Die US-amerikanische Zentralbank (Fed) hat im Rahmen der Sitzung am 28. Oktober Hinweise für eine Anhebung des Leitzinssatzes im Dezember gegeben. Eine Neigung für Zinsanhebungen wird als „tightening bias“ bezeichnet.
Sobald es die Datenlage erlaubt, wird die Fed denn Leitzinssatz von quasi Null Prozent anheben. Das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Leitzinsanhebungen werden dabei niedrig bleiben. Auf globaler Ebene herrscht ein Deflationsdruck (Druck für fallende Preise und Löhne), der feste US-Dollar hat bereits jetzt negative Auswirkungen auf die US-Wirtschaft, die Finanzmärkte sind nach wie vor instabil und der sogenannte natürliche Zinssatz, bei dem Vollbeschäftigung und stabil niedrige Inflation herrschen, ist in den vergangenen Jahren deutlich gefallen. Der Ausblick für die riskanten Finanzmarktsegmente bleibt kurzfristig positiv, auf mittlere Sicht aber in der Schwebe.
Forward Guidance
Der „tightening bias“ kann vor allem mit einem Kernsatz in der veröffentlichten Erklärung begründet werden: Eine Zinsanhebung im Dezember ist dann gerechtfertigt, wenn die Zentralbank weitere Fortschritte in der Erreichung der beiden Mandate Vollbeschäftigung und zwei Prozent Inflation sieht. In den vergangenen Wochen haben unterschiedlichen Aussagen der Zentralbankmitglieder für Verwirrung gesorgt. Nunmehr funktioniert die Vorbereitung des Marktes auf die zukünftige Geldpolitik besser (Forward Guidance),
Phillips-Kurve
Ein vielfach verwendetes Konzept von Zentralbanken ist die Phillips-Kurve. Sie beschreibt den Zusammenhang zwischen Arbeitslosenrate und Inflation. Generell gilt: je höher die Arbeitslosenrate, desto niedriger die Inflation. Wichtig ist, dass es dabei zwei Arten gibt, die sich darin unterscheiden, ob die Inflationserwartungen der Unternehmen, der Konsumenten und des Marktes stabil sind oder nicht.
Stabile Inflationserwartungen
Wenn die langfristigen Inflationserwartungen stabil sind, konvergiert die aktuelle Inflationsrate in Richtung des Inflationsziels, wenn Vollbeschäftigung erreicht ist. Diesem Lager kann die US-amerikanische Zentralbank zugeordnet werden.
Fallende Inflationserwartungen
Wenn die langfristigen Inflationserwartungen allerdings nicht stabil sind, also zum Beispiel nach unten rutschen, bleibt die Inflation zu niedrig, auch wenn Vollbeschäftigung erreicht ist. Um einen Anstieg der Inflationserwartungen zu herbeizuführen, muss für eine längere Zeit Hochkonjunktur herrschen, die zu einem zunehmenden Lohndruck führt. Das ist schwer zu bewerkstelligen, wenn die Leitzinsen bereits bei null Prozent angelangt sind. In dieses Lager gehört die Europäische Zentralbank (EZB), die am 22. Oktober Hinweise für eine weitere geldpolitische Lockerung gegeben hat (loosening bias).
Festigung des US-Dollars gegenüber dem Euro
Die unterschiedlichen geldpolitischen Neigungen der Fed und der EZB führen zu einer Festigung des US-Dollar gegenüber dem Euro. Das dämpft die Wirtschaft in den USA und unterstützt die Wirtschaft in der Eurozone. Dadurch wird in den USA das Ausmaß der möglichen Leitzinsanhebungen und in der Eurozone das Ausmaß der möglichen Lockerungen gedämpft. Währungen und Leitzinsen sind kommunizierende Gefäße.