Wenn ich zurückdenke an meinen ersten Schulausflug in die Raffinerie Schwechat, habe ich vor allem die herrlichen Frankfurter in der Kantine in Erinnerung. Die hochkomplexen Prozesse, die zur Raffination von Erdöl notwendig sind, stellen selbst für einen Erwachsenen keine leichte Kost dar.
Raus aus dem Öl – mit persönlicher Vorgeschichte
Dabei sollte mir der Bezug zu Erdöl eigentlich in die Wiege gelegt sein. Nach einem kurzen Abstecher in Wien, bin ich im größten Erdölfeld Mitteleuropas aufgewachsen. Mein Opa war ein sehr erfolgreicher Bohrmeister während der russischen Besatzung (und natürlich darüber hinaus). Zu Zeiten als man Begriffe wie Arbeits- und Sicherheitsstandards nicht einmal aus dem Fernsehen kannte.
Die Winter waren damals noch echte Winter, also im negativen Temperatursinn, sodass man, um nicht zu erfrieren, einen Teil des Öls in Gruben füllte und anzündete.
Glücklicherweise entschied sich mein Vater für dieselbe Branche, weil er dadurch meine Mutter kennenlernte. Im Gegensatz zum Opa schlug er allerdings keine technische Laufbahn ein, sondern machte Karriere als Vorstand in der OMV.
Wozu diese persönliche Vorgeschichte?
Als Leiter der ESG-Abteilung der Erste AM habe ich, gemeinsam mit meinem Team, Anfang des Jahres eine durchaus radikale Entscheidung getroffen – raus aus Öl in unseren vom österreichischen Umweltzeichen geprüften Nachhaltigkeitsfonds.
Dialog oder Ausschluss? Beides!
Ein Ausschluss von Erdölunternehmen kann aus ethisch-moralischen Motiven erfolgen. Sie möchten beispielsweise über Ihren Fonds keine Beteiligung an Unternehmen, die zu den größten Treibhausgasemittenten gehören und dadurch maßgeblich zum Klimawandel beitragen.
Es kann aber auch Risikogesichtspunkten erfolgen, um z.B. die Pariser Klimaziele zu erfüllen. Das heißt die Erderwärmung möglichst unter 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu beschränken, wird es zunehmend Beschränkungen geben, was die Verbrennung von fossilen Brennstoffen betrifft.
Sie möchten deshalb keine Unternehmen in Ihrem Portfolio, bei denen Sie aufgrund von „stranded assets“ (Rohölvorkommen die zwar in der Bilanz der Unternehmen angeführt werden, jedoch aufgrund des Klimawandels im Boden bleiben müssen) langfristig mit größeren Verlusten rechnen.
Unabhängig davon, was die Motivation für den Ausschluss der Erdölunternehmen war- die Entscheidung hat zur Folge, dass die betroffenen Unternehmen für Ihren Fonds nicht mehr investierbar sind.
Bei Hauptversammlungen Umdenken bewirken
Dadurch würden wir allerdings auch die Möglichkeit verlieren, bei Hauptversammlungen von Erdölunternehmen als Aktionäre aufzutreten und Druck zur Veränderung zu erzeugen. Neben Ausschlusskriterien ein noch größerer Hebel zur Transformation der Wirtschaft.
Seit 2015 üben wir die Stimmrechte basierend auf unserer eigenen Nachhaltigkeits-Policy für alle Fonds der Ersten AM (somit auch für traditionelle Fonds) aus. Deshalb bleibt der sehr konstruktive Dialog mit der OMV (wir sind hier Lead-Investor der internationalen Investorenvereinigung Climate Action 100+) selbstverständlich aufrecht.
Pionier in der Nachhaltigkeit in Österreich
Da wir in der Erste AM somit die Möglichkeit haben, das Beste aus beiden Welten zu kombinieren, fiel die Entscheidung sehr rasch, die neuen Bestimmungen des österreichischen Umweltzeichen freiwillig vorzuziehen und sie bereits jetzt einzuhalten. Damit gehen wir den seit 2001 eingeschlagenen Weg als nachhaltiger Pionier und Marktführer konsequent weiter.
Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre und ausreichend (fossilfreie) Energie in diesen äußerst schwierigen Tagen.
Unser Dossier zu Umdenken bei Energieerzeugung und -verbrauch finden Sie unter: https://blog.de.erste-am.com/dossier/strom-energie/
Wichtige rechtliche Hinweise:
Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.