Bereich abrutschte. Der Technologieindex Nasdaq Composite steht dagegen im Vergleich zum Jahresbeginn noch im Plus, büßte jedoch alleine im Monat Oktober bisher rund 850 Punkte ein und steuert damit auf den schwächsten Oktober seit dem Jahr 2008 zu. Ein kurzer Erholungsversuch am Donnerstag blieb dabei vergeblich.
Zum Wochenschluss belasteten vor allem die schwachen Ergebnisse von Amazon und der Google-Mutter Alphabet. Beide Konzerne enttäuschten trotz Gewinnen in Milliardenhöhe die sehr hoch gesteckten Markterwartungen. Bei beiden Konzernen fiel der Quartalsumsatz schwächer als erwartet aus, zudem fanden Analysten und Anleger das Wachstumstempo der beiden Unternehmen nicht ausreichend. Einige Tage zuvor hatten bereits die Ergebnisse des Computer-Urgesteins IBM mit Rückgängen sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn enttäuscht. Erfreuliche Zahlen von Intel und Facebook halfen der pessimistischen Grundstimmung dagegen nicht.
Investoren blicken bereits auf das Jahr 2019
Die Unternehmenszahlen sind jedoch nicht allein ausschlaggebend für das derzeit volatile Sentiment. Experten zufolge konzentrieren sich die Investoren bereits verstärkt auf die Aussichten für das Jahr 2019 und hier haben sich die Gewinnaussichten für Unternehmen aufgrund der makroökonomischen Entwicklungen zuletzt eingetrübt. Die laufenden Handelskriege, stärker schwankende Ölpreise aufgrund politischer Spannungen zwischen den USA und Saudi-Arabien, der Haushaltsstreit zwischen der EU und Italien und die stockenden Brexit-Verhandlungen schüren zunehmend Sorgen um den Zustand der globalen Konjunktur.
So fiel der jüngste US-Konjunkturbericht, das sogenannte „Beige Book“, der Federal Reserve (Fed) verhalten aus und konstatierte der US-Wirtschaft zwar ein robustes, aber weniger dynamisches Wachstum. Im dritten Quartal fiel das annualisierte Wachstum mit 3,5 Prozent deutlich schwächer aus als im Vorquartal (Q2 2018: 4,3 Prozent), blieb jedoch knapp über den Erwartungen.
Laut Fed wird die US-Wirtschaft vor allem durch die Unsicherheit über die weiteren Entwicklungen in der Handelspolitik belastet. Die USA streitet derzeit vor allem mit China über deren Handelspolitik. Die Volksrepublik leidet ebenfalls unter dem Konflikt mit den USA und verzeichnete im dritten Quartal 2018 mit 6,5 Prozent zum Vorjahreszeitraum das schwächste Wachstum seit 2009.
Zusätzlich verschärft wird die Lage an den Aktienmärkten durch die steigenden Leitzinsen in den USA. Erst im September hat die Notenbank ihren Leitzinskorridor auf 2,00 bis 2,25 Prozent angehoben und bis Ende 2019 vier weitere Schritte signalisiert. Einige Notenbanker haben sich sogar noch für einen weiteren Schritt 2018 ausgesprochen. Durch die höheren Zinsen haben auch die US-Anleihenrenditen wieder deutlich angezogen. Die höhere Verzinsung am Anleihenmarkt macht Investments in Aktien tendenziell unattraktiver und hatte zuletzt die Aktienbörsen belastet.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen