In nicht einmal mehr zwei Wochen wird Donald Trump nach 2016 zum zweiten Mal als Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Die Rückkehr Trumps ins Weiße Haus und seine möglichen Pläne sorgen schon Vorweg für Aufsehen. So stellte der designierte US-Präsident in dieser Woche teils abstrus anmutende Forderungen auf, wie etwa dass Dänemark Grönland an die USA verkaufen solle und dass Kanada als 51. Bundesstaat in die Vereinigten Staaten eingegliedert wird.
Während also Trumps außenpolitische Vorstellungen bereits jetzt international für Unruhe sorgen wird an den Börsen mit Spannung erwartet, mit welchen wirtschaftspolitischen Weichenstellungen er in seine zweite Amtszeit startet. Das Hauptaugenmerk gilt dabei den geplanten Zöllen des Republikaners. Börsianer befürchten, dass die Zölle zu neuen Handelskriegen, aber auch zu einem Erstarken der Inflation führen könnten. Was ist sonst noch von Trumps Politik zu erwarten?
Höhere Zölle gegen Handelsdefizit
Trump hatte bereits im Wahlkampf weitreichende Zölle angekündigt. Er argumentiert, dass US-Firmen dann wieder stärker in den USA produzierten und damit Arbeitsplätze geschaffen würden. Gleich zum Start seiner Amtszeit will Trump hohe Importzölle auf alle Waren aus Mexiko und Kanada sowie zusätzliche Zölle auf Waren aus China verhängen. Laut einem Bericht des Fernsehsenders CNN von Mittwoch könnte Trump eine nationale Wirtschaftsnotlage ausrufen, um eine Grundlage für die Ausrufung neuer Zölle zu schaffen.
Mit den Zöllen will Trump gegen das chronisch hohe Handelsdefizit der USA ankämpfen. Dem designierten Präsidenten ist es ein Dorn im Auge, dass die USA im Austausch mit vielen Handelspartnern mehr importieren als exportieren. Zuletzt hat sich das US-Handelsdefizit weiter ausgeweitet. Die Importe übertrafen die Exporte im Dezember wertmäßig um 78,2 Mrd. Dollar, wie das US-Handelsministerium mitteilte. Trump hatte bereits während seiner ersten Amtszeit Strafzölle gegen viele Länder erhoben, am hohen Handelsdefizit hat sich damals allerdings nichts geändert.
Betroffen von den Zöllen ist aber auch Europa. Trump drohte der EU mit Zöllen, sollte diese nicht mehr Öl und Gas aus den USA importieren. Doch schon die Zölle gegen Mexiko, Kanada und China würden Europa betreffen, und hier vor allem die deutsche Autoindustrie. Viele Hersteller und Zulieferer nutzen Mexiko als billigen Produktionsstandort und bedienen von dort aus auch den US-Markt.
Sowohl die europäische als auch die US-Autoindustrie wären von Trumps Zollplänen betroffen. Bildquelle: unsplash
Noch härter als die deutsche Autobranche könnte es aber die US-Hersteller selbst treffen, die Zulieferteile aus Mexiko beziehen. Auch Autoteile sollen nach Trumps Ankündigung unter die neuen Zölle fallen. Branchenkreisen zufolge hoffen die deutschen Autobauer daher auf einen Schulterschluss mit den US-Konkurrenten, um Trump noch von seinen Zollplänen abzubringen.
Trumps Pläne könnten Handelskrieg provozieren
Experten befürchten auch, dass die hohen Zölle Vergeltungsmaßnahmen der betroffenen Länder und damit Handelskriege provozieren könnten. Vor allem China könnte zurückschlagen, immerhin hat Trump auf chinesische Importe Zölle von bis zu 60 Prozent in Aussicht gestellt. Peking stellt sich bereits auf eine harte Auseinandersetzung mit Washington ein und machte schon deutlich, dass es in der Lage ist, zurückzuschlagen.
Als die US-Regierung im Herbst wieder neue Chip-Sanktionen gegen chinesische Unternehmen verkündete, reagierten die Chinesen ungewöhnlich hart. Peking leitete nicht nur eine kartellrechtliche Untersuchung gegen den US-Chiphersteller Nvidia ein. Die chinesische Regierung untersagte zudem den Export essenzieller Mineralien in die USA, die für die Chipproduktion unerlässlich sind. Als Antwort auf drohende US-Zölle erwägen Chinas Spitzenpolitiker Insidern zufolge mittelweile auch eine Abwertung der Landeswährung Yuan.
Die chinesische Staatsführung plant bereits Maßnahmen, um sich für die drohenden US-Zölle zu wappnen. Bildquelle: Yue Yuewei Xinhua / Eyevine / picturedesk.com
Von dem Handelskonflikt mit China könnte wiederum auch Europa betroffen sein. Peking könnte Experten zufolge versuchen, billige chinesische Produkte verstärkt auf dem europäischen Markt abzusetzen und die deutsche Industrie damit unter Druck setzen. Neben dem bereits brodelnden Streit um chinesische E-Autos könnte es damit auch zu neuen Konflikten zwischen Brüssel und Peking kommen.
Droht ein Comeback der Inflation?
Ökonomen warnen auch davor, dass die hohe Importzölle die Verbraucherpreise in den USA in die Höhe treiben könnten. US-Firmen können Produkte, die sie aus Kanada, Mexiko oder China beziehen, nicht von heute auf morgen mit heimischer Produktion ersetzen. Die höheren Kosten, die durch die Importzölle für die Waren anfallen, dürften die Unternehmen an die Verbraucher weitergeben und so die Inflation wieder anheizen.
Damit würde der Spielraum der US-Notenbank für die von den Börsen erhofften Leitzinssenkungen schrumpfen. Auch die Notenbank selbst hatte zuletzt einen langsameren Zinssenkungskurs signalisiert. Die US-Notenbanker gehen nun davon aus, dass sie bis Ende 2025 nur zwei Zinssenkungen um jeweils einen Viertelprozentpunkt vornehmen werden. Dies ist ein halber Prozentpunkt weniger als noch im September erwartet.
Aktuelle Wirtschaftsdaten zeigen nach oben
Aktuelle US-Wirtschaftsdaten zeigten jedenfalls nach oben, lassen Zinssenkungen damit aber auch etwas weniger wahrscheinlich erscheinen. Verantwortlich für den Aufschwung waren zuletzt vor allem die Dienstleister, während die Industrie schwächelte. Der am Dienstag gemeldete ISM-Index der Dienstleister lag mit 54,1 Punkten über den von Volkswirten erwarteten 53,5 Zählern.
Das Konjunkturbarometer signalisierte damit eine überraschende Stimmungsaufhellung im Dienstleistungssektor. Die Nachfrage nach Personal ist in den USA zudem überraschend gestiegen. Die Zahl der offenen Stellen legte Ende Dezember stärker als gedacht auf rund 8,1 Mio. zu, wie das US-Arbeitsministerium mitteilte.
US-Konjunktur brummt weiterhin
Das US-Bruttoinlandsprodukt legte im dritten Quartal aufs Jahr hochgerechnet um 3,1 Prozent zu, wie das US-Handelsministerium im Dezember mitteilte. Getragen wurde die Konjunktur in den Sommermonaten von den privaten Konsumausgaben, die sich mit 3,7 Prozent etwas stärker erhöhten als zunächst ermittelt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Wachstumsprognose für die USA kürzlich ebenfalls angehoben und rechnet für das zu Ende gegangene Jahr mit einem Plus von 2,8 Prozent.
Gewinner und Verlierer aus Branchensicht
Damit startet die US-Konjunktur mit positiven Vorzeichen ins neue Jahr. Herausforderungen könnte Trumps beginnende Amtszeit aber nicht nur für die Handelsbeziehungen, sondern auch für einzelne Branchen bringen. So dürfte der Pharmasektor nicht nur unter Zöllen auf importierte Komponenten leiden. Trump will hohen Medikamentenpreisen den Kampf ansagen, zudem will er den bekennenden Impfgegner Robert F. Kennedy Jr. zum Gesundheitsminister machen.
Auf Unterstützung kann hingegen die Ölindustrie hoffen. Trump möchte die US-Ölproduktion erhöhen und die Branche ankurbeln. Rüstungskonzerne könnten von Trumps geplanten Ausgabenerhöhungen in diesem Bereich profitieren. Sorgen macht einigen Ökonomen hingegen die mögliche Staatsverschuldung die Trumps geplanten Steuersenkungen und Ausgaben nach sich ziehen könnte.